Mittwoch, 20. Juni 2012

Wolfgang Kraushaar: Die Occupy-Bewegung

Einer der ausschlaggebenden Gründe für diesen kaum fassbaren Erfolg ist die Faszination, wie einfach sich das Private im World Wide Web verbreiten läßt. Die private und die virtuelle Dimension durchdringen sich wechselseitig. Effekt ist dabei ein narzisstischer Kitzel, der eine der wesentlichen Antriebsfedern für die rasante Verbreitung darstellt. Ein anderer Grund dürfte allerdings auch in der damit verbundenen Möglichkeit liegen, Formen staatlich oder privatwirtschaftlich praktizierter Zensur zu umgehen. Auch in westlich geprägten Ländern ist es möglich, auf diesem Wege Aufmerksamkeit für unterdrückte Nachrichten herzustellen. Diese Art von Gegeninformation ist zwar eher ein Nebenprodukt sozialer Netzwerke, allerdings eines, das in bestimmten politischen Situationen eine außerordentliche Bedeutung gewinnen kann. Der jüngeren, gebildeten Generation steht damit im digitalen Zeitalter ein Instrumentarium zur Verfügung, von dem andere Protestgenerationen nur hätten träumen können. Im Handumdrehen können nicht nur Informationen ausgetauscht, sondern auch Film-, Ton- und andere Dokumente verbreitet werden, die politisch brisante Ereignisse, Zwischenfälle und Skandale öffentlich machen können.

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