Donnerstag, 12. Dezember 2013

Jürg Dedial: Piskorski - Die Verjagten Verfrachtet durch ganz Europa - Das Thema von Flucht und Vertreibung wird im deutschsprachigen Raum zumeist mit einer deutschlastigen Optik behandelt. Ein umfangreiches Werk des polnischen Historikers Jan M. Piskorski korrigiert diese oft einseitige Betrachtungsweise. - Rezension zum Buch: Jan M. Piskorski, Die Verjagten. Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts, Siedler-Verlag, Berlin 2013. 432 S.

Der Text widmet sich ausführlich den Massenvertreibungen von Serben im Ersten Weltkrieg, von Armeniern und Griechen, den furchtbaren Verfolgungen und Deportationen unter Stalin und dann der Vertreibung von «nichtarischen» Volksgruppen durch die Nazis zu Beginn des Zweiten Weltkriegs. Im Einklang mit der nationalsozialistischen Rassenlehre sollte hier den «heim ins Reich» geholten Volksdeutschen neuer Lebensraum verschafft werden, noch ehe die Hitler-Barbarei im Wahnsinn des Holocausts gipfelte. Dass das prekäre Glück der Neuzuzüger auf Kosten anderer nicht einmal drei Jahre dauerte, ist die bittere und brutale Ironie der Geschichte, die immer mehr von Rache und Vergeltung geprägt wurde. Die letzte grosse Woge von Flucht und Vertreibung setzte schliesslich mit dem Vorrücken der Roten Armee und der Konsolidierung der Sowjetmacht in Osteuropa ein – eine gigantische Woge menschlichen Leids, die sich jetzt nach Westen wälzte und deren Wunden bis heute nicht vollständig verheilt sind.

Mein Blog befasst sich in einem umfassenden Sinn mit dem Verhältnis von Wissen, Wissenschaft und Gesellschaft. Ein besonderes Augenmerk richte ich dabei auf die Aktivitäten des Medien- und Dienstleistungskonzern Bertelsmann und der Bertelsmann Stiftung.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Sie sind herzlich zu Kommentaren aufgefordert und eingeladen!