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Mittwoch, 26. September 2012

spiegel.de: Neues Hochschulgesetz Sachsen führt Langzeitstudiengebühren ein

Der Streit um die studentische Mitbestimmung wird immer wieder auch in anderen Bundesländern ausgefochten. Die Junge Union forderte unlängst sogar die komplette Abschaffung der verfassten Studentenschaften. Baden-Württemberg dagegen hat kürzlich die Wiedereinführung beschlossen. Das einzige Bundesland, das weiterhin ganz auf verfasste Studentenschaften verzichtet, ist Bayern.

Kommentar von Steffen Roski: Lobbyorganisationen wie die INSM oder Think-Tanks wie das CHE (Bertelsmann Stiftung) finden in Politik und Ministerialbürokratie ihre willfährigen Vollstrecker.

Mein Blog befasst sich in einem umfassenden Sinn mit dem Verhältnis von Wissen, Wissenschaft und Gesellschaft. Ein besonderes Augenmerk richte ich dabei auf die Aktivitäten des Medien- und Dienstleistungskonzern Bertelsmann und der Bertelsmann Stiftung.

Guido Graf: Buchrezension - Rainald Goetz Johann Holtrop. Abriss der Gesellschaft

Rainald Goetz: Johann Holtrop. Abriss der Gesellschaft. Roman, Suhrkamp Verlag, Berlin 2012, 343 Seiten, 19,95 Euro (Buchrezension von Guido Graf in WDR3) Rainald Goetz: Johann Holtrop. Abriss der Gesellschaft. Roman, Suhrkamp Verlag, Berlin 2012, 343 Seiten, 19,95 Euro (Buchrezension von Guido Graf in WDR3) © WDR 2010

Thomas Middelhoff, Liz Mohn, Bertelsmann, Kanzler Schröder, Leo Kirch: die Aufzählung derer, die für das Personal in Rainald Goetz’ neuem Roman „Johann Holtrop“ als Vorbilder gedient haben oder gar ganz unverstellt auftreten, ist lang. Einige Jahre hat Rainald Goetz recherchiert und an diesem Buch geschrieben. Herausgekommen ist jedoch weniger ein Schlüsselroman über die deutsche Wirtschaft mit Klatsch und Tratsch als eine ebenso spekulative wie genaue Beobachtung jüngster Vergangenheit, eine Geschichte über die Protagonisten der gegenwärtigen ökonomischen Krise und eine düstere Diagnose ihrer Ursachen.

Rainald Goetz
Johann Holtrop. Abriss der Gesellschaft
Suhrkamp, Berlin 2012
343 S.

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Perry Link: Beijing’s Dangerous Game

What is it, today, that the people at the top in China want to achieve by stimulating and advertising anti-Japan sentiment? They do not say, of course, so the world must guess, but in broad outline the guessing isn’t very hard. The people at the top, who are used to maintaining a smooth façade, have every reason right now to distract attention from the unexpectedly messy handover of power now taking place, the results of which are hugely important to them. Not only power but tremendous amounts of wealth are at stake. The outcome of the power struggle in Beijing could affect the whole nation, but the people at the top prefer that the whole nation be gazing in a different direction. The trial of Wang Lijun—the police chief of disgraced senior politician Bo Xilai who was closely involved in the Neil Heywood murder affair—has been unfolding this week concurrently with the anti-Japan flare-ups. It should and would be a sensation but isn’t: if it were probed and reported properly, the case would reveal a great deal about corruption, special privilege, abuse of power, wealth inequality, and all those other issues that Chinese people often notice and protest about. The mysterious recent disappearance from public view of Xi Jinping, who is expected to replace Hu Jintao in the top post in government at the Chinese Communist Party’s Eighteenth National Congress this fall, also raises large questions to which a citizen would want answers. How might one divert attention from these questions toward the fate of some barren islands? Nationalism! Hate Japan!

