Samstag, 31. Mai 2025

Steffen Roski: Trendreport für den 31.05.2025

  1. Nichtraucherschutz: Gesundheitsministerin Warken fordert mehr Nichtraucherschutz von den Ländern und eine Einschränkung des Konsums von E-Zigaretten. 

  2. Boho-Vibes: Wallende Maxiröcke und -kleider, Volantblusen und lässige Westen in Wildleder-Optik sind omnipräsent. Urbaner Lifestyle im Bayreuther Nibelungen-Style.

  3. Farbtrends: Mocha Mousse (Pantone Trendfarbe des Jahres 2025), Mondscheingrau, Creme und Burgunderrot.

  4. Integration von KI: KI-Tools sind im Social Media Marketing nicht mehr wegzudenken und helfen bei der Content-Erstellung und -Management. Kann ich bestätigen, denn ich mache das auch!

  5. Social Commerce: Die Nutzung von Social Media Kanälen als primäres Tool für den Kundenservice und den direkten Dialog mit der Zielgruppe wird immer wichtiger. Influencer dort bekämpfen, wo sie senden!


Steffen Roski, mit KI-Unterstützung.


Freitag, 30. Mai 2025

Steffen Roski: Trendreport für den 30.05.2025

  1. Inflation in Deutschland: Die vorläufige Inflationsrate für Mai 2025 wird voraussichtlich bei +2,1 % zum Vorjahresmonat liegen. Die Kerninflation (ohne Nahrungsmittel und Energie) wird auf +2,8 % geschätzt. Die Betonung liegt auf: “ohne Nahrungsmittel und Energie” - ergo: die Masse der Bevölkerung wird erbarmungslos geschröpft!

  2. US-Zollchaos: Die Entscheidung eines US-Bundesgerichts, Trumps Zollpolitik teilweise für nichtig zu erklären, sorgt für Unsicherheit an den Finanzmärkten. Mit solcherlei Unsicherheiten wird man leben müssen - das ist sicher!

  3. Goldpreis: Der Goldpreis hat sich für einen weiteren Angriff auf das Allzeithoch in Stellung gebracht, wird aber noch von einem diagonalen Widerstand gebremst. Uns geht's doch Gold!

  4. Einzelhandelsumsatz: Im April 2025 sank der Einzelhandelsumsatz in Deutschland real um 1,1 % zum Vormonat, der Onlinehandel verzeichnete jedoch ein starkes Plus von über 14 % zum Vorjahr. Made in China!

Steffen Roski, mit KI- Unterstützung.



Donnerstag, 29. Mai 2025

Trendreport für den 29.05.2025

  1. Moderate Erholung: Das Konsumklima in Deutschland zeigt eine leichte Erholung, obwohl es sich weiterhin auf einem niedrigen Niveau bewegt. Einkommenserwartungen und Kaufbereitschaft sind gestiegen, während die Sparneigung abnimmt. Der Durchschnitts-BRD-Bürger macht das, was er am liebsten tut: koofen wie blöde.

  2. Wirtschaftliche Unsicherheiten: Trotz positiver Anzeichen bleibt die deutsche Wirtschaft in einer Schwächephase, mit prognostiziertem moderatem Wachstum. Globale Handelsspannungen und Unsicherheiten (z.B. aufgrund US-Zollentscheidungen) können die Entwicklung beeinflussen.

  3. Inflation: Die Inflation im Euro-Raum wird voraussichtlich bis Mitte 2025 das Ziel der EZB erreichen. In Deutschland stagniert die Wirtschaft wohl 2025, wobei die Inflationsgefahr nicht gestiegen ist. Wer ein nur geringes Einkommen hat, ist von den Preissteigerungen der Grundnahrungsmitteln besonders betroffen.

  4. Migration und Integration: Mehr als jede vierte Person in Deutschland (rund 25,6 %) hat eine Einwanderungsgeschichte (Stand 2024). Das Thema Migration und Integration bleibt weiterhin relevant. Letztendlich muss Integration im Schul- und Bildungswesen gelingen. Ob die Lehrkräfte dieser Aufgabe gewachsen sind?

  5. Familien und Pflege: Ab 2025 treten Neuerungen in Kraft, die Familien zugutekommen sollen, darunter höhere Familienleistungen, verbesserte Kinderbetreuung und ein vereinfachtes Elterngeld für Selbstständige. Zudem erhalten Pflegefachpersonen erweiterte Kompetenzen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. 

