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Donnerstag, 17. Januar 2013

Martin Spiewak: Hattie-Studie - Ich bin superwichtig! - Kleine Klassen bringen nichts, offener Unterricht auch nicht. Entscheidend ist: Der Lehrer, die Lehrerin. Das sagt John Hattie. Noch nie von ihm gehört? Das wird sich ändern.

Der neuseeländische Bildungsforscher John Hattie hat in einer Studie mit mehr als 800 Metaanalysen, die wiederum 50000 Einzelstudien zusammenfassen, untersucht, was guten Unterricht ausmacht. Insgesamt waren an den Untersuchungen 250 Millionen Schüler beteiligt. Sein Buch »Visible Learning« (2008) liefert die umfangreichste Darstellung der weltweiten Unterrichtsforschung. Hattie verbreitert seine Datenbasis ständig mit neuen Erhebungen. Anbei einige der insgesamt 136 Einflussgrößen, die Hattie in seinem Buch bewertet. Sie geben einen Hinweis darauf, welche Faktoren für sich genommen das Lernen hemmen und welche sie fördern. - Das beginnt mit einer stringenten Klassenführung (»classroom management«). Ein guter Lehrer darf keine Zeit mit unwichtigen Dingen verschwenden, und er muss rasch erkennen, wann er auf eine Störung mit Strenge und wann mit Humor reagiert. Noch höher auf der Hattie-Skala rangiert die »teacher clarity«, dass Schüler also verstehen, was der Lehrer von ihnen will. Beide Erfolgsbedingungen für einen gelungenen Unterricht werden stark unterschätzt. In der Pädagogenausbildung spielen sie kaum eine Rolle. Dabei gehen im Leben eines Schülers Wochen an Lernzeit allein damit verloren, dass Lehrer umständlich Arbeitsblätter verteilen. Ganze Stunden erweisen sich als wirkungslos, weil der Lehrer zu Beginn nicht klarmacht, worauf es in den nächsten 45 Minuten ankommt.

Kommentar von Steffen Roski: Sehr interessant. Die "Hattie-Studie" ist ein Schlag ins Gesicht jener "ReformerInnen", die sich zu Bütteln von mächtigen Medienkonzernen wie Bertelsmann machen und wahlweise mal "kooperatives Lernen", mal wieder irgend etwas anderes propagieren. Bildung darf nicht zur Beute milliardenschwerer Konzerne werden, die nach nichts anderem streben als Profite zu erzielen und ihre Wertschöpfungsketten in Betrieb zu halten bzw. zu verlängern. Es kommt nach Hattie vor allem auf die Lehrperson an. Dies heißt konkret: Ressourcen müssen wieder dorthin gelenkt werden, wo sie hingehören, nämlich in eine LehrerInnenausbildung, die Kritik- und Reflexionsfähigkeit bei der individuellen Lehrperson fördert. Unreflektierte bürokratische Steuerung verbunden mit erzwungener Marktkonformität haben versagt. Ein neues Lehrerbild ist gefragt. Dies lässt sich aber nicht mit dem gegenwärtigen neoliberalen Zwangsdiktat vereinbaren. Ergo: Es wird sich in der Bildung so lange nichts verändern, bis sich auch die gesellschaftlich-politischen Verhältnisse, die den Kontext von Bildung ausmachen, wirklich wandeln.

Mein Blog befasst sich in einem umfassenden Sinn mit dem Verhältnis von Wissen, Wissenschaft und Gesellschaft. Ein besonderes Augenmerk richte ich dabei auf die Aktivitäten des Medien- und Dienstleistungskonzern Bertelsmann und der Bertelsmann Stiftung.

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