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Mittwoch, 1. April 2015

Oliver Pfohlmann: "Der eine sucht dies, der andere das". Anton Tantner über Fragstuben, Intelligenz-Comptoirs und Berichthäuser - die Vorläufer der Suchmaschinen

"Nach Tantner (Anton Tantner: Die ersten Suchmaschinen. Adressbüros, Fragämter, Intelligenz-Comptoirs. Klaus Wagenbach, Berlin 2015. 174 S.; SR) begann alles mit Montaigne, der in seinen 'Essais' schrieb: 'Der eine sucht dies, der andere das, jeder nach seinem Bedarf', warum also nicht, 'in den Städten eine bestimmte Stelle' einrichten, die alle Angebote, Wünsche und Suchanfragen registriert, um den 'Austausch von Informationen' zu erleichtern? Viele nachfolgende Visionäre beriefen sich auf Montaigne und verbanden mit der Idee mitunter handfeste sozialreformerische Absichten, die den heutigen Gesellschaftsutopien von Google kaum nachstehen. So träumte der englische Gelehrte Samuel Hartlib in den 1640er Jahren von einem 'Office', das alles verfügbare Wissen sammeln und zur Verfügung stellen würde, um so eine Reform des Königreichs zu ermöglichen und eine 'wohlgeordnete Gesellschaft' entstehen zu lassen. Auf den praktischen Nutzen rekurrierte kein Geringerer als Gottfried Wilhelm Leibniz, der 1712/13 die Einrichtung eines 'Notiz-Amtes' vorschlug, in dem nicht nur 'leute, die einander von nöthen haben, von einander kundschafft bekommen können', sondern darin 'bekommt (einer) auch offt gelegenheit etwas zu suchen und zu verlangen, darauff er sonst nicht gedacht hätte.'"

Quelle: Neue Zürcher Zeitung, 1. April 2015 (Nr. 76, 236. Jg.), S. 24.

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