  6. Sinkendes Klimabewusstsein: Es gibt Anzeichen für ein nachlassendes Interesse am Klimaschutz in Deutschland, obwohl die Auswirkungen des Klimawandels (z.B. Dürren, Extremwetterereignisse) zunehmend spürbar sind. Im internationalen Vergleich ist Deutschland bei der Zustimmung zu mehr Klimaschutz auffallend niedrig. Wann kommt endlich das Klimageld? Und überhaupt: gelingt es nicht, die soziale Frage zu lösen, wird das Interesse am Klimaschutz weiter nachlassen.

  7. Zunehmende Fragmentierung: Global betrachtet steuert die Welt auf ein Jahrzehnt zunehmender Fragmentierung und konfrontativer Multipolarität zu, geprägt von geopolitischen Machtkämpfen und regionalen Instabilitäten. Für politische Interessierte sind die Zeiten höchst spannend!

Steffen Roski, mit KI-Unterstützung.

Mittwoch, 28. Mai 2025

Trendreport für den 28.05.2025

  1. Zinsentwicklung in der Eurozone: Es bleibt abzuwarten, ob die Europäische Zentralbank (EZB) angesichts der jüngsten Inflationsdaten und des Wirtschaftswachstums in der Eurozone weiterhin eine restriktive Geldpolitik beibehält oder erste Anzeichen für Lockerungen erkennbar sind. Jegliche Äußerungen von EZB-Vertretern oder veröffentlichte Wirtschaftsindikatoren könnten hier wegweisend sein. Eine restriktive Geldpolitik erscheint mir ökonomisch kontraproduktiv. Also: Mach dich locker, EZB!

  2. Energiepreise und Rohstoffmärkte: Die Entwicklung der Öl- und Gaspreise wird weiterhin aufmerksam verfolgt, insbesondere im Hinblick auf geopolitische Spannungen oder Angebots- und Nachfragedynamiken. Auch andere Rohstoffpreise, die für die Industrie relevant sind, könnten Schwankungen unterliegen. Ein eher kühler Sommer könnte die Gasreserven im Hinblick auf den Winter knapp werden lassen.

  3. Technologieaktien und KI-Entwicklung: Der Hype um künstliche Intelligenz (KI) hält voraussichtlich an. Unternehmen, die sich in diesem Bereich positionieren, könnten weiterhin im Fokus der Anleger stehen. Es ist denkbar, dass es neue Ankündigungen oder Entwicklungen im Bereich der generativen KI gibt. KI könnte ja dann gleich auch die Finanzberatung für die Anleger mit übernehmen.

Steffen Roski, mit KI-Unterstützung.

Dienstag, 27. Mai 2025

Trendreport für den 27. Mai 2025

  1. Ukraine-Krieg und Waffenlieferungen: Eine zentrale Diskussion ist die Aufhebung der Reichweitenbeschränkung für deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine, wie Bundeskanzler Merz erklärte. Dies führt zu Kritik seitens der SPD und Verwirrung, wird aber von Sicherheitsexperten als militärisch sinnvoll erachtet. Die USA haben ebenfalls den Einsatz weitreichender Waffen für die Ukraine erlaubt. Es gibt Berichte über russische Angriffe mit Drohnen und die Einnahme von Dörfern nahe Sumy. Die EU hat neue Sanktionen gegen Russland beschlossen. Die Reichweite dieser Entscheidungen wird den politisch Handelnden hoffentlich bewusst sein!

  2. Nahostkonflikt und Gaza: Der zunehmende internationale Druck auf Israel angesichts des Vorgehens im Gaza-Krieg ist ein wichtiges Thema. Die Kirchen in Deutschland appellieren gegen den geplanten Stopp des Familiennachzugs für bestimmte Flüchtlinge, den das Bundeskabinett beschließen soll, und halten das Vorhaben für "ethisch fragwürdig". Die Ethik-Messlatte liegt für Kirchen auf einem anderen Plateau als für das politische System.

  3. Konsumklima: Das Konsumklima in Deutschland zeigt eine uneinheitliche Entwicklung. Konjunktur- und Einkommenserwartungen legen zu, während die Anschaffungs- und Sparneigung leicht sinkt bzw. zunimmt. Das Niveau der Konsumstimmung bleibt niedrig, beeinflusst durch US-Zollpolitik, Börsenturbulenzen und Stagnationsbefürchtungen. Es wird deshalb höchste Zeit für eine Debatte darüber, was eigentlich “Wohlstand” in einer Post-Wachstumsgesellschaft heißen soll.

