Samstag, 25. April 2015

Lennart Laberenz: Lachen bis zum bitteren Ende. Wo Nachrichtensendungen zunehmend Seichtes bieten, wird die Fernseh-Satire investigativer

"'Die Anstalt', Minute 45, ein prächtiger Witz: Wir haben den Krieg verloren, aber die Nachkriegszeit gewonnen. Bei der Boulevardisierung von Nachrichten und politischem Journalismus sprechen Spötter von einer Mariettaslomkaisierung. Die ZDF-Nachrichten-Moderatorin Marietta Slomka bereiste mit Betroffenheitsmiene und inszeniertem Recherchedrang Afrika, Ostdeutschland oder China. Der Eindruck drängte sich auf, dass es in ihren Beiträgen und Filmen vor allem um Marietta Slomka vor locker wechselnden Kulissen ging. Damit steht sie in einem interessanten Gegensatz etwa zu dem 1995 verstorbenen Hanns-Joachim Friedrichs, einer Ikone des deutschen Nachrichtenjournalismus. Friedrichs erklärte in einem 'Spiegel'-Interview einmal, dass er kurz nach dem Krieg bei der BBC in London gelernt habe, Distanz zu halten, 'sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten, nicht in öffentliche Betroffenheit versinken, im Umgang mit Katastrophen cool bleiben, ohne kalt zu sein'. Die plötzlich grassierende Lockerheit, erwähnte er noch, sei ihm ein Graus gewesen. Man könnte also denken, dass Friedrichs das genaue Gegenteil von Marietta Slomka war. Im April 2015 gab die Jury des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises bekannt, nächstens Marietta Slomka den Preis umzuhängen."

Quelle: http://www.nzz.ch/feuilleton/fernsehen/lachen-bis-zum-bitteren-ende-1.18526963

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