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Montag, 26. Januar 2015

Carlo Strenger: Optimismus ist im Nahen Osten schwer zu verkaufen

"Jenseits der komplizierten Koalitionsarithmetik, die letztlich entscheiden wird, wer Israels nächste Regierung bilden wird, spielt sich ein Kampf der Weltanschauungen ab. Netanyahu ist als Person äusserst misstrauisch, was zu seinem enormen politischen Erfolg beigetragen hat: Er ist wohl eines der besten Beispiele für die Effektivität des Slogans 'Nur die Paranoiden überleben', welchen Andy Grove, der legendäre Intel-Geschäftsführer, geprägt hat. Für Netanyahu ist Misstrauen aber nicht nur eine politische Taktik, sondern eine Weltanschauung: Seit vielen Jahren versucht er die Welt davon zu überzeugen, dass der Islam eine dunkle Macht ist, welche die Welt ins Chaos zu stürzen versucht. Er ist zutiefst davon überzeugt, dass die Palästinenser Israels Existenz nie akzeptiert haben und dass ein Rückzug auf die Grenzen von 1967 für Israel Selbstmord bedeutet. Netanyahus manipulative Taktiken haben ihn in westlichen Regierungskreisen höchst unbeliebt gemacht und zu Israels Isolierung sehr beigetragen. Eine weitere rechtsnationale Regierungskadenz unter Netanyahu wird Israels Isolierung vertiefen und möglicherweise die Hoffnung auf eine Zweistaatenlösung des Israel-Palästina-Konflikts endgültig begraben."

Quelle: Neue Zürcher Zeitung, 26. Januar 2015 (Nr. 20, 236. Jg.), S. 18

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