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Sonntag, 26. Mai 2013

sozialkonflikt.de: Aufruf für ein egalitäres Europa

Ein alleiniger Austritt aus der Euro-Zone wäre eine „Schocktherapie von links“: Er würde aufgrund der internationalen Isolierung innerhalb kürzester Zeit zum ökonomischen Kollaps, zu Hungerkatastrophen und zum Rückfall in die Gruppe der Entwicklungsländer führen.

Mein Blog befasst sich in einem umfassenden Sinn mit dem Verhältnis von Wissen, Wissenschaft und Gesellschaft. Ein besonderes Augenmerk richte ich dabei auf die Aktivitäten des Medien- und Dienstleistungskonzern Bertelsmann und der Bertelsmann Stiftung.

Elisabeth Raether: KINDERMARKETING - Süße Geschäfte

Ein Tag eines Grundschulkindes in Deutschland kann so aussehen: Zum Frühstück isst es Cini-Mini-Frühstücksflocken von Nestlé und einen Micky-Maus-Joghurt von Danone. In der ersten Schulstunde verteilt die Lehrerin ein Arbeitsblatt zum Thema Zoo, entwickelt von Dr. Oetker. In der zweiten Stunde sieht das Kind ein Video zum Thema Verkehrssicherheit, zur Verfügung gestellt von Capri-Sonne. Vielleicht ist an der Schule aber auch Projekttag, und das Kind darf in der "Mobilen Schokowerkstatt" von Ritter Sport sein eigenes Schokoquadrat herstellen. Nachmittags, im Fußballverein, trainiert das Kind für das DFB-Abzeichen, gesponsert von Mc Donald’s. Danach trägt es sich für die Verlosung eines Platzes in der Fußball-Eskorte ein, ebenfalls ein Einfall von McDonald’s: Falls es gewinnt, darf es Hand in Hand mit einem Spieler der Nationalelf aufs Feld laufen. Wieder daheim, guckt das Kind fern. Es hat Super RTL eingeschaltet und bleibt, wenn es ein Durchschnittskind ist, 91 Minuten lang vor dem Fernseher sitzen. 18 Minuten davon sind Werbung. Auf Super RTL sieht es auch einen Hinweis auf toggo.de, die größte deutsche Spieleseite, die zu Super RTL gehört. Dort gibt es Cini-Mini-Frühstücksflocken zu gewinnen – der nächste Tag kann beginnen.

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Donnerstag, 16. Mai 2013

Mike Nagler: Der Spiegel vermarktet die Bertelsmann Stiftung – „Deutscher Lernatlas“ stellt den Zusammenhang von Bildung und Wohlstand auf den Kopf

Die Bertelsmann AG hat 74,9 Prozent der Anteile am größten europäischen Magazinhaus Gruner + Jahr und G+J hat wiederum eine Sperrminorität von 25,25 Prozent beim Spiegel-Verlag. So wäscht eben eine Hand die andere, der Spiegel erhält eine reißerische und auflagensteigernde Exklusiv-Meldung und die Bertelsmann Stiftung kann ihr Image als Bildungsförderer aufpolieren. Dass diese „Bildungs-Studie“ steuerbegünstigt aus den Gewinnen des Bertelsmann Konzerns finanziert wurde, ist dem Spiegel natürlich nicht einmal einen Nebensatz wert. Selbstverständlich gibt es auch keinen Hinweis darauf, dass die Bertelsmann-TV-Tochter, RTL, mit rund 300 Millionen Euro drei Viertel zu den Mehreinnahmen und damit den Löwenanteil zum Gewinn des Mutter-Konzerns von 665 Millionen Euro beitrug. Doch gerade dieser Hintergrund hätte für ein kritisches Nachrichtenmagazin die eigentliche Story sein müssen. Der Spiegel hätte den Zynismus, der hinter der Studie versteckt ist, für jedermann offenkundig machen müssen. Stattdessen vermarktet er noch das Doppelspiel von Bertelsmann-Konzern und Bertelsmann Stiftung.

