"Kritiker charakterisieren Tsipras als wendigen Populisten, dem es, getrieben vom Machtwillen, an Prinzipienfestigkeit mangle. Zu Beginn seiner Karriere schwebte ihm noch die Verstaatlichung der Produktionsmittel vor. Auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise drohte er damit, die Vereinbarungen mit den Kreditgebern in Stücke zu reissen. In den vergangenen Wochen mässigte Tsipras seine Rhetorik. Er sicherte Brüssel und Berlin zu, keine unilateralen Entscheide in der Schuldenfrage zu treffen. Auf dem innenpolitischen Parkett streckte Tsipras nach links und rechts die Hand aus. Der jüngste Ministsrpräsident in Griechenlands jüngerer Geschichte scheint zu ahnen, dass er unweigerlich einen Teil seiner Anhänger enttäuschen wird. Am Ende des Wahlkampfs räumte er plötzlich ein, es werde nicht einfach werden. Der zweifache Vater, der nicht verheiratet ist, bezeichnet sich selbst als kompromissbereiten Realisten. In den bevorstehenden Verhandlungen mit der Troika aus EU-Kommission, Währungsfonds und Europäischer Zentralbank werden diese Eigenschaften gefordert sein."
Quelle: http://www.nzz.ch/international/europa/ein-mann-mit-vielen-gesichtern-1.18469145
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Sie sind herzlich zu Kommentaren aufgefordert und eingeladen!