Das Terrorregime Pinochets forderte einen immensen Blutzoll mit Verfolgung, Folter und massenhaftem Mord vor allem in den ersten Jahren der Diktatur, institutionalisierte dann die Unterdrückung als dauerhafte Bedrohung und Einschüchterung mit Hilfe des Geheimdienstes DINA (Dirección Nacional de Inteligencia); diese Geheimpolizei wurde dann 1977 in CNI (Central Nacional de Informaciones) umbenannt und sorgte mit seinem riesigen Agentennetz und Geheimgefängnissen für die notwendige Friedhofsruhe, um den massiven Umbau des chilenischen Wirtschafts- und Sozialsystems abzusichern. Die Rückgabe der von der Volksregierung verstaatlichten Unternehmen war der logische erste Schritt, wobei der Kupfersektor wohlweislich ausgespart blieb, denn an dessen Erlöse sind bis heute die Pensionen und Gesundheitsversorgung der Armeeangehörigen und der Polizei angekoppelt. Damit waren die Interessen der großen Familienclans in Chile, das heißt der Falabella, der Lucsic, der Matte, der Angelini, der Edwards und der anderen kleineren Paten abgesichert, so dass sie sich in die Privatisierungsorgie, die ihnen die chilenischen Chicago-Boys unter Anleitung von Milton Friedman zubereiteten, hineinstürzten, damit die Altersversorgung, das Gesundheitssystem und das höhere Bildungswesen, die zuvor in solidarischen Umlageverfahren finanziert waren, nun als Reibach heckende Geschäftsfelder erschlossen werden konnten. Das System der privaten Rentenkassen beschert mittlerweile auch den beitragsfreudigsten Mittelklassen die Aussicht auf Altersarmut bei fortwährender Enteignung durch exorbitante ‚Verwaltungskosten‘. Die Kette der Privatkliniken mit ihrer Erste-Welt-Medizin für die Betuchten betrachtet sich bewusst nicht als Teil der allgemeinen Gesundheitsversorgung, sondern als reine Profitmaschine. Die aggressiv werbenden Privatuniversitäten verlangen neben hohen staatlichen Subventionen astronomische Studiengebühren von ihren Studierenden, verwandeln diese damit ohne deren Wissen und Wollen in gesamtschuldnerisch haftende Aktionäre, die im Pleitefall und Schließung ihrer ‚alma mater‘ die Studienkredite weiter bedienen dürfen. Die private Forstwirtschaft, schon in der Regel unbekümmert um die Landtitel der indigenen Bevölkerung in Südchile, verwandelt mit ihren Eukalyptusplantagen den einstigen Valdivia-Regenwald in eine Stangenwüste. Wasserrechte wurden umsonst an Grundbesitzer als veräußerbares Eigentum zugeteilt, wodurch Selbiges zu einer hochgeschätzten Handelsware wurde. Die Reihe der Privatisierungserfolge der Diktatur lassen sich dergestalt fortsetzen. ‚Fast alles in Chile ist privatisiert und teuer‘ schlussfolgerte eine Arte-Dokumentation vom 3. September 2013 unter dem Titel: „Chile oder die Diktatur des freien Marktes“.
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