Samstag, 9. Juni 2012

Michael Rasch: Expansive Notenbanken - Die heimliche Schädigung der Sparer

Grundsätzlich beruht der Zinseszins-Effekt darauf, dass die Zinsen nach jeder Zinsperiode dem Sparkapital zugeschlagen und fortan mit verzinst werden. Daraus ergibt sich, dass der Zinsfaktor bei der Berechnung des Kapitals mit der Laufzeit potenziert wird. Durch die Potenzierung werden Zinserträge der vorangegangenen Jahre mit in die Berechnung einbezogen, so dass es zum Zinseszins kommt. Dies führt dazu, dass sich der gesparte Ertrag nach und nach potenziert, daher spricht man von der Kraft des Zinseszinses. Er gilt als eine der wichtigsten und unverstandensten Wirkungen in der Wirtschaftswelt. Das bekannteste Beispiel ist wohl der Jesus-Rappen. Es zeigt, was mit einem Rappen passiert wäre, wenn er bei der Geburt Jesu im Jahre null zu einem Zinssatz von jährlich 5% angelegt worden wäre. Bis zum Jahr 2012 hätte sich daraus ein fast unermessliches Kapital ergeben. Die Summe würde 41 Stellen vor dem Komma aufweisen und im Bereich der Sextilliarden liegen. Hier zeigt sich, dass der Zinseszins-Effekt langfristig eine enorme Wirkung entfaltet. Nach 100 Jahren wären aus dem einen Rappen zwar nur Fr. 1.32 geworden und nach 200 Jahren immerhin 173 Fr. Doch nach 300 Jahren hätte sich bereits ein Betrag von 22 740 Fr. ergeben, und nach «lediglich» 500 Jahren hätte sich der eine Rappen auf sensationelle 393 Mio. Fr. vermehrt. Der Jesus-Rappen ist sicher ein Extrembeispiel. Doch auch bei kürzeren Laufzeiten, aber höherem Anfangskapital spielt der Zinseszins-Effekt enorm. Legt man etwa 5000 Fr. zu 5% über 50 Jahre an, ergeben sich daraus 57 337 Fr., wenn man die Zinsen dem Kapital zuschlägt und mit verzinst. Wenn man sich die Zinsen dagegen jeweils auszahlen lässt, kommen am End der Laufzeit nur 17 500 Fr. zusammen – ein enormer Unterschied.

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