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Kendra Eckhorst: Eine echte Alternative: Zurück an den Herd

Das Betreuungsgeld könnte prinzipiell auch anders wirken und zum einen den Unterhalt von Au-pairs und „Kindermädchen“ in gut situierten Familien bezuschussen, zum anderen ein Zubrot für sozial schwache Familien mit geringen Chancen auf dem Arbeitsmarkt sein. Zumindest legt dies eine Studie der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung dar, die im April veröffentlicht wurde und neues Futter für die Gegenseite lieferte. Hier analysiert und vergleicht die norwegische Soziologin Anne Lise Ellingsæter die Erfahrungen in Norwegen, Schweden und Finnland: Seit 1985 kann in Finnland das Betreuungsgeld beantragt werden, in Norwegen seit 1998 und in Schweden seit 2008. Trotz unterschiedlicher Ausgestaltungen wie Höhe der Leistung oder anteiliger Auszahlung bei stunden- weiser öffentlicher Kinderbetreuung ist Ellingsæters Fazit für die drei Länder dasselbe: Das Betreuungsgeld verfestige Geschlechterungerechtigkeiten, da überwiegend Frauen die Leistung in Anspruch nehmen, zu Hause bleiben und einen erschwerten (Wieder-)Einstieg in das Berufsleben haben. Darüber hinaus wird es vor allem von solchen Familien bzw. Müttern in Anspruch genommen, die aufgrund fehlender Ausbildung oder auch rassistischer Diskriminierung wenig Hoffnung auf einen gut bezahlten Job haben.

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Montag, 24. September 2012

Rose Ausländer: Herbstlicher Ausschnitt


Eine schräge Strahlengarbe
schoss vom Himmel wie ein Pfeil,
zeichnete mit goldner Farbe
auf die Erde neues Heil,
sprang im Jubel auf die Dächer,
dass sie wogten wie ein See,
schwang liebkosend einen Fächer
über Dunkelheit und Weh.
Sieh, der Himmel scheint gespalten:
Dort ein düstrer Wolkenstrom
geisterhafter Nachtgestalten;
hier: ein stolzer Sonnendom. -
Fluss und Fenster widerblitzen,
Gassen wiegen sich im Tanz,
und es lächeln selbst die Pfützen
silberklar im jähen Glanz.


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Samstag, 22. September 2012

Manfred Dietenberger: Das Schattenkabinett aus Gütersloh - Der Bertelsmann Verlag

Das Bertelsmann-Institut CAP [...] trägt mit seinen Vorschlägen zur weiteren, verstärkten Militarisierung bei und liefert mit kriegerischen Denkschablonen die Legitimation von außereuropäischen Einsätzen deutschen Militärs. Demokratisches Denken ist diesem Elite-Netzwerk fremd, seine Denkschablonen sind mit denen der Militärs voll kompatibel. Die Bertelsmann-Stiftung und das Centrum für angewandte Politikforschung mit nahezu 400 Mitarbeitern sind dem kleinen wissenschaftlichen Dienst des Bundestags und allen anderen öffentlichen Instituten weit überlegen.
Die Finanzmittel für ihre überaus umtriebigen Aktivitäten ergattert sich die Stiftung durch den Status der Gemeinnützigkeit. Dies erlaubt es ihr, die Millionengewinne des Bertelsmann-Konzerns der Steuer zu entziehen. Daher ist es an der Zeit, dass öffentlich diskutiert wird, ob der Bertelsmann-Stiftung nicht der Status der Gemeinnützigkeit aberkannt werden muss.
(Aus: lunapark 21, Heft 19, Herbst 2012, S. 54-55)

Kommentar von Steffen Roski: Die Pointe liegt darin, dass die Bertelsmann Stiftung durch die steuerliche Begünstigung eine quasi öffentliche Einrichtung, ein Public Think Tank, ist. In der Tiefenstruktur wird erkennbar, wie Kapital und Staat miteinander verschmelzen. Politik wird gleichsam privatisiert.


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Steffen Roski: Die Symbiose von Recht und Kapital

Wie einem Posting im Anti-Bertelsmann-Verteiler zu entnehmen ist, halten die VeranstalterInnen des 69. Deutschen Juristentages in ihrer Internet-Einladung damit hinter dem Berg, dass die Bertelsmann Stiftung als Sponsor auftritt.

Einladung zum 69. Deutschen Juristentag

Erst in den papiernen TeilnehmerInnenunterlagen taucht die Bertelsmann Stiftung auf. BRD-JuristInnen und Transparenz? Es handelt sich wohl um ein eher prekäres Verhältnis ...

