Seiten

Samstag, 27. April 2013

Steffen Roski: Die hässliche Fratze des Sports

Dass derzeit Fußball im Fokus der Aufmerksamkeit steht, verwundert angesichts der Champions-League-Auseinandersetzungen mit den spanischen Teams aus Madrid und Barcelona nicht. Sporthistorisch und sportsoziologisch ist die These des Zusammenhangs von Fußball, Gesellschaft und Politik nichts Neues. Und tatsächlich wird ein solcher Zusammenhang erneut offenbar. Auch der Sport ist Bestandteil des globalisierten Kapitalismus. Insbesondere der Fußball erfüllt zudem eine nicht unerhebliche Ablenkungsfunktion. Massenhandeln wird hier in eine Sphäre der Emotionalität kanalisiert und somit dem Raum der gesellschaftlich-politischen Zentralwidersprüche entzogen. Doch bleibt der Fußball nicht unberührt von der Finanzialisierung der globalen Wirtschaft. In ihm und mit ihm wird global Wertschöpfung betrieben, es gehen Summen umher, die einen immer irrationaleren Charakter annehmen.

Der FC Bayern München hat sich seither als ein deutscher Vorzeigeclub geriert. Hier werde nachhaltig gewirtschaftet, der ehrliche Kaufmann sei in Bayern beheimatet, technisch brillanter Sport gehe in München eine Sythese mit effektiver Betriebsführung ein. Dass dies vom Grundsatz her schon nichts anderes als ein Lügengebilde darstellt, kann ermessen, wer ökonomische Zusammenhänge im glibalisierten Kapitalismus studiert. In einem Akkumulationsregime, in dem Kapital eine fiktive Buchungsoperation ist, stellen Bekundungen einer „Unternehmensethik” entweder Naivität oder ein strategisches Ablenkungsmanöver dar.

Es verwundert daher nicht, dass das Lügengebäude des bayerischen Vorzeigevereins zusammenbricht. Ein geldgieriger Präsident Uli Hoeneß, ein Aufsichtsrats-Chef Karl-Heinz Rummenigge, der Luxus-Uhren, die er laut Presseberichten im arabischen Repressions- und Folterstaat Katar erworben hat, am deutschen Zoll vorbei geschmuggelt hat, Großkonzerne wie Audi und die Telekom, die Anteile am FC Bayern besitzen, Spielertransaktionen, die auf unsaubere Weise getätigt werden - dies ergibt das Gesamtbild eines Clubs, dessen Antlitz die hässliche Fratze des globalen Kapitalismus darstellt. Der FC Bayern hat mit den 99 Prozent nichts, mit dem einen Prozent der Superreichen und Raffges dagegen sehr viel zu tun. Occupy FC Bayern!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Sie sind herzlich zu Kommentaren aufgefordert und eingeladen!