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ANDREAS WHITTAM SMITH: Who’s the odd one out in Europe? Not us - France has left Germany's side and the public mood is heading South

There is one more important change that the opinion polls highlight. In terms of public attitudes, France is becoming more Mediterranean. Take the table that shows changes in the proportion of respondents who believe their economy is in good shape. In 2007, there was a lot of good cheer. In fact, the British were the most optimistic, with 69 per cent saying economic conditions were good. Then came Spain at 65 per cent (which was also enjoying a residential property boom) and Germany at 63 per cent. The score for the habitually morose French was 30 per cent. But since then, except in Germany, deep pessimism has taken over. The proportions now thinking that economic conditions are acceptable have fallen to 15 per cent in Britain, 9 per cent in France, 4 per cent in Spain and 1 per cent in Greece. But 75 per cent of Germans still think things are pretty good. In other words, as Pew’s commentary on its results notes: “The French public mood is now looking less like that in Germany and more like that in the southern peripheral nations of Spain, Italy and Greece.”

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Bundeszentrale für politische Bildung: Geheimsache Ghettofilm

Im Mai 1942 dreht ein NS-Filmteam im Warschauer Ghetto – wenige Wochen bevor dort die Deportationen und der Massenmord an der jüdischen Bevölkerung begannen. Aus dem Filmmaterial entsteht ein erster Rohschnitt, der das Leben im Ghetto abzubilden scheint. Doch die Szenen sind gestellt, die Bilder Propaganda. Das Filmfragment – 60 Minuten Schwarz-Weiß-Aufnahmen ohne Ton – wurde in den 1950er Jahren im Staatlichen Filmarchiv der DDR gefunden. In den 1990er Jahren tauchte in den USA Restmaterial aus den Aufnahmen aus, das die Inszenierung belegt. Die israelische Regisseurin Yael Hersonski hat die Propaganda-Aufnahmen aus dem Warschauer Ghetto zum Gegenstand ihres Films "Geheimsache Ghettofilm" gemacht. Darin erzählt sie von den Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung im Ghetto und den propagandistischen Zielen des NS-Regimes. Dabei berührt sie auch die Frage nach der Authentizität der Bilder der Täter. Wie sollte NS-Filmmaterial heute genutzt werden? Die bpb veröffentlicht im Rahmen dieses Dossier den Film "Geheimsache Ghettofilm" ergänzt um Informationen zur Geschichte des Filmmaterials von 1942 und zum Warschauer Ghetto, darunter Kommentare und Analysen von Historikern, Filmexperten und Archivaren sowie Bildergalerien und Zeitzeugenberichte.

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Dienstag, 14. Mai 2013

Steffen Roski: Wie Bertelsmann funktioniert


Dass inzwischen das Wirken der Bertelsmann Stiftung auf eine kritische Öffentlichkeit stößt, finde ich sehr erfreulich, zeigt dies doch, dass in dieser Republik Beobachtungen jenseits des Mainstream angestellt werden.

Ich selbst habe mich seit Jahren politisch-wissenschaftlich mit der Bertelsmann Stiftung beschäftigt und rechne mir zu, einen Beitrag zur notwendigen Aufklärungsarbeit geleistet zu haben. Dabei hat sich für mich in letzter Zeit - angeregt nicht zuletzt durch Fragen, die mich entweder per Mail erreicht haben oder die mir im Rahmen von Veranstaltungen gestellt wurden - eine einfache, aber um so grundlegendere Frage herauskristallisiert: Wie funktioniert eigentlich das „System Bertelsmann“? Und: Wie kann diese Funktionsweise in einer möglichst einfachen, verständlichen Form und Sprache vermittelt werden? Tatsächlich kommt es im Kontext politisch-wissenschaftlicher Aufklärung darauf an, einen zugegebenermaßen komplizierten Sachzusammenhang so zu vereinfachen, dass er begriffen werden kann. Es gilt also zu vereinfachen, ohne dabei Falsches zu formulieren.