Michael Krämer, Vorsitzender Richter am Landgericht, kommentiert:

Die Bertelsmann-Stiftung hat schon immer mit maßgeblichen Persönlichkeiten aus dem Umfeld des djt zusammengearbeitet:

So sitzt der Chefsyndikus der Bertelsmann AG, Rechtsanwalt Dr. Ulrich Koch, Gütersloh, in der ständigen Deputation des Deutschen Juristentages.

Siehe hier:

Link

Der Vorsitzende des Vorstandes des djt e.V. Prof. Dr. Martin Henssler, Köln, hat im Auftrage der Bertelsmann-Stiftung den Entwurf eines einheitlichen Arbeitsgesetzbuches ausgearbeitet.

Siehe hier:

Link

Desweiteren versucht die Bertelsmann-Stiftung schon seit Langem durch die Einführung des NPM/NSM (New Public Management/Neues Steuerungsmodell) und durch Einführung der gerichtsinternen Mediation in die Justizverwaltung und die Gerichte neoliberales Gedankengut in den Bereich der Dritten Gewalt hineinzutragen, und damit an seiner Unabhängigkeit zu kratzen. Die Bertelsmann-Stiftung will damit betriebswirtschaftliche Denkmuster und Verfahrensweisen auch in die Justiz hineintragen. Mit der Mediation will sie die Gesetzesbindung der Richter abschaffen, damit letztlich auch die richterliche Unabhängigkeit und ein kostengünstiges nicht gesetzesbasiertes Streitschlichtungsverfahren in die Gerichte einführen.

Siehe hier:

Link

Der Präsident des OLG-Celle, Dr. Peter Götz von Olenhusen, ist ebenfalls Mitglied der ständigen Deputation des djt. Er war der Bertelsmann-Stiftung als ehemaliger Präsident des Landgerichts Göttingen und auch auf dem 68. Juristentag in Erfurt bei diesem Thema ein willfähriger Helfer zur Einführung der damals ohne Rechtsgrundlage an vielen Gerichten eingeführten sogenannten gerichtsinternen Mediation. Neben dem Landgerichtsbezirk Göttingen war die "Modellregion Ostwestfalen Lippe" -die Heimatregion von Bertelsmann- mit dem Landgericht Paderborn und dem Verwaltungsgericht Minden sowie dem OLG Hamm Vorreiter in NRW bei der Einführung der gerichtsinternen Mediation.

Siehe hier:

Link

Kritisch dazu:

Meine Beiträge:

Link

und 

Link

und

Link


Fazit: 

Die Bertelsmann-Stiftung versucht schon lange durch ihr nahestehende Personen und mit Geld über den djt massiv Einfluss auf die Rechtspolitik in Deutschland zu nehmen. Überraschend ist das letztlich nicht. Massive politische Einflussnahme im Sinne neoliberaler Politik war und ist schon immer das Ziel der zu Unrecht als gemeinnützig anerkannten Bertelsmann-Stiftung gewesen.


Kommentar von Joachim Weiss:

Welche wirtschaftlichen Interessen hinter solchen mehr oder weniger
offensichtlichen Einmischungsversuchen stehen, zeigt ein sogenannter
"Modellversuch" aus Baden-Württemberg, Forderungen der Landesjustizkasse -
auf Erfolgsbasis! - durch das Bertelsmann-Inkassounternehmen
Arvato-Infoscore eintreiben zu lassen. Da bei Google über den Vorgang
merkwürdigerweise kaum noch was zu lesen ist, zitiere ich die
Landesoberkasse BW in einem Schreiben vom 10.3.2010: Zitat:

"Dem Schreiben der Landesoberkasse vom 08.02.2010 ( Benachrichtigung über
die Beauftragung eines privaten lnkassounternehmens für den weiteren
Forderungseinzug) liegt folgender Sachverhalt zugrunde:

Finanz- und Justizministerium Baden-Württemberg untersuchen in einem auf
drei Jahre angelegten Outsourcing-Pilotprojekt, welche Effizienzsteigerungen
für den Bereich der öffentlich-rechtlichen Justizforderungen durch die
Einbindung privater auf Forderungseinzug
spezialisierter Unternehmen möglich sind.