  4. Arbeitszeitdebatte: Die IG Metall rückt angesichts der Konjunkturflaute von ihrer Forderung nach einer Vier-Tage-Woche mit vollem Lohnausgleich ab. Die Debatte, ob die Deutschen genug arbeiten, reißt nicht ab. Das Institut der deutschen Wirtschaft fordert mehr Anreize für Arbeitnehmer. Wann endlich wird das leistungslose Einkommen der Vermögenden geschöpft? Tax the rich!

  5. Sofortprogramme für die Wirtschaft: Die schwarz-rote Koalition unter Bundeskanzler Friedrich Merz plant Sofortprogramme zur Förderung der deutschen Industrie und des wirtschaftlichen Aufschwungs, die kritisch betrachtet werden.

  6. Wohnungsnot und Korruption: Recherchen decken neue Maschen der illegalen Abzocke auf dem angespannten Wohnungsmarkt auf, darunter Korruption und fragwürdige Mieterhilfsvereine. Die Wohnungsnot birgt erheblichen sozialen Sprengstoff, wenn diese nicht alsbald beseitigt wird.

  7. Steffen Roski war Gesprächspartner in einem Podcast mit dem Stiftungsexperten Tobias M. Karow, der heute in Hamburg aufgezeichnet wurde und am kommenden Freitag ausgestrahlt wird. Tenor: Hochvermögende haben eine enorme Verantwortung für den sozialen Zusammenhalt in einer demokratischen Gesellschaft.

Steffen Roski, mit KI-Unterstützung.

 


Montag, 26. Mai 2025

Steffen Roski: Trendreport für den 26. Mai 2025

1) Nahostkonflikt und Kritik an Israel: Die Lage im Gazastreifen bleibt ein zentrales Thema. Es gibt Berichte über einen israelischen Angriff auf eine ehemalige Schule mit vielen Toten. In Deutschland wächst parteiübergreifend die Kritik am israelischen Vorgehen, und mehrere SPD-Politiker fordern einen Stopp der Waffenexporte nach Israel. Außenminister Wadephul bezeichnet die Lage in Gaza als "unerträglich". Unerträglich ist allerdings ebenso, dass die Terrororganisation Hamas weiterhin gesellschaftlich-politisch wirken kann.
2) Krieg in der Ukraine: Die Ukraine bleibt ein wichtiges Thema, insbesondere die Intensivierung der russischen Angriffe im Donbass und die Effektivität der ukrainischen Luftabwehr. Es wird die Frage gestellt, welche Rolle Deutschland und die europäischen Verbündeten international spielen können. Wie wäre es mit einer konzertierten europäischen diplomatischen Initiative?
3) Bundestagswahl 2025: Die Wahlprogramme der Parteien und erste Gesetzentwürfe zur Begrenzung der Migration sind in der politischen Diskussion.
4) KI-Training bei Meta: Es läuft heute die letzte Frist für Nutzer von Facebook und Instagram, der Nutzung ihrer Daten für das Training von Metas Künstlicher Intelligenz zu widersprechen. Die Verbraucherzentrale NRW hatte versucht, dies gerichtlich zu stoppen, war aber gescheitert. Wer Meta nutzt, ist selber schuld!
5) Mobilfunk-Messwoche: Die bundesweite Mobilfunk-Messwoche "Deutschland checkt sein Netz" startet heute und läuft bis zum 1. Juni 2025. Bürger sind aufgerufen, sich daran zu beteiligen. Selbst in Hamburg gibt es Ecken, die vom Netz abgehängt sind. Peinlich!
Wirtschaft und Finanzen:
- VW-Abgasskandal: Im Prozess um manipulierte Abgastests bei VW wurden zwei ehemalige Führungskräfte zu Haftstrafen verurteilt, zwei weitere Ex-Mitarbeiter erhielten Bewährungsstrafen.
- DAX-Entwicklung: Der DAX ist mit starken Kursgewinnen in den Handel gestartet, beflügelt durch eine Atempause im Zollstreit zwischen der EU und den USA.
- ADAC-Empfehlung zu Super E10: Der ADAC plädiert für eine verstärkte Nutzung von Super E10, da es billiger und umweltfreundlicher sei als E5.
- Konjunktur und Geldpolitik: Die Helaba analysiert in ihrem "Märkte und Trends" Bericht für Mai 2025 die Konjunktur, den Außenhandel und die Geldpolitik. Eine Zinssenkung der EZB im Juni wird erwartet.
Wissenschaft und Umwelt:
- Satellitenschrott und Klimawandel: Forschende befürchten, dass immer mehr Satellitenschrott im Orbit nicht nur eine Gefahr für andere Flugobjekte, sondern auch für das Erdklima und die Ozonschicht darstellt.
Kultur und Medien:
- re:publica 2025: Die Konferenz zur digitalen Gesellschaft, re:publica 2025, startet heute in Berlin.
- Programmänderungen im TV: Die ARD zeigt heute keine neue Folge von "Hart aber fair". Kein Verlust; wie wäre es damit, die Sendung ganz einzustellen?
- Medienlandschaft und KI: In der Medienberichterstattung wird diskutiert, wie sich Künstliche Intelligenz auf den Journalismus auswirkt. Die einen sagen so, die anderen so.
Wetter:
- Für heute ist ein Wechsel aus Sonne und Wolken vorhergesagt. Im Norden und Osten kann es vereinzelt Schauer und Gewitter geben.

