Dienstag, 24. März 2015

Rainer Stadler: Griechischer Salat

"Und nun? Hat Varoufakis etwas erreicht? Volksvertreter und Minister müssen sich für ihr Land einsetzen. Doch am Schluss zählt das Resultat, nicht der tolle Tanz auf der Medienbühne. Das Affentheater um einen exponierten Mittelfinger des Griechen mündete in der vergangenen Woche in ein Massaker an allen Beteiligten. Auslöser war Günther Jauch, der in seiner Talkshow Effekthascherei betrieb, indem er einen Videomitschnitt von Varoufakis’ Skandalfinger aus dem Zusammenhang riss. Der Finanzminister sprach darauf von einer Fälschung. Der ZDF-Satiriker Jan Böhmermann wiederum inszenierte sich als angeblicher Fälscher der Videoszene. Zahlreiche Zeitgenossen fielen darauf herein, und Varoufakis sah sich in seinem Vorwurf bestätigt, bis das ZDF den Fall auflöste. Ein formidabler Trick, um die Einschaltquote zu erhöhen. Und was für eine Blamage. Journalisten wissen, dass der Einsatz von Ironie heikel ist, weil flüchtige Konsumenten den doppelten Boden einer Botschaft oft nicht wahrnehmen. Umso peinlicher, wenn es nun die engere Gemeinde nicht merkte. Die sekundenschnelle Dauerkommunikation treibt selbst manchen medial Gestählten in die Besinnungslosigkeit."

Quelle: http://medienblog.blog.nzz.ch/2015/03/24/griechischer-salat/

Mein Blog befasst sich in einem umfassenden Sinn mit dem Verhältnis von Wissen, Wissenschaft und Gesellschaft. Ein besonderes Augenmerk richte ich dabei auf die Aktivitäten des Medien- und Dienstleistungskonzern Bertelsmann und der Bertelsmann Stiftung.

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