Grundlage des Projekts ist der entsprechende Beschluss der Landesregierung
Baden-Württemberg vom 22.02.2006; mit einer Neufassung des
Landesjustizkostengesetzes (LJKG )wurde in § 9a LJKG die rechtliche
Ermächtigungsgrundlage dafür geschaffen. Der Landesdatenschutzbeauftragte
wurde beteiligt und hat dem Projekt seine Zustimmung erteilt. Die Firma
infoscore Forderungsmanagement GmbH ist dasjenige auf Forderungseinzug
spezialisierte Unternehmen, welches nach einem Auswahlverfahren vom Land
Baden-
Württemberg auserwählt und mit Vertrag vom 13.05.2009 mit der Durchführung
der Projektaufgaben beauftragt wurde..." 
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Bundeszentrale für politische Bildung: Europa-Quiz

Beim "Zahlen und Fakten: Europa"-Quiz können Sie Ihr Wissen zu den verschiedenen Themenbereichen des Online-Angebots testen und vertiefen.

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bloomberg: Deposit Flight Undermines Euro

 A total of 326 billion euros ($425 billion) was pulled from banks in Spain, Portugal, Ireland and Greece in the 12 months ended July 31, according to data compiled by Bloomberg. The plight of Irish and Greek lenders, which were bleeding cash in 2010, spread to Spain and Portugal last year.

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Donnerstag, 20. September 2012

Michael T. Klare: 30-JÄHRIGER KRIEG? GEOPOLITIK UND ENERGIE

Der Prozess wird kriegerisch sein, weil die künftige Profitabilität, sogar das Überleben vieler der weltweit größten und kapitalkräftigsten Konzerne auf dem Spiel stehen wird und weil es in diesem Wettlauf für jede Nation um Leben und Tod gehen kann. Für gigantische Ölkonzerne wie BP, Chevron, ExxonMobil und Shell wird eine mögliche Abkehr vom Erdöl massive wirtschaftliche Konsequenzen haben. Sie werden neue Geschäftsmodelle einführen und neue Märkte erschließen müssen, die auf alternativen Energien basieren, um nicht zu kollabieren oder von stärkeren Konkurrenten geschluckt zu werden. Zur selben Zeit werden neue Konzerne entstehen, von denen manche den Ölgiganten an Reichtum und Größe nicht nachstehen dürften. Das Überleben von Nationalstaaten wird auf dem Spiel stehen, wenn sie auf konkurrierende Technologien setzen, sich an ihre vorhandenen Energieformen klammern oder um die globalen Energiequellen, -märkte und -vorräte konkurrieren. Da eine angemessene Energieversorgung von vitalem Interesse für die nationale Sicherheit ist, werden die Kämpfe um lebenswichtige Ressourcen – heute Öl und Erdgas, morgen vielleicht Lithium oder Nickel (für Elektroautos) – auch mit Waffengewalt geführt.

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Die Zeit: Interview mit OECD-Vize Aart de Geus - "Vollbeschäftigung in Deutschland ist möglich"

"Wir müssen den Unternehmen mehr Anreize bieten, unbefristete Verträge anzubieten. Das geht nur, wenn wir den Schutz für diese Gruppe der Beschäftigten senken. Ich rede hier nicht von großen Veränderungen, sondern von gezielten Maßnahmen, die reguläre Beschäftigung wieder attraktiver machen. Das mag in Ihren Ohren paradox klingen: Warum sollten wir mit weniger Arbeitnehmerrechten zu weniger prekären Jobs kommen? Die Antwort lautet: Weil wir die Risiken senken müssen, die ein Unternehmen eingeht, wenn es unbefristete Verträge an Arbeitnehmer vergibt. Das hilft am Ende auch den Jungen, weil sie leichter Zugang bekommen zu festen Beschäftigungsverhältnissen, der ihnen heute noch zu oft versperrt ist. "

Kommentar von Alexander Brabandt: In einem Interview vom 15.12.2010 in der ZEIT fordert De Geus den Abbau von Arbeitnehmerrechten (wie z. B. den  Kündigungsschutz) wegen der "Zwei-Klassen-Gesellschaft am Arbeitsmarkt" in der BRD. Das Problem de Zweiteilung sei nach De Geus nicht an sich das Problem, sondern nur die fehlende Durchlässigkeit beider Bereiche. Durch Rückbau von Arbeitnehmerrechten bei den Kernbelegschaften soll laut De Geus angeblich alle Arbeitnehmer profitieren, da sie bei Verlust ihres Arbeitsplatzes leichter eine unbefristete Anstellung finden könnten. Außerdem würden Arbeitnehmer davon profitieren, bei Aufgabe von Arbeitsschutzrechten höhere Lohnforderungen durchsetzen zu können.

