Samstag, 10. Januar 2015

Anton Holzer: Verbotene Bilder. Die Faszination entblösster Körper - eine Geschichte der erotischen und pornografischen Fotografie

"Wir sollten uns also hüten, das normative Regelwerk, das über Zulassung und Verbot wacht, als eherne, unverrückbare Grenze zu sehen. Vielmehr ist der Umgang mit Erotik und Pornografie immer von Mehrdeutigkeiten und Paradoxien geprägt. Je nach Land, Publikum, sozialer Schicht, medialer Öffentlichkeit und gesellschaftlichen Gebrauch der Bilder kann die Trennungslinie zwischen erlaubt und unerlaubt anders und oft sehr widersprüchlich verlaufen. Zudem ist die Unterscheidung zwischen akzeptierter Erotik und geächteter Pornografie, zwischen Zeigbaren und Unzeigbaren fliessend. Pornografisch ist eine Foto zumeist nicht per se, sondern nur dann, wenn sie durch explizite oder implizite Normen, Gesetze oder kollektive Zuschreibungen in eine gesellschaftliche Tabuzone gerückt wird. Michel Foucault hat diesen Zusammenhang Mitte der 1970er Jahre folgendermassen ausgedrückt: 'Die Geschichte der Pornografie ist eine Geschichte der Zensur. Pornografie wird gewissermassen durch die Zensur konstituiert.'"

Quelle: Neue Zürcher Zeitung, 10. Januar 2015 (Nr. 7, 236. Jg.), S. 23

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