Steffen Roski, mit KI-Unterstützung.

Sonntag, 25. Mai 2025

Steffen Roski: Trendreport für den 25. Mai 2025

1) Messerangriff in Hamburg: Nach einem Messerangriff am Hamburger Hauptbahnhof mit 18 Verletzten wurde die festgenommene Verdächtige in einer Psychiatrie untergebracht. Die Polizei ermittelt wegen versuchten Totschlags. Interessant ist, dass auf den einschlägig rechtsextremen Social-Media-Kanälen die Empörungs-Amplituden niedrig sind. Was nicht ins AfD-Skandalisierungsschema passt, erscheint nicht weiter kommentierungsbedürftig.
2) Debatte um Arbeitszeit und Wohlstand: Die Diskussion über die Arbeitsmoral in Deutschland hält an. CDU-Generalsekretär Linnemann fordert mehr Einsatz zum Erhalt des Wohlstandes, während SPD-Chef Klingbeil Steuerentlastungen für niedrige und mittlere Einkommen vorschlägt. Wie wäre es, wenn man endlich damit begönne, das leistungslose Einkommen der Erben und Millionarios abzuschöpfen?
3) Migration und Grenzkontrollen: Deutschland schiebt mehr ab, und der EU-Kommissar zeigt Verständnis für die deutschen Grenzkontrollen, obwohl es Kritik von Nachbarländern gibt. Der Familiennachzug soll für zwei Jahre ausgesetzt werden. Wird die Limitierung der sogenannten "Pull-Faktoren" die EU-Freizügigkeit aushöhlen?
4) Ärztemangel und Fachkräftesicherung: Der Ärztepräsident fordert Anreize für Ärzte im Ruhestand, um dem drohenden Versorgungsnotstand entgegenzuwirken.
5) Jugendlicher Rechtsextremismus: Der BKA-Chef warnt vor einer "sehr jungen" Neonazi-Szene und der Zerschlagung einer rechtsextremistischen Terrorzelle mit mehreren festgenommenen Jugendlichen.
6) Parteiumfragen (Sonntagsfrage): Die aktuellen Umfragewerte zu den Parteien SPD, Union, AfD, Grüne & Co. werden laufend aktualisiert. Die AfD hatte Anfang 2024 einige Prozentpunkte eingebüßt, während das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) knapp unter 5 Prozent lag.
Wettertrends:
- Sonntag, d. 25.05.2025: Zunächst überwiegend grau und gebietsweise Regen. Im Westen kann sich die Sonne zeigen. Temperaturen zwischen 11 und 22 Grad, mit schwachem bis mäßigem, teils frischem Wind aus Süd bis West und frischen bis starken Böen.
- Nacht auf Montag: Wechselnd bis stark bewölkt, Temperaturen fallen auf 7 bis 13 Grad.
- Montag: Im Süden anfangs Wolken mit Regengüssen und einzelnen Gewittern. Im Nordwesten und Westen häufiger trocken.
- Mittwoch: Zunehmend zahlreiche und kräftige Schauer und Gewitter. Lokal sind Unwetter mit Starkregen und Sturmböen möglich.

