"Leonce und Lena" - Komödie und Spätwerk Büchners - stand am vergangenen Samstag (21. Dezember 2013) auf dem Programm der Büchner-Reihe mit der Literaturwissenschaftlerin Sabine Dissel und bildete zugleich den literarischen Endpunkt derselben.
Ehrlich gesagt bin ich mit etwas gemischten Gefühlen in die "Bedürfnisanstalt" nach Altona-Ottensen gekommen. Im Kontext einer Unterrichtsvorbereitung hatte ich vor Jahren das Stück gelesen und es schnell wieder weggelegt. Die Handlung ist denn auch rasch wiedergegeben: Ein Prinz (aus dem Königreich Popo) soll eine Prinzessin (aus dem Königreich Pipi) laut königlischem Dekret heiraten, ist allerdings unwillig und flieht mit seinem getreuen Vasallen gen Süden. Spiegelbildlich begibt sich auch die ebenfalls heiratsunwillige Prinzessin auf Wanderschaft. Man begegnet sich, verliebt sich ineinander und nach einigen Kalamitäten kommt es schließlich dann doch noch zur Hochzeit.
Noch etwas muss ich freimütig einräumen: Als ich das Stück gelesen hatte, versäumte ich es, die einschlägige Sekundärliteratur zu wälzen. Zu wenig interessant fand ich den Text damals. Sabine Dissel hat mir jedoch die Gelegenheit gegeben, das einst Versäumte nachzuholen und mich eines Besseren belehren zu lassen. Tatsächlich bildet "Leonce und Lena" gleichsam den Schlussstein im Büchnerschen Oeuvre. Alles, was der jung verstorbene Autor zuvor verfasst hat - handele es sich um den "Landboten" oder der den "Lenz" -, findet sich in der Komödie gleichsam autoreflexiv wiedergespiegelt. Dissel vertrat sogar die These, dass die legendäre rebellisch-politische Schrift "Der Hessische Landbote" von Büchner in "Leonce und Lena" in subtiler Weise dramatisiert worden sei. Neben Anspielungen und ironischen Brechungen des eigenen Werks sind in der Komödie eine Vielzahl von Zitaten und Verweisen auf literarische und philosophische Schriftten und Werke aus den unterschiedlichsten Epochen und Zeiten vom Autor kunstvoll amalgamiert worden. Dies von der Büchner-Kennerin souverän serviert bekommen zu haben, lohnte allein schon den Besuch der Veranstaltung. Dass das Stück dann noch in einer sehr schönen Fassung aus dem Jahre 1949 zu Gehör gekommen ist, rundete den Abend in der "Bedürfnisanstalt" gelungen ab.
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