Sonntag, 8. Juli 2012

Karl-Rudolf Korte: Das Ende der beschaulichen Demokratie

Der Wähler verhält sich stabil und gleichzeitig ambivalent – und er neigt zu Anachronismen. Er wünscht rasche Entscheidungen, möchte aber intensiv und auf den unterschiedlichsten Ebenen einbezogen sein. Momentan scheinen die Piraten am besten auf dieses Profil zu reagieren: »Gemeinsam allein sein« lautet ihre Botschaft an den Wähler. Die Kombination des uneindeutigen Andersseins mit Strukturen einer herkömmlichen Partei, deren Mitglieder auch in Fußgängerzonen analog Unterschriften sammeln und sich nicht als Politik-Profis, sondern als ständig Lernende geben, kommt an. Unter solchen Vorzeichen ist es nicht einfach, Mehrheiten zu finden. Wer das Überraschende erwartet, bleibt strategiefähig. Regierungsbeteiligungen mit den Piraten können nicht mehr ausgeschlossen werden, neue Themen suchen sich neue politische Konstellationen. Die dramatisch wachsenden Mitgliederzahlen bei den Piraten zeigen, dass die Begeisterung für die Partei nicht nur flüchtig ist. Dabei geht es weniger um ein neues Politikfeld wie zum Beispiel die Netzpolitik als vielmehr um eine Online-Interpretation sämtlicher politischen Prozesse.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Sie sind herzlich zu Kommentaren aufgefordert und eingeladen!