Steffen Roski, mit KI-Unterstützung

Freitag, 16. Mai 2025

Steffen Roski: Der Philanthropische Komplex - erste Reaktionen


Mein Arbeitspapier zum Philanthropischen Komplex wird in der "Stiftungsszene", wenn ich die mit der Organisationsform Stiftung wissenschaftlich, beruflich und im weitesten Sinne engagiert Befassten einmal so nennen darf, rege diskutiert. Anbei einige wenige, eher skizzenhafte, Gedanken für den aktuellen Diskurs.

Die Legitimationsfrage stellt sich bei philanthropischem Engagement in einer demokratischen Gesellschaft immer wieder aufs Neue. Stifterische Aktivitäten sollten mit den positiv besetzten Codes der zivilen Sphäre in Einklang stehen. Als demokratietheoretisch problematisch dürften deshalb m.E. solche Stiftungsorganisationen einzuschätzen sein, die beispielsweise im Sinne eines hinter ihnen stehenden Konzerns operativ tätig sind und entsprechend jedwede Form demokratischer Mitwirkung an der Entscheidungsfindung über ihre Aktivitäten von vornhinein blockieren. Umgekehrt heißt das natürlich zugleich, dass philanthropisches Engagement, welches sich Offenheit und Transparenz verpflichtet weiß, zu begrüßen ist. Nach meinem Eindruck geht in der Bundesrepublik Deutschland der Trend doch zunehmend in diese Richtung, was sicherlich zur Legitimation des Stiftungswesens beizutragen vermag.

Es bedarf international vergleichender Studien über organisierte Philanthropie mit historischer Perspektive, die den jeweiligen Gegenwartsbezug ausdrücklich herstellen. Ergo: eine reine Stiftungs-Geschichtsschreibung ist nicht zureichend, wie wohl die Geschichtswissenschaft natürlich unermessliches Material und fundierte Forschungsergebnisse bereitzustellen vermag. Wichtig erscheint mir, das Thema von vornherein in einen begriffstechnisch komplex gearbeiteten theoretischen Bezugsrahmen zu stellen. Ausgehend von der Soziologie Talcott Parsons' erscheint mir das Konzept “Philanthropischer Komplex” äußerst fruchtbringend zu sein.

M.E. lassen sich drei Entwicklungstendenzen und Herausforderungen für philanthropisches Engagement gegenwärtig erkennen:

I. Die demokratietheoretischen Anforderungen an das philanthropische Handeln sogenannter “Hochvermögender”oder “Superreicher” werden immer anspruchsvoller werden.

II. Stiftungen werden sich klar zum Populismus-Problem positionieren müssen. Anders gewendet: gerade über Stiftungen lassen sich berechtigte Forderungen nach Inklusion und mikrodiverser Akzeptanz gesellschaftlich und politisch adressieren. Die Verantwortung philanthropischen Handelns für eine offene Gesellschaft wird noch größer werden.

III. Digitalisierung, der Computer und KI dringen bis in feinste Kapillaren der Lebenswelt hinein. Dieses Feld wird für Stiftungshandeln zentral, denn Inklusion heißt gegenwärtig vor allem, alle Bevölkerungsgruppen an diesen Technologien gleichberechtigt teilhaben zu lassen.

Der Philanthropische Komplex kann für die Demokratie und die mit ihr verbundene Lebensform einer freien Gesellschaft einen wichtigen Anker darstellen, da über die Organisationsform Stiftung ein Wirken in die Gesellschaft hinein möglich ist. Hinzu kommt, dass philanthropisches Handeln sich nicht an den Zeittakt des politisch-administrativen Systems koppeln muss und entsprechend langfristige Wirkungen entfalten kann. Das gesellschaftlich-politische Handeln von Stiftungen sollte sich an grundlegenden Wertvorstellungen orientieren und sich dabei jedoch nicht einfach parteipolitisch instrumentalisieren lassen. Stifterisches Handeln sollte unbedingt sichtbar sein - sichtbar vor allem für jene, die von Exklusion bedroht sind! Stiftungen sollten erkennen (und viele erkennen dies auch), dass sie als Inklusionsverstärker eine besondere Wirkungskraft im Sinne von mehr Teilhabe, sozialer Gerechtigkeit und demokratischer Werte haben!