Dieser kleine Beitrag möchte diese Vereinfachung leisten. Ich verstehe diesen Text als einen offenen Kontext, der von anderen verändert oder erweitert werden mag. Dazu fordere ich ausdrücklich auf. Vielleicht findet sich ja eine Illustratorin / ein Illustrator, die / der die Sachverhalte grafisch veranschaulichen mag …

I

Fangen wir also mit der Bertelsmann AG an. Bei Wikipedia heißt es knapp: „Die Bertelsmann SE & Co. KGaA mit Hauptsitz in Gütersloh ist ein internationaler Medienkonzern. Gemessen am Gesamtumsatz ist Bertelsmann eines der größten Medienunternehmen weltweit und wurde vom Institut für Medien- und Kommunikationspolitik (IfM) im internationalen Ranking für 2013 auf Platz 8 geführt.“ Ich möchte präzisieren: „Die Bertelsmann SE & Co. KGaA mit Hauptsitz in Gütersloh ist ein internationaler Medien- und Informationsdienstleistungskonzern.“ Beginnen wir mit den Medien:

  • Über 250 Millionen Menschen hören, schauen, konsumieren täglich Sendungen der RTL Group.
  • Wikipedia: „In Deutschland ist Gruner + Jahr außerdem am Dresdner Druck- und Verlagshaus (u.a. Sächsische Zeitung (60%)), an der Motor Presse Stuttgart (u.a. Auto, Motor und Sport (56,5%)), an der Financial Times Deutschland (100%), am Spiegel Verlag (25,5%), an xx-well.com (100%), chefkoch.de (100%), Ligatus GmbH (100%) und an der Henri-Nannen-Schule (95%) beteiligt.“
  • Wikipedia: „Im Oktober 2012 wurde bekannt, dass Penguin Books, ein Verlag im Besitz von Pearson PLC, und Random House unter dem Namen Penguin Random House zum weltgrößten Publikumsverlag fusionieren werden. Bertelsmann wird 53 Prozent und Pearson 47 Prozent der Anteile am neuen Verlag halten.“

Was folgt daraus? Der Bertelsmann-Konzern stellt für andere Konzerne eine wirkmächtige Werbe- und Marketingplattform zur Verfügung. Wer in der BRD ein Produkt an die Frau / den Mann oder das Kind bringen will, kommt an den Medienplattformen und -portalen des Hauses Bertelsmann nicht vorbei. Der Medienmulti Bertelsmann ist also auf das Innigste mit der globalen Konzernwirtschaft verbunden. Bertelsmann lebt von anderen Konzernen; die Konzerne wiederum nutzen seine Medienangebote zur Steigerung ihrer Wertschöpfung.

Bis hier hin mag man sagen: So what? Wo ist das Problem? Ist es nicht völlig normal, dass andere Konzerne Bertelsmann-Plattformen für ihre Produktwerbung nutzen?

II

Bertelsmann ist als arvato AG auch Informationsdienstleister. Was macht Arvato? Ich greife aus dem Wikipedia-Artikel zwei Bereiche heraus:

  • „Finance mit Dienstleistungen eines effizienten Risiko- und Forderungsmanagement ist ein weiterer Leistungsbaustein bei arvato. Dieser beinhaltet Risikoprüfung, Rechnungsstellung und -abwicklung, Forderungsabsicherung und Vorfinanzierung bis hin zur Buchung der Zahlung oder der weiteren Betreibung einer Forderung. Die kaufmännische Kundenbetreuung betreibt arvato für die Branchen Versandhandel, E-Commerce, Kreditwirtschaft, Versicherungen, Energie, Verkehr, IT und Telekommunikation, Gesundheit und öffentliche Hand. Des Weiteren betreibt arvato mit dem Tochterunternehmen informa Insurance Risk and Fraud Prevention GmbH mit Sitz in Baden-Baden die Warn- und Hinweisdatenbank Uniwagnis für den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Bei der Datenbank handelt es sich um eine "schwarze Liste" von Versicherungsnehmern, die beispielsweise drei Sachschäden innerhalb von zwei Jahren oder den Totalschaden eines Fahrzeugs melden.“
  • „IT-Dienstleistungen von arvato beinhalten die Planung, Entwicklung, Implementierung und den Betrieb und die Betreuung von Standard-Software und branchenspezifischen und individuell entwickelten IT-Systemen, die Geschäftsprozesse miteinander vernetzen und die Steuerung von Abläufen verbessern. Unter anderem ist die Unternehmenseinheit arvato Systems in diesem Bereich tätig. Der IT-Systemintegrator bietet neben der Implementierung von Standard-Software individuell entwickelte Lösungen an. Den Schwerpunkt setzt arvato Systems dabei auf die Branchen Handel, Logistik und Transport, Manufacturing, Medien sowie Versorgung und Verwaltung. Zusätzlich werden auch Rechenzentrumsdienstleistungen, sogenannte „Infrastructure Services“, angeboten.“

