Montag, 23. Februar 2015

Niels Anner: Big Professor. Dänische Studierende lassen sich rund um die Uhr überwachen - von ihren Dozenten

"Für 'SensibleDTU' werden zudem Standortdaten aufgezeichnet. Diese liefert der GPS- aber auch der Wi-Fi-Empfänger, wenn er nach Netzen sucht. Am genauesten ist aber Bluetooth: Wenn zwei Telefone über den Kurzstreckenfunk Verbindung aufnehmen, erschliesst sich daraus, dass die Handy-Besitzer nahe beieinander stehen; ist der Abstand sehr klein, führen sie vermutlich von Angesicht zu Angesicht ein Gespräch miteinander. Damit ist der Link von den Daten zum physischen Kontakt zwischen zwei Menschen hergestellt, für die Forscher eine völlig neue Perspektive. Sie können nun messen und aufzeichnen, wie Telefon- und Internetkommunikation mit persönlichen Treffen zusammenspielen. 'Interessant ist letztlich nicht die einzelne Person, sondern das Gesamtbild', sagt Sune Lehmann, der mit Psychologen, Soziologen und Ökonomen kollaboriert. Das Ziel ist, mit dem riesigen Datenberg Verhaltensmuster von Gruppen zu analysieren. Daraus folgt die nächste Frage: Wie kann ein Netzwerk beeinflusst und wie sein Verhalten vorausgesagt werden? Konkret heisst das zum Beispiel: Warum feiern gewisse politische oder ideologische Botschaften und Werbekampagnen einen Schneeball-Erfolg, während andere nie ins Rollen kommen? Welcher Zusammenhang besteht zwischen Likes auf Facebook und Tipps, die man Freunden im persönlichen Kontakt gibt? Oder: Wie beeinflusst uns unser Umfeld? Wird jemand schneller übergewichtig, wenn er viele Freunde hat, die sich ungesund ernähren? 'Wir wissen bisher enorm wenig über solche Mechanismen', sagt Lehmann."

Quelle: Neue Zürcher Zeitung, 23. Februar 2015 (Nr. 44, 236. Jg.), S. 39.

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