Donnerstag, 8. Mai 2025

Steffen Roski: The philanthropic complex - world society, transformative agendas, neoliberalism, and the civil sphere

Introduction 

In their study "The American University," published in 1974, Talcott Parsons and Gerald M. Platt subjected the structure, function, and evolution of the US university system to an analysis in terms of an action theoretical framework. According to the authors, the university as a modern institution appears as an organizational crystallization of an encompassing socio-cultural structure, which they call the “cognitive complex.” From an evolutionary perspective, the cognitive complex is the result of processes of differentiation, interpenetration, and structural couplings into which resources of the general action system flow so that they can be institutionalized at the level of the social system. In the light of this theoretical perspective, the modern university appears as an organizational form that encompasses knowledge, rationality, research and teaching, the willingness to expect cognitive learning, professional competence, and the medium intelligence as a generalized resource of the general action system.

I would like to argue that the sociological concept of “complex” has the potential to enrich the inclusion-theoretically oriented theory of world society. Analogous studies, like Parsons’ and Platts on the “American University”, would be conceivable: If one extends the action-theoretical framework broadly enough (as Parsons did it in his later work), this could, in my opinion, result in fruitful intellectual reconstructions of some debates that still dominate sociology up to this date, e.g., the seemingly never-ending controversies surrounding “capitalism” (Harris & Delanty, 2023) or the “state” (Evans, Rueschemeyer & Skocpol, eds., 1990). Parsons and Platt themselves hint at the emerging perspective: “the university has spearheaded the educational revolution, perhaps in ways comparable to those in which highly efficient firms spearheaded the mature phases of the industrial revolution.” (Parsons & Platt, 1974, p. 6) In this way, the modern democratically constituted state could also be understood as the institutional “spearhead” of a political-administrative complex that has entered the wake of the democratic inclusion revolution.

Philanthropy as an evolutionary universal

In keeping with such an inclusion-theoretical research program, I imagine the modern form of the “foundation” as an organizational crystallization of the philanthropic complex. 

This is linked to the conviction that the system of philanthropic foundations has become a single, important factor in the development of the structure of modern society. The value of charitable activity lies in its voluntary nature, which is why it is highly valued in the "civil sphere" (Alexander, 2006) of modern society.

From a comparative sociological perspective, philanthropy appears as an “evolutionary universal” (Parsons, 1964). As early as the 5th century BC, essential characteristics of philanthropic activity can be identified that will fundamentally shape the philanthropic complex of the modern era. Even in the time of Homer and Hesiod, humane thinking and behavior were caught in the tension between inclusion and exclusion, because this “does not usually extend indiscriminately to all people, but only to certain groups” (Ritter & Gründer, eds., 1989, p. 543). Furthermore, philanthropic action, regardless of how inclusive it is intended, has always been closely linked to the structures of social inequality: Who can feel entitled to deign to act philanthropically? What advantages, e.g., in terms of status and prestige, does such engagement offer the ancient philanthropist? Philanthropists thus belong to the diverse group of "influential people," to whom high social prestige is positively attributed.

The social fact of philanthropy, as can be determined so far, must be deeply anchored in the general system of action in order to ultimately result in a socio-cultural complex, characterized by diverse boundary relationships and structural couplings with the various, increasingly differentiated and autonomous subsystems of society that has emerged since the mid-18th century. Analogous to the medium “intelligence” as a generalized resource of the cognitive complex, I would like to propose, following the media theory of Talcott Parsons (1969, 1975), that the generalized medium “affect” should be considered as such a resource for the philanthropic complex.

The appearance of the philanthropic complex in the leading medium of affect

At first glance, the social system reference of affect may seem somewhat strange, as Parsons himself notes when he refers to a controversy with Victor Lidz, Mark Gould and Dean Gerstein, who opted to anchor the medium primarily at the level of the personality system. Parsons strongly disagrees and conceptualizes affect as a “generalized medium most definitely concerned with the mobilization and control of the factors of solidarity in Durkheim's sense.” (Parsons, 1975, p. 109) This includes, firstly, the cathectic commitments that people undertake to participate in various associations, groups, social movements, and organizations in the civil sphere of society. Furthermore, values ​​and standards that are fed from moral sources are incorporated. Finally, individual and collective philanthropic actors are required to be able to provide rational reasons for their respective “affective budgets,” since this resource must ultimately be allocated between potentially competing obligations to the civil sphere. In addition, a further problem of affect allocation arises when multiple memberships and role performances within the various associations and organizations of functional systems such as politics, law, business, science, family, art, sport, etc. have to be taken into account.

