Donnerstag, 26. April 2018

Ein Musikpreis und seine Schallreflexionen. Bei BMG (Bertelsmann) hat's Bang gemacht

Der Musikpreis Echo ist seit heute Geschichte. Die Zahl derer, die dies bedauern, dürfte recht überschaubar sein.

In diesem Blog-Beitrag möchte ich chronologisch meine Kommentierung des Skandals um Farid Bang und Kollegah sowie ihrem Musikverleger BMG (Bertelsmann) so wiedergeben, wie sich diese unter meinem Account @sroski auf Twitter bis heute (25. April 2018) dargestellt hat.

Neben diesen Hauptdarstellern tauchen eine Reihe von Nebenakteuren auf: so z.B. der ZDF-Royalist und hipsteresk-pseudo-kritische Spaßvogel Jan Böhmermann, der sich nur allzu gerne als kumpelhafter Homie von Antisemiten und Schlägertypen à la Kollegah geriert. Fehlen darf natürlich nicht der allfällige CSU-Kommentar eines Alexander Dobrindt, der in der Manier eines einfallslosen konservativen Politikers das tut, was er bloß kann: nach dem (Polizei-)Staat und Gesetzen zu rufen anstatt das Problem an der Wurzel zu packen. Dies würde nämlich bedeuten, die Geschäftspraktiken und das Geschäftsmodell eines der weltweit größten Medien- und Dienstleistungskonzerne zu untersuchen: Bertelsmann.

Ich möchte die Angelegenheit so pointierten: Ja, den Echo, den gibt es nicht mehr - Bertelsmann allerdings wird ohne Skrupel weiter seine Geschäfte machen - mit Dummheit, Hass, Rassismus, Antisemitismus, Sexismus, mit RTL, Sarrazin, Hartz-IV-Sozialpornografie, mit Gangsta-Rap, Inkasso-Diensten, Digitalbildung und und und.

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Mein Blog befasst sich in einem umfassenden Sinn mit dem Verhältnis von Wissen, Wissenschaft und Gesellschaft. Ein besonderes Augenmerk richte ich dabei auf die Aktivitäten des Medien- und Dienstleistungskonzern Bertelsmann und der Bertelsmann Stiftung.

Mittwoch, 18. April 2018

Zarter Schmelz für Spießer. Frederico Albanese und sein Ensemble in der Elbphilharmonie am 17. April 2018

Einmal schön seicht, bitte.

Dass Hamburg eine sozial gespaltene Stadt ist, manifestiert an kaum einem Ort deutlicher als in der Elbphilharmonie. Das Milliardengrab der Stadtbourgeoisie ist ein Ort der Exklusion. Der systematische Ausschluss derer, die nicht dazugehören sollen, wird hier von einem Publikumsgemisch aus Bewohnern von Designer-Wohnquartieren wie Eppendorf, Blankenese und Ottensen sowie den allfälligen Touristengruppen tagtäglich in Form eines menschenverachtenden Zynismus zelebriert. So war mir der Zugang zu einem Konzertticket erst zwei Jahre nach Eröffnung der von den Hamburgern in seltener Einfalt sogenannten ElPhi möglich.

Und tatsächlich war mir die auf dem Programm des Abends stehende Musik gar nicht wichtig. Um es klar zu sagen: Wegen Frederico Albanese und seinem Ensemble wäre ich in keinen Konzertsaal dieser Welt gegangen, vielmehr war es mir wichtiger, einmal die viel gerühmte Akustik der milliardenschweren Weihestätte des Hamburger Musiklebens aus eigener Wahrnehmung zu erkunden.

Immerhin hat Frederico Albanese erreicht, diesen Blog-Beitrag dann doch der dargebotenen Musik zu widmen, stellte doch das Klanggesäusel des Italieners ein veritables Ärgernis dar. Auf einen Nenner gebracht möchte ich die öligen Ergüsse Albaneses und seines Ensembles so beschreiben: ein mäßig talentierter Komponist repetitiert pianistisch synthetisch-ambiente Figuren, über die vier Streicher karamelisierten Schmelz gießen. An jeder Supermarktkasse gibt es diese zuckersüßen Kügelchen zu kaufen - Giotto heißen diese und Frederico Albanese wäre der ideale Marketingkomponist dieser italienischen Süßware. Ihm würde sogar das Kunststück gelingen, Giotto-Kugeln in Milch schwimmen zu lassen, er besitzt die dazu notwendige kompositorische Oberflächlichkeit.

Der geneigte Leser mag zu der Ansicht gelangen, ich hätte etwas gegen zeitgenössische italienische Komponisten. Dem ist mitnichten so, schätze ich doch etwa Luciano Berio, Luigi Nono und Giacinto Scelsi sehr. Künstlerischen Persönlichkeiten dieses Kalibers ist eines stets glasklar: Wenn ein sich vorwiegend aus den bürgerlichen Schichten rekrutierendes Konzertpublikum den Saal mit zufriedenen Minen verlässt und sich gleichsam vor Glückseligkeit bepisst, dann hat die Musik versagt, der Komponist die Realität antagonistischer gesellschaftlicher Widersprüche klanglich zugekleistert und ist folglich seinem künstlerischen Auftrag in keiner Weise gerecht geworden. Albanese hat noch nicht einmal im Ansatz begriffen, dass Minimalistik in der Musik sich eben nicht in der endlos-schwülstigen Wiederholung des immer gleichen Klangmaterials erschöpfen darf, sondern vielmehr - man denke an Philip Glass, John Cage und Morton Feldman - in der mikroskopischen Variation von Mustern besteht, die sich in der zeitlichen Dauer des musikalischen Prozesses einem schließlich radikalen Wandel unterziehen.

Das Schnöselpublikum des Elphi-Milliardengrabs wird am Ende der Darbietung von Frederico Albanese und Ensemble erleichtert konstatiert haben, dass hier nicht gebohrt wurde, sondern im Gegenteil vielmehr süßlich-klebrige musikalische Giotto-Kügelchen in die Ränge geworfen wurden. Man könnte den Eindruck gewinnen, die Programmgestaltung der Elbphilharmonie obliegt nicht den rigiden Gesichtspunkten künstlerischer Expertise, sondern den merkantilen Interessen einer Stadtgesellschaft, die verlogene Harmonie einer kritisch-wahrhaftigen Kunst den Vorzug einräumt. Schande über die Häupter solcher Künstler, die sich und die Kunst verleugnen, bloß konfektionierte Massenware abliefern. Frederico Albanese gehört zweifellos in diese zwielichtige Gesellschaft.




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