Ziemlich Absurde Argumentation von diesem De Geus. Wir wissen jetzt, wo die Reise hingeht: Nach dem Bertelsmann den prekären Arbeitsmarkt (Hartz IV und Zeitarbeitsmarkt) den Weg bereitet hat, sind also jetzt die regulären Arbeitsverhältnisse Ziel der Stiftungsarbeit.


Kommentar von Steffen Roski: Art de Geus ist seit kurzem Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung. Im Gewande der Gemeinnützigkeit treibt die Konzernstiftung in ihrer Rolle als Think Tank weiter eine neoliberale Arbeitsmarktpolitik voran. Die Bertelsmann Stiftung tritt als eine Art intellektueller Gesamtverwalter der kollektiven Interessen des Großkapitals auf. Es ist dasselbe Großkapital, das in den Bertelsmann-Medien (Zeitschriften, RTL usw.) Werbung schaltet und somit die Plattformen der Bertelsmann AG nutzt, um die Wertschöpfung voranzutreiben.

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Samstag, 15. September 2012

Piraten Xanten: Bürgerbefragung und OptOutDay

Zu den Themen Bioenergie-Zentrum, Gesamtschule und Straßenausbau (Sonsbecker Straße) führen die Xantener Piraten - auch Online! - eine Bürgerbefragung durch. Schwerpunktthema am Info-Stand: Der OptOutDay!

Piratin Daggi im Gespräch mit Frank Seitz vom ADFC
Christian, unser Admin



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FAZ: Interview mit Bertelsmann-Chef Thomas Rabe

"Ja, schon, aber in Ländern wie Indien, China und Brasilien tut man gut daran, stufenweise vorzugehen und sich zunächst gemeinsam mit lokalen Partnern vorzutasten, die sich in diesen Märkten auskennen. Wir haben eine Reihe von Wachstumsplattformen definiert, in die wir in den nächsten Jahren das Gros unserer Investitionen lenken. Davon sind einige schon im Konzern, zum Beispiel unter dem Dach unseres Dienstleistungsunternehmens Arvato, wo E-Commerce, multinationale Großkunden oder Finanz- und Datendienste im Fokus stehen. Fremantle Media und BMG habe ich schon erwähnt. Hinzu kommen das Bildungsgeschäft, in das wir gerade über eine Fondskonstruktion eingestiegen sind, und das Geschäft mit Information-Services, sprich die Bereitstellung von geschäftsrelevanten Informationen. Das ist ein großer und globaler Markt, in dem wir uns eine größere Akquisition vorstellen können."

Kommentar von Steffen Roski: Wie wichtig dem Konzern die "gemeinnützige" Stiftung ist, wird an o.a. Äußerung deutlich: "Hinzu kommen das Bildungsgeschäft, in das wir gerade über eine Fondskonstruktion eingestiegen sind ... Das ist ein großer und globaler Markt, in dem wir uns eine größere Akquisition vorstellen können." (Thomas Rabe) - Die Bertelsmann Stiftung hat durch ihre Aktivitäten bereits die benötigten servilen Funktionsträger aus Politik und Ministerialbürokratie "angefixt", die dann den Konzernwillen exekutieren helfen ...

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Conrad Schuhler: Zerbricht der Euro noch 2012? - Untersuchung der Argumente Roubinis und der Strategien der "Euro-Retter"