Was folgt daraus? Bertelsmann bietet also nicht nur Medienplattformen an, das Unternehmen sammelt über die Tochter Arvato Konsumentendaten. Von Bonuspunkt- und Rabattsystemen über Inkassodienstleistungen bis hin zu IT-Lösungen für öffentliche Verwaltungen: Arvato bietet die gleichsam schlüsselfertigen Lösungen an.

Bis hier hin mag man sagen: So what? Wo ist das Problem? Ist es nicht völlig normal, dass andere Konzerne und öffentliche Verwaltungen sich vom Informationsdienstleister Bertelsmann Lösungen für ihre Probleme erhoffen?

III

Ich komme nun auf die Bertelsmann Stiftung zu sprechen und möchte eine Person zitieren, der man wohl kaum unterstellen kann, „linke Verschwörungstheorien“ zu verbreiten oder schwulstigen Ideologien anzuhängen. Josef Kraus ist Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL) und hat im Dezember 2012 auf der Homepage der Standesorganisation einen bemerkenswerten Beitrag abgeliefert: „Über den Wert von Bertelsmann-,Studien'“. Dort heißt es:

Die Bertelsmann Stiftung verfügt über enorme Ressourcen. 1977 gegründet, hält sie mittelbar rund 77 Prozent der Aktien der Bertelsmann SE & Co. KGaA. Das erlaubt ihr nicht nur die Beschäftigung von über 300 Mitarbeitern, sondern größte mediale Verbreitung über die in ihrer Hand befindlichen Sender und Printmedien. Weil die Bertelsmann-Familie Mohn rund drei Viertel der Bertelsmann-Aktien auf die Stiftung übertragen hat, sparte sie obendrein vermutlich gut zwei Milliarden Erbschafts- und Schenkungssteuer. Die Bertelsmann Stiftung mit ihrem Jahresetat von rund 60 Millionen Euro und mit einem Gesamtvolumen aller ihrer Projekte seit 1977 in der Höhe von rund 800 Millionen Euro arbeitet so gesehen also de facto mit öffentlichem Geld, ohne dafür gegenüber einer Exekutive oder Judikative Rechenschaft ablegen zu müssen … Geadelt wird die Bertelsmann Stiftung bei ihren Auftritten und Kongressen von ehemaligen Bundespräsidenten sowie von amtierenden Regierungschefs und Ministern.“

Jetzt sagt mir mein Verstand: Moment einmal, da stimmt doch etwas nicht. Eine Stiftung hält den größten Teil der Anteile an einem Konzern, der weltweit zu den Global Playern in Sachen Medien und Informationsdienstleistungen zählt. Warum dieses?

Vor einigen Jahren (28.10.2009) habe ich in einem Beitrag für die NachDenkSeiten dies hier geschrieben:

