Mittwoch, 4. März 2015

Georg Klein: Die spitzen Ohren des Bastards. Mister Spock bleibt "einer von uns" - eine Hommage.

"Spock ist ein Bastard. Und dass eine Serie, die noch 1969 einen Teil des amerikanischen Fernsehpublikums dadurch empören wird, dass Raumschiffkapitän James Kirk eine dunkelhäutige Kollegin küsst, einen derart offensichtlichen Mischling zu ihrer zweiten Hauptfigur kürt, scheint kein geringes Wagnis. Aber auch rassistische Phobien lassen sich bisweilen künstlerisch überlisten. Die Entgrenzung, die mit Spocks teils irdischer, teils vulkanischer Herkunft verbunden ist, wird durch die Gestaltung der Figur geschickt eingehegt: Leonard Nimoy spielt den Halbausserirdischen mit extrem reduzierter Mimik und unter Verzicht auf körperliche Expressivität als ein Wesen, das sich nicht die Blösse einer libidinösen Schnittstelle gibt. Die Vulkanier sind zudem, in schönem Widerspruch zu ihrem Namen, berühmt für ihren extrem rationalen Charakter, für ihr dogmatisches Beharren auf Faktenevidenz und logisch nachvollziehbaren Entscheidungen. Spock ist zwanghaft überkontrolliert - ganz wie wir heutige Erdlinge es sind, wenn wir unser Abweichen von einer wichtigen Norm durch akkurate Übererfüllung der sonstigen Erwartungen zu kompensieren versuchen."

Quelle: http://www.nzz.ch/feuilleton/die-spitzen-ohren-des-bastards-1.18493681

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