 An diesem Punkt bricht der Widerspruch zwischen dem Konzept gemeinschaftlicher Kredite von EZB und dem mit einer Banklizenz ausgestatteten ESM und dem Interesse der „Märkte“ offen auf. Es geht nämlich um die Frage: Wer finanziert die Euro-Länder? Würden der ESM mithilfe des billigen EZB-Gelds dies tun, wäre den Banken ihr hochprofitables Spekulationsgeschäft verdorben. Die Staaten bekämen ihre Kredite nun direkt und bedeutend billiger aus den Euro-Rettungstöpfen. Bislang ist es so, dass die EZB billig Geld an die Banken gibt – im Dezember 2011 und Anfang 2012 die erste „Dicke Bertha“, eine Billion Euro für 1 % Zinsen mit einer Laufzeit von drei Jahren, der allgemeine Diskontsatz liegt mit 0,75 % noch darunter – die Banken kaufen dafür Anleihen zu Höchstzinsen, die wiederum von der EZB entsprechend teuer zurückgekauft werden. Der Disput um die Haftungsgemeinschaft hat weniger mit Grundfragen der Demokratie oder den alten EU-Verträgen oder den Staturen der EZB zu tun, als vielmehr mit dem Problem, ob die Banken aus dem ebenso idiotensicheren wie hochprofitablen Geschäft mit der Staatsfinanzierung ausgeschlossen oder abgedrängt werden.

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David Graeber: Über die Erfindung des Geldes

 Was AnthropologInnen stattdessen tatsächlich dort beobachtet haben, wo Geld nicht im Umlauf war, war nicht ein System expliziten Leihens und Verleihens, sondern ein breites System an nicht-spezifizierten Krediten und Schulden. Wenn ein Nachbar etwas von deinem Eigentum haben möchte, reichte es in den meisten solcher Gesellschaften aus, es zu loben („Was für ein großartiges Schwein!“); die Reaktion bestand dann darin, dass es sofort abgegeben und zugleich darauf insistiert wurde, dass es sich um ein Geschenk handele und der Geber auf keinen Fall jemals etwas als Gegenleistung hätte haben wollen. Tatsächlich schuldete der Empfänger ihm nun einen Gefallen. Nun konnte er den Gefallen abwarten, da es ja ganz angenehm ist, jemanden dir gegenüber in der Pflicht zu wissen, oder er konnte etwas ausdrücklich Nicht-Materielles einfordern („Weißt du, mein Sohn ist in Deine Tochter verliebt...“). Er konnte auch ein anderes Schwein oder etwas verlangen, was er für ungefähr gleich viel wert hielt. Aber es ist kaum vorstellbar, wie all das zu einem System führen soll, in dem es möglich ist, anteilige Werte gegeneinander abzuwägen. Selbst wenn, was manchmal vorkommt, die Partei, die den Gefallen schuldet, dich mit einem unerwünschten Geschenk bedrängt und man dies als unangemessen empfindet – ein paar Küken zum Beispiel –, wird man ihn als Geizhals verspotten, aber es ist unwahrscheinlich, dass man es für notwendig hält, mit einer mathematischen Formel anzurücken, nur um zu bemessen, für wie geizig man ihn hält. Demzufolge findet man, wie Chris Gregory herausgestellt hat, in so genannten ‚Schenkökonomien’ eine ausgedehnte Rangfolge verschiedener Arten von Gütern – Kanus sind in etwa gleich viel wert wie vererbte Halsketten, beide sind mehr wert als Schweine und Walzähne, die wiederum mehr wert sind als Hühner etc. –, aber was man nicht findet, ist ein System, mit dem man bemessen könnte, wie viele Schweine ein Kanu wert sind.

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Joachim Bischoff: Rettung der Eurozone – aber wie?

Die politischen Eliten agieren hilflos, weil eben auch der Grund der Krisenentwicklung unklar oder strittig ist. Der Teufelskreis von Bankenproblemen, öffentlichen Refinanzierungspaketen und rezessiver Wirtschaftsentwicklung hat einen eindeutigen Hintergrund: Durch das Platzen einer riesigen Vermögensblase – ausgelöst durch das extrem niedrige Zinsniveau, verstärkt durch politische Anreize zur Bildung von Immobilieneigentum, und in der Eurozone durch eine massive Absenkung der Zinsen für die Peripherieländer (Zinskonvergenz) befördert – sind enorme Bankaktiva im Wert gefallen. Die Eigenkapitalausstattung der Banken und die Risikokontrolle der Verbriefungsinstrumente waren völlig unzureichend. Ausgehend von den negativen Erfahrungen der Lehman-Pleite wurden seither die schlagartigen Wertkorrekturen von Bank-Aktiva durch Krisenfonds und öffentliche Mittel und Garantien aufgefangen. Diese massive Tendenz der Entwertung von Vermögenstiteln wird durch die neoliberale Austeritätspolitik verschärft. Denn wenn die privaten Haushalte, Unternehmen und Finanzinstitute ihre Ausgaben wegen des hohen Schuldendrucks zurückfahren, sollte der öffentliche Bereich sich auf eine Stützung von Konsum- und Investitionsstrukturen konzentrieren. Die Austeritätsprogramme schädigen die ohnehin schwache Binnenkonjunktur in den betreffenden Ländern. Dies führt im Gegenzug über konjunkturell bedingte Steuerausfälle und steigende Ausgaben für Arbeitslosigkeit dazu, dass sich die finanzielle Situation des Staates verschlechtert. Mit den rezessiven Tendenzen werden neue notleidende Kredite generiert.

