Montag, 26. Januar 2015

Michael Brenner: Hoffnungen und Enttäuschungen. Frankreich, seine Juden und der Antisemitismus.

"Die Unterschiede lassen sich knapp so formulieren: In Deutschland wollte man die Juden erst zu guten Staatsbürgern erziehen und ihnen dann, sozusagen als Belohnung, die gleichen Rechte verleihen, die die anderen Deutschen bereits hatten. In Frankreich dagegen erhielten die Juden die staatsbürgerlichen Rechte als Ergebnis der Revolution mit ihrem Schlachtruf 'liberté, égalité, fraternité', mussten sich in den Augen der Mehrheit dieser Rechte aber immer wieder als würdig erweisen. So rief Napoleon 1806 und 1807 zwei Versammlungen mit Repräsentanten der jüdischen Bürger ein und legte ihnen einen Fragenkatalog vor, mit dessen Beantwortung sie zu bezeugen hatten, dass sie sich nur im Glauben von ihren christlichen Mitbürgern unterschieden. 1808 folgte dann der von jüdischer Seite als 'décret infâme' verdammte Erlass, der die Juden mit Gewalt aus ihren alten Berufen herausbringen und in neue hinrinzwängen wollte."

Quelle: http://www.nzz.ch/feuilleton/hoffnungen-und-enttaeuschungen-1.18468528

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