One can speak of a complete differentiation and autonomy of this range of functional systems of society when, as Rudolf Stichweh (2009, p. 29) states, "the membership status of individuals is communicatively considered and ensured ... following the example of 'citizenship' or organizational affiliation.” The philanthropic complex of modern society (like, e.g., the cognitive complex, which Parsons and Platt analyzed) presupposes such inclusion processes, just as it itself is capable of mediating and promoting inclusion, for example, through the socio-cultural and organizational form of the philanthropic foundation.

Development lines of organized philanthropy and the problem of poverty

In the stratified societies of the Christian-Latin Middle Ages, as early as the 5th century, “the meaning of the originally ancient pagan term philanthropy largely coincides with the meaning of the Christian term agape.” (Ritter & Gründer, eds., 1989, p. 547) From a comparative perspective, religion, as Stichweh (2021, p. 20) quite rightly points out, takes on the role of a pioneer in the history of inclusion revolutions. (Of course, the possibility of the individual decision to exclude oneself from the church had existed theoretically at the expense of being officially punished as a heretic and therefore of running the risk of excommunication). For philanthropy, there was no real alternative other than to fit into the inclusionary pull of “Christianitas,” which was particularly evident in how the phenomenon of poverty was viewed. Following Kate Crassons (2010), Stichweh states: “Therefore, it became very important for rich people to give a significant portion of their property to institutions that helped the poor and indigent.”

In her exploratory sketch of philanthropic inclusions, Evelyn Moser (2020, pp. 308-313) demonstrates that the social form of the foundation received a significant boost as early as the Christian Middle Ages, thus establishing inclusion and role structures "that have left their mark on today's forms of organized philanthropy." (Moser, 2020, p. 309) The historian Michael Borgolte (ed., 2014, 2016, 2017) has initiated an international comparative research program on foundations in medieval societies and has identified a specific form of influence in the context of religion for Latin Christianity. This appears to be the subsystem of the stratified society that offered the greatest possible opportunities for inclusion and, with the transcendent doctrine of salvation, offered a concept according to which “the individual postmortal salvation of the soul in the afterlife could be positively influenced by targeted actions and prayers in this world.” (Moser, 2020, p. 309) Based on this otherworldly meta-purpose of medieval foundations, philanthropic action could take concrete form along the lines of the medieval understanding of poverty. Both following the inclusionary relationships of this form of society and stabilizing them in turn, a relationship of influence between the donor and God emerged in the form of an exchange of gifts, elevated to the transcendent: “God – or Christ – was thus seen as the recipient of the gifts and owed the donor his remembrance in return.” (Borgolte, 2014a, p. 20) Although foundations and their clerical beneficiaries were important actors with their performance roles, they rarely generated new structures, but rather helped to stabilize the existing order and thus the inclusion conditions of the stratified society within the framework of their minimal scope of action.

In the 18th century, more precisely since around 1750, the structures of the stratified society began to falter, which was reflected in the fact that the emerging functional systems began to include more and more members of society. (Stichweh, 2021, p. 19) The philanthropic complex also significantly expanded its social reach in the second half of the 18th century, as the educational reform movement of philanthropy gave it new programmatic impetus. (Ritter & Gründer, eds., 1989, p. 548) At the beginning of the modern era, three major inclusion revolutions began to take hold: the industrial revolution, the democratic revolution, and the educational revolution. (Parsons & Platt, 1974, p. 1; Parsons, 1971) The example of the changing role of the poor clearly illustrates the transition from a stratified to a more and more functionally differentiated society. With the programs of social discipline, needs were examined, categorized and hierarchized. Accordingly and in direct correlation with the institutions of police regulations, education, class morality and many others (Stichweh, 2009, p. 29) “common good oriented foundations and police [the old German term "policey," which means princely laws of the early modern period] foundations” emerged, which supported charitable measures for beggars in accordance with and in addition to the administration of the cities. Religion is no longer the functional guiding system that provides orientation and legitimacy to philanthropic engagement: "Poverty was no longer seen as a condition ordained by God, but rather as a problem for public order, which initially manifested itself primarily in the cities and demanded treatment and, ideally, abolition." (Moser, 2020, p. 314; Luhmann, 1997, p. 623) 