Und hier kommt die Stiftung ins Spiel. Mit ihr, einer Art gemeinnützig gestellten Forschungs- und Entwicklungsabteilung, gelingt dem Konzern das Kunststück, im Sinne einer der Zivilgesellschaft gegenüber als verantwortungsbewusster, dem Gemeinwohl verpflichteter Eigentümer zu erscheinen, der ohne Beanstandungen „regelmäßig vom Finanzamt geprüft“ wird, von der AG unabhängig und parteipolitisch neutral sei. (Neue Westfälische vom 6. Januar 2009) Dass es der Bertelsmann Stiftung gelingt, gleichsam als idealer Gesamtdemokrat zu erscheinen, gehört zu den Eigenheiten eines politischen Regimes, in dem es einer Konzernstiftung gelungen ist, das „Politische“ betriebswissenschaftlich zu neutralisieren und damit in einer perfiden Uminterpretation der Artikel 14 und 15 GG („Eigentum verpflichtet“ und die Möglichkeit zur Überführung in „Gemeineigentum“) im Gewand der Stiftung als Sachwalter des „Demokratischen“ schlechthin zu erscheinen und als Dienstleister an der stiftungsseitig inszenierten Vertriebswirtschaftlichung poltisch-staatlicher Prozesse – an Private Public Partnerships und New Public Management – kräftig zu verdienen.“

I – III – Fassen wir zusammen

Bertelsmann ist ein mächtiger, milliardenschwerer Konzern, der anderen Playern der Kapitalseite seine Medienplattformen offeriert und diesen zugleich zu Lösungen bei der Abwicklung informationstechnologisch basierter Dienstleistungen und Kundenkontakte verhilft. Haupteigentümerin der AG ist die öffentlich subventionierte Bertelsmann Stiftung. Die Bertelsmann Stiftung ist für die AG das, was einem Chemiekonzern beispielsweise eine Forschungs- und Entwicklungsabteilung ist. Dem Gütersloher Medien- und Dienstleistungskonzern dient sie vor allem dazu, Gegenwartstrends zu erspüren und auf der Grundlage wissenschaftlicher Expertisen mittel- und langfristig selbst gesellschaftlich-politische Entwicklungen mitzubestimmen.

Ich hoffe verständlich gemacht zu haben, warum die kritische Begleitung der Aktivitäten der Bertelsmann Stiftung ein demokratisches Gebot darstellt. Wenn die Stiftung in ihren Expertisen etwa die Privatisierung öffentlichen Eigentums (im Bildungswesen etwa) fordert, arbeitet sie dem Konzern unmittelbar zu, denn dieser ist über seine Medien- und Informationsdienstleistungssparten daran interessiert, seine Wertschöpfungsketten überall dorthin auszudehnen, wo sich Profite erzielen lassen. Viele Bürger beschleicht das Gefühl, demokratisch entmündigt zu sein. Viele Bürger sind deshalb beunruhigt und wütend. Konzerne wie Bertelsmann spinnen, von den Mainstream-Medien weitgehend unbeachtet, in Netzwerken der Macht und des Einflusses an einer „Post-Demokratie“, in der die Bürger nichts, die Konsumenten dagegen alles sind.

 


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Samstag, 11. Mai 2013

Stefan Hofbauer: Georg Schramm im Interview - “Gegen Jauch würde ich zur Wahl antreten”

"Das Andere ist, dass die Medienlandschaft in Deutschland vom Bertelsmann Konzern und vom Springer Konzern sehr stark geprägt ist. Die Chefinnen von Bertelsmann und Springer, Liz Mohn und Friede Springer, sind beide enge Freundinnen von Angela Merkel. Dieses Hoch von Angela Merkel wird auch getragen von einer Medienmacht in Deutschland, die ganz eng an ihrer Seite steht, wobei das natürlich keine Entschuldigung dafür sein darf, dass Peer Steinbrück und sein Wahlkampfteam solche Fehler macht. Dass die Anderen sich darauf stürzen ist normal, das würde jeder machen. Als Problem steckt auch dahinter, dass es an Angela Merkel schwer zu ertragen ist, dass sie zu nichts eindeutig Stellung bezieht. Sie bezieht wortreich keine Stellung."

Kommentar von Steffen Roski: Schramm hat hier ein zentrales Problem benannt. Es ist für mich ein Widerspruch, dass so hohe Güter wie (journalistische) Objektivität, Wahrheit, Aufklärung hierzulande, aber auch andernorts - man denke nur z.B. an Großbritannien und Italien - zu Spielbällen von Medienkonzernen geworden sind, die oft von milliardenschweren Familienclans dominiert werden.

