Freitag, 11. Mai 2012

Heike Solga & Rosine Dombrowski: Soziale Ungleichheiten in schulischer und außerschulischer Bildung - Stand der Forschung und Forschungsbedarf

Gleichwohl bleibt die Sicht auf das Handeln von Lehrerinnen und Lehrer zumeist auf deren didaktisches Handeln beschränkt; Fragen des Entscheidungs- und motivierenden Handelns sowie des (zum Teil auch unbeabsichtigten) diskriminierenden Verhaltens der Lehrkräfte werden zumeist ausgeblendet. Doch gerade hier ist bekannt, dass Lehrerinnen und Lehrer sehr wohl zu sozialen Bildungsungleichheiten – zumindest im Bereich der sekundären Herkunftseffekte – beitragen. Wie in Kapitel 2.2 ausgeführt (siehe Tabelle 3 oben), sind Schülerkompetenzen eher ein mittelmäßiger Prädiktor für die Schullaufbahnempfehlungen der Grundschullehrkräfte. Dies mag beispielsweise an mangelnden diagnostischen Fähigkeiten oder an der hohen Bewertung von Sozial- oder Elternverhalten seitens der Lehrerinnen und Lehrer liegen – doch unabhängig davon zeigt dieses Beispiel, dass Lehrerinnen und Lehrer eine wichtige Rolle bei der Reproduktion sozialer Bildungsungleichheiten spielen. Auch durch ihr Verhalten wird soziale Herkunft, Migrationshintergrund und Geschlecht für den ungleichen Bildungserwerb relevant (siehe Kapitel 2.2). Insofern ist die Veränderung des diesbezüglichen Lehrerverhaltens eine wichtige Voraussetzung zum Abbau von sozialen Bildungsungleichheiten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Sie sind herzlich zu Kommentaren aufgefordert und eingeladen!