Donnerstag, 18. April 2013

kinofenster.de: Trommelbauch

Mit Trommelbauch erfährt der niederländische Kinderbuchklassiker von Cornelis Johannes Kieviet seine Modernisierung als farbenfrohe Filmsatire. In stark überspitzter Form werden unterschiedliche Werte, Lebensweisen und Schönheitsideale gegeneinander ausgespielt. Vor dem Hintergrund der humorvollen Überspitzung ist auch die ernährungswissenschaftlich nicht immer ganz korrekt beantwortete Frage nach der "richtigen" Ernährung zu verstehen. Zieht man solche Übertreibungen ab, bleibt ein ernstgemeintes Plädoyer für Toleranz, zumindest was dicke Menschen betrifft. Die dünne Mehrheit hingegen bekommt ihr Fett weg. Der komödiantische Kampf Dick gegen Dünn spiegelt sich schon im Ausstattungsdesign. Herrschen in Pummelstadt runde Formen und satte Farben von Senfgelb bis Ketchuprot, sind in Dünnhafen selbst die Farben dünn: Blasse Pastelltöne illustrieren den vornehm-asketischen Lebensstil einer Gesellschaft, die Genüssen misstraut. Weiterhin auffallend ist die perfekte Einförmigkeit nicht nur von Häusern, Straßen und Geschäften, sondern auch der Bewohner/innen in ihrer uniformen Sportbekleidung. Diese hyperrealistische Stilisierung, im Komödiengenre nicht ungewöhnlich, enthält eine weitere überspitzte Aussage: Dünne Menschen haben nicht nur keinen Spaß, sie sind auch mehr oder weniger gleich. Letzteres ließe sich allerdings auch über die dicken Bürger/innen von Pummelstadt sagen. Die Eingangsszene zeichnet sie – in Großaufnahmen und in Zeitlupe – allesamt als hemmungslos genusssüchtig.

Mein Blog befasst sich in einem umfassenden Sinn mit dem Verhältnis von Wissen, Wissenschaft und Gesellschaft. Ein besonderes Augenmerk richte ich dabei auf die Aktivitäten des Medien- und Dienstleistungskonzern Bertelsmann und der Bertelsmann Stiftung.

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