Montag, 27. August 2012

Hans Schuh: Die Hungertreiber

So folgen quasi automatisch Agrarpreise den steigenden Erdölpreisen. "Bushel-Barrel-Korrelation" heißt das in der Fachsprache, Fass koppelt an Scheffel (bushel). Die Getreide-Ölpreis-Kopplung beruht auf einem einfachen Prinzip: Steigen die Spritpreise, wird mehr Ackerfläche für die Ethanol-Produktion genutzt. Diese Fläche fehlt für die Erzeugung von Nahrungs- und Futtermitteln, die sich infolge der Flächenkonkurrenz ihrerseits verteuern. Denn Farmer produzieren bevorzugt das, was ihnen pro Hektar den größten Gewinn verheißt.
Die Bushel-Barrel-Korrelation trifft die Armen doppelt: Steigt der Ölpreis, müssen sie gleich für zwei Grundbedürfnisse, Nahrung und Energie, tiefer in die Tasche greifen. Und diese Kopplung wird sich verstärken. Denn nicht nur die Deutschen, auch die EU und die USA wollen ihre Biospritanteile in Zukunft drastisch erhöhen. Spätestens dann sind Hungerrevolten programmiert.
(Aus: "Die Zeit", 23. August 2012, S. 29)


Mein Blog befasst sich in einem umfassenden Sinn mit dem Verhältnis von Wissen, Wissenschaft und Gesellschaft. Ein besonderes Augenmerk richte ich dabei auf die Aktivitäten des Medien- und Dienstleistungskonzern Bertelsmann und der Bertelsmann Stiftung.

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