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Samstag, 4. Mai 2013

Peter Wehling: Soziale Praktiken des Nichtwissens

Während anonymisierte Bewerbungsverfahren in Staaten mit einer längeren Einwanderungsgeschichte, wie die USA, Kanada oder Großbritannien, eine gewisse Verbreitung besitzen, sind sie in Deutschland bisher nicht üblich und werden hinsichtlich ihrer Notwendigkeit wie ihrer Erfolgsaussichten teilweise sehr skeptisch bewertet. Ein 2012 abgeschlossenes Pilotprojekt der Antidiskriminierungsstelle des Bundes in Zusammenarbeit mit ausgewählten Unternehmen kam jedoch zu positiven Ergebnissen. Danach hat die Anonymisierung der persönlichen Daten tatsächlich zum Abbau der Benachteiligung vor allem von Frauen sowie von Bewerbern mit Migrationshintergrund geführt.[13] Mit anonymisierten Unterlagen wurden Angehörige dieser Gruppen ebenso häufig oder zumindest annähernd so häufig zu einem Gespräch eingeladen wie Kandidaten aus anderen, strukturell nicht-benachteiligten Personengruppen. Anscheinend kann Nichtwissen tatsächlich zu größerer Gerechtigkeit und Chancengleichheit beitragen, während Wissen offenbar die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Menschen aufgrund ihrer (zugeschriebenen) Gruppenzugehörigkeiten diskriminiert werden.

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Christiane Bender: Die Geburt der Wissensgesellschaft aus dem Geist des Kalten Krieges

In seinem zweiten Buch "Die nachindustrielle Gesellschaft" nimmt Bell den Faden seines ersten Bestsellers auf: Griff der Antikommunismus als Grundlage der Mobilisierung und Orientierung der westlichen Intellektuellen zu kurz, und bezog sich die These über das Ende der Ideologie auf den sozioökonomischen und kulturellen Wandel der amerikanischen Gesellschaft, so beantwortet der Autor nun, worauf das anbrechende neue wissensgesellschaftliche Zeitalter beruhe und worauf sich die Bürger einzustellen hätten. Zu berücksichtigen ist, dass die 1970er Jahre des Kalten Krieges durch eine verhaltene schrittweise Entspannungspolitik zwischen West und Ost gekennzeichnet waren. Mit seinen neuerlichen Thesen stiftete der Soziologe einen breiten Konsens zwischen europäischen und US-amerikanischen Sozialwissenschaftlern. Viele Autoren folgten ihm oder hatten bereits in ähnliche Richtung gedacht. Beispielsweise der Ökonom Jean Fourastié, der in seinem Buch "Die große Hoffnung des 20. Jahrhunderts" die Vision einer humanen Dienstleistungsgesellschaft entwirft. Auch mit Alain Touraine, Colin Clark, Ralf Dahrendorf und Ronald Inglehart bestanden Parallelen. Der Optimismus dieser Autoren lag in der Überzeugung, dass ein Zeitalter, welches durch die rauen Gesetze der Industrie geprägt worden war, seinem Ende entgegen gehe.

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Daniela Pscheida: Wissen und Wissenschaft unter digitalen Vorzeichen