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Mittwoch, 12. September 2012

STEFFEN GRIMBERG: Der müde Riese aus Gütersloh

Nun rückt der Sohn von Reinhard (gestorben 2009) und Konzernmatriarchin Liz Mohn (71) an die Spitze des einen obersten Konzerngremiums - bei dem anderen ist er da schon: Christoph Mohn hat den Platz seines Vaters im Kuratorium der Bertelsmann-Stiftung übernommen, die formal die Mehrheit am Konzern hält, aber wie dieser de facto von der Familie Mohn kontrolliert wird. Die Debatte über die Stiftung wegen ihres so großen wie geschickt geleugneten gesellschaftspolitischen Einflusses in Deutschland ist verstummt. Dafür warten auf den Konzern umso stärker die Herausforderungen der digitalen Welt.

Kommentar von Steffen Roski: Tatsächlich ist es um die Bertelsmann Stiftung stiller geworden; den Anlass zu grundlegender Kritik bietet sie jedoch weiterhin: Die taz selbst hat kürzlich über die Stiftungsaktrivitäten im Bildungsbereich berichtet. Und was ist Bildung aus Sicht von Bertelsmann anderes als ein Milliardenmarkt, den es zu erobern gilt? Wie vorteilhaft für den Konzern, dass eine "gemeinnützige" Stiftung hier und anderswo die gesellschaftlich-politische "Vorfeldarbeit" leistet ...

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Dienstag, 11. September 2012

George Soros: The Tragedy of the European Union and How to Resolve It

Mario Draghi, the current president of the ECB, announced that it will do whatever it takes to preserve the euro within its mandate. Bundesbank President Jens Weidmann has since been vocal in emphasizing the legal limitations on the ECB ever since, but Jörg Asmussen, the representative of the German government on the ECB’s board, came out in support of unlimited intervention on the grounds that the survival of the euro was at stake. This was a turning point. Chancellor Merkel was backing Mario Draghi, leaving the Bundesbank president isolated on the board of the ECB. President Draghi made the most of this opportunity. Financial markets took heart and rallied in anticipation of the ECB’s decision on September 6. Unfortunately, even unlimited intervention may not be sufficient to prevent the division of the euro area into creditor and debtor countries from becoming permanent. It will not eliminate the risk premiums, only narrow them and the conditionality imposed on the debtor countries by the EFSF is likely to push them into a deflationary trap. As a consequence, they will not be able to regain competitiveness until the pursuit of debt reduction through austerity is abandoned.

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Jürgen Habermas: Politik und Erpressung

Seitdem Herman Van Rompuy am 26. Juni dem Europäischen Rat einen Vorschlag für eine "echte" Fiskal- und Wirtschaftsunion vorgelegt und daraufhin von den Regierungschefs den Auftrag erhalten hat, diesen Vorschlag bis Dezember auszuarbeiten, sind die Präsidenten des Europäischen Rates, der Kommission und der EZB mit Plänen für eine "institutionelle Lösung" der Krise beschäftigt. Den längst erkannten Teufelskreis der Erpressung der Euro-Staaten durch die Finanzmärkte hat jetzt der EU-Kommissar Michel Barnier mit den dürren Worten beschrieben, "dass zuerst der Staat klammen Banken hilft, dadurch aber die Staatsschulden steigen, welche wiederum die Banken kaufen - weswegen sich deren Lage weiter verschlimmert" (SZ vom 31. August 2012) Freilich verschweigt der Kommissar, dass bei diesem traurigen Spiel die privaten Anleger, solange die Erpressung funktioniert, die einzigen Gewinner sind, während die verordnete Sparpolitik nicht die Verursacher der Krise, sondern die breite Masse der ohnehin geschädigten Staatsbürger ungerührt zur Kasse bittet.
(Aus: Die Zeit, 6. September 2012, S. 50)

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Rüdiger Jungbluth: Tickt so die Wirtschaft?