Die Bildungsinstitutionen Schule und Universität stehen der Nutzung der Wikipedia als Informationsquelle in der Regel allerdings skeptisch gegenüber. Grund dafür ist der Mangel an Verlässlichkeit der in den Artikeln zu findenden Informationen. Da jeder jederzeit Eintragungen und Änderungen vornehmen kann, ist die Qualität nicht garantiert. Zwar wurde in verschiedenen Vergleichsstudien nachgewiesen, dass die Wikipedia klassischen Enzyklopädien in diesem Punkt keineswegs nachsteht,[19] doch ist die Skepsis in gewisser Hinsicht durchaus angebracht. Denn die Benutzung der Wikipedia bedeutet, dass man die in ihr herrschenden Prämissen des Umgangs mit Wissen akzeptiert oder wenigstens in Kauf nimmt. So waren die klassischen Enzyklopädien, die als ledergebundene Nachschlagewerke die Regale der Bibliotheken und privater Wohnzimmer füllten, nicht nur physisch an das Medium des gedruckten Buches gebunden. Sie waren auch strukturell durch und durch Sprösslinge der Buchkultur und damit auch einem buchkulturellen Wissensmodell verhaftet, das sich nicht zuletzt durch eine klare redaktionelle Trennung zwischen den schreibenden Experten und den sich lesend informierenden Laien auszeichnete und dadurch die hohen Standards der Wissenschaftlichkeit – Objektivität und Rationalität – gewährleisten konnten. Die Wikipedia nun überwindet neben den Grenzen des bedruckten Papiers (wodurch sie ein Vielfaches an Inhalten aufnehmen kann) auch jene der buchkulturellen Wissensprinzipien, indem sie etwa auf einen redaktionellen Prüfprozess vor Veröffentlichung verzichtet.[20] Dieser Schritt ist im Sinne der demokratischen und partizipativen Internetkultur nur konsequent, im Rückgriff auf den buchkulturell geprägten Begriff der Enzyklopädie ist er problematisch oder wenigstens irritierend, denn die Online-Enzyklopädie à la Wikipedia weicht damit vom klassischen Gattungsverständnis ab und definiert dieses neu.

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Christof Arens: Dossier - Klimawandel - Ein Problem, viele Verursacher - Der Klimawandel ist Realität, seine Auswirkungen sind bereits heute spürbar. Doch wer sind die Verursacher der Klimaveränderungen? Historisch haben die Industrieländer den größten Anteil zum Klimawandel beigetragen. Heute stoßen Schwellenländer wie China mehr Treibhausgase aus als die USA. Wer sind die anderen Verursacher und was bedeutet diese Veränderungen für die Klimapolitik?

Rückblickend auf die absoluten energiebedingten CO2-Emissionen haben also die Industrieländer den größten Anteil an der Klimaveränderung. Die Schwellenländer China und Indien, aber auch Brasilien, Südafrika, Mexiko und Südkorea sind dabei, auf- bzw. zu überholen. Das Bild der Gesamtemissionen relativiert sich, wenn man den Blick von der Summe der ausgestoßenen Gase auf die Pro-Kopf-Emissionen der jeweiligen Staaten lenkt. Die Pro-Kopf-Emissionen drücken aus, wie viel jede einzelne Bürgerin und jeder Bürger eines Staates zur Erderwärmung beiträgt. Vergleicht man den Pro-Kopf-Ausstoß von Kohlendioxid, zeigen sich große Unterschiede im Vergleich zum Gesamtemissionsniveau der Staaten: Im Jahr 2005 stießen die Bewohner der Industrienationen pro Kopf durchschnittlich etwa elf Tonnen CO2 aus, in den Entwicklungs- und Schwellenländern dagegen durchschnittlich nur zwei. Stellt man eine Rangfolge der Pro-Kopf-Emissionen auf, relativieren sich vor allem die Gesamtemissionen der bevölkerungsreichen Länder China und Indien deutlich. So findet sich bei dieser Betrachtung China erst auf Platz 74 wieder, Indien auf Platz 149. Und auch innerhalb dieser Länder ist es oft nur eine wohlhabende Minderheit, die durch ihren energieintensiven Lebensstil den Hauptteil der Emissionen verursacht. Großemittenten sind nach den erdölexportierenden Golfstaaten unter anderem die USA und Australien, deren pro-Kopf-Verbrauch jeweils mit rund 20 t CO2 fast doppelt so hoch ist wie der der EU-Staaten. In Deutschland verursacht jede Bürgerin und jeder Bürger immerhin noch etwa 10 t CO2 pro Jahr (Platz 41). Hier spiegelt sich der enge Zusammenhang von Pro-Kopf-Emissionen und Einkommen deutlich wider: Höhere Einkommen führen häufig zu intensiveren Konsum und einer energieintensiveren Lebensweise. Manche sprechen in diesem Zusammenhang von "Luxusemissionen", welche die reiche Weltbevölkerung auf Kosten der ärmeren Bevölkerung der Erde verursacht.

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Hans Jürgen Krysmanski: Planetarische Herrschaft, junge Welt, 30.04.2010, Seite 10


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