Neben einer Vielzahl von Klarnamen (von Augstein über Flimm bis zu Gauweiler) lässt der Autor einen Deutsche-Bank-Chef namens Bauer, einen blinden Medientycoon namens Binz in Nebenrollen auftreten sowie einen PR-Unternehmer Maschinger, der mit Moritz Hunzinger die Gemeinsamkeit der Nähe zu Rudolf Scharping aufweist. Man findet in dem Roman des Weiteren Versatzstücke aus dem Mannesmann-Prämien-Skandal, dem Siemens-Schmiergeld-Komplex und den HSH-Nordbank-Intrigen, eine große Menge aus Korruption, Verrat und Untreue.
Die Assperg-Zeitschriftentochter heißt Gruber & Lang und verlegt ein Magazin namens stern, einer seiner früheren Chefredakteure ("ein besonders aggressiver Chefcholeriker") heißt im Roman Funzel, wenn auch nicht Dr. Werner Funzel. Und wer bei der Beschreibung von Gosch-Chef Messmer ("die simple körperliche Größe dieses unerfahrenen, bisher durch nichts als verlegerische Pleiten ausgewiesenen, umso unwiderstehlicheren Schnösels") nicht an Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner in seinen frühen Jahren denken muss, der ist eben kein Schelm.
(Aus: Die Zeit, 6. September 2012, S. 49)

Die Rezension bezieht sich auf das Buch:

Rainald Goetz, "Joahnn Holtrop. Abriss der Gesellschaft. Roman". Berlin: Suhrkamp, 2012, Ln., 343 Seiten, 19,95 €


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Iris Radisch: Ist das so gut wie Balzac?

Und nun das: 343 Seiten, ein Held mit kantigem deutschen Namen, Immobilienbesitz, Ehefrau, Auto, Vermögensberater und Firmenjet. Mit Johann Holtrop, Topmanager, Vorstandsvorsitzender einer weltweit agierenden Familienfirma, der Assperg AG, soll ein Zeitalter besichtigt werden, ein System, ein Bewusstseinszustand, eine Existenzweise, ein Prototyp, ja, warum nicht: Eine ganze Gesellschaft soll sich am Beispiel dieses Joahnn Holtrop zu erkennen geben. Gemessen daran hat ein Autor wie Thomas Mann über Petitessen geschrieben.
Goetz geht mit dieser Schlüsselfigur ein hohes Risiko ein. Damit die Wette gilt und in Holtrop der Irrsinn einer Epoche zum Ereignis wird, darf dieser Holtrop keine irgendwie am Schreibtisch in Berlin-Mitte zusammengebaute Type sein. Ist er auch nicht. Goetz scheut keine Mühe, seinen Helden dem realen Vorbild so lebensecht wie möglich nachzuschnitzen. Für ein derartig enges Vertrauensverhältnis zwischen der schönen Literatur einerseits und der schmutzigen Wirklichkeit andererseits gibt es nicht viele Vorbilder in der deutschen Literatur, die üblicherweise eine eskapistische Vorliebe für idiosynkratische Sonderlinge pflegt, in denen die Autoren sich selber wiedererkennen. Holtrop jedoch ist kein weiteres armes Lämmchen, mit denen die Literatur schon so überreich gesegnet ist. Er ist ein Täter, ein mächtiger, ein gruseliger Mann, in dem man den ehemaligen Bertelsmann-Manager Thomas Middelhoff wiedererkennen kann und auch soll.
(Aus: Die Zeit, 6. September 2012, S. 49)

Der Auszug aus der Rezension bezieht sich auf das Buch:

Rainald Goetz, "Johann Holtrop. Abriss der Gesellschaft. Roman". Berlin: Suhrkamp, 2012, Ln., 343 Seiten, 19,95 €


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