The environmental conditions that the philanthropic complex faces in the beginning modern era have radically changed: complex interpenetrations and structural couplings take the place of the guiding systemic orientation towards religion in the old stratified societies. Philanthropic engagement and its organizational form, the foundation, are facing new evolutionary challenges: if influence is to be exerted at various levels of society within a range that corresponds to the statutory decision-making premises of foundations, it requires, for example, orientation towards the political systems’ contingency formula of the “common good” (Luhmann 2002, p. 120), economic financialization, legal capacity, cooperation with other actors of an increasingly self-confident civil society, sustainable internal administrative and organizational structures, and generally the creation of a stable basis of legitimacy vis-à-vis the diverse environments of society. (Goeke & Moser, 2021) In fact, it can be said that the philanthropic complex, which in the Federal Republic of Germany alone has up to now differentiated itself into more than 20,000 foundations, is not only increasingly better equipped economically, but is also pursuing increasingly ambitious objectives with regard to its influence on the civil sphere of modern society through the organizational form of the foundation.

Theory construction options

At this point, a theoretical and conceptual clarification seems necessary. In my opinion, Talcott Parsons did himself no favors by calling the integrative subsystem of the social system a "societal community." Sociologists with a penchant for paradoxes may find this term appealing. Far more profitable, in contrast, is likely to be the research program of Niklas Luhmann's systems theory, which has authored clearly defined individual studies on the functional systems of economy, politics, law, intimate relationships, education, art, science, and religion. (In addition to many detailed individual studies, the concise overview in Luhmann, 1986, is instructive.) Nevertheless, the central problem of the research program established by Parsons regarding the conditions of possibility for the emergence of social order (Parsons, 1937) remained a challenge to sociological theory formation even after Luhmann. Starting with studies on differentiation and autonomy and then with broad analyses of social structure and social inequality under the guiding paradigms of inclusion and exclusion, Rudolf Stichweh made Luhmann's research program compatible with theoretical currents that do not necessarily base the genesis of a world society solely on systems theory. With Stichweh, Talcott Parsons's basic question can be formulated more precisely as follows: How can the social dimension of communication be formulated under the paradigmatic figures of membership, solidarity and mass disciplining with the key distinction between inclusion and exclusion? In fact, this would be the location for the integrative subsystem of the social system, designated with “I” in Parsons’ famous AGIL scheme and located in the northeast quadrant of the it. Parsons tried to solve the problem by amalgamating Ferdinand Tönnies’s ideal typical model variables “community” and “society” to form the “societal community.” However, can a “societal community” be a subsystem of society (sic!) analogous to, for example, economics and politics? Hardly!

I would therefore like to suggest incorporating Jeffrey C. Alexander's (2006) approach of the "civil sphere" into the inclusion theory research program. In modern times, inclusion means embracing the basic institution of the individual, both in its unity and in its microdiversity, in the various functional subsystems of society. (Stichweh & Ahlers, 2021, pp. 209-210) Alexander (2006, p. 33) shows the problem that inclusions are always confronted with in modern times: “When the domination of one sphere over another, or the monopolization of resources by elites within the individual spheres themselves, has been forcefully blocked, it has been by bringing to bear the cultural codes and regulatory institutions of the civil sphere.” However, any analyses of the philanthropic complex and the foundation organizations of transformative philanthropy that comprise it must under no circumstances fall short of the theoretical framework established by Talcott Parsons: “The main guiding line of the analysis is the concept that a complex social system consists of a network of interdependent and interpenetrating subsystems, each of which, seen at the appropriate level of reference, is a social system in its own right, subject to all the functional exigencies of any such system relative to its institutionalized culture and situation and possessing all the essential structural components, organized on the appropriate levels of differentiation and specification.” (Parsons, 1961, p. 44) If one frees sociological theory formation from many of the rigidities of AGIL schematism, the concept of the civil sphere seems to me very suitable for enriching the theory of global social inclusions and exclusions.

The civil sphere, the problem of the legitimacy of philanthropic action, and influence action as role category

The philanthropic complex is interwoven with the civil sphere. Individual actors (e.g., intellectuals, opinion leaders, social movements spokespersons, etc.) and organizations (e.g., philanthropic foundations, NGOs, etc.) exert their influence on businesses, and political parties, and public opinion, by making use of the cultural codes, motives, and relationship patterns (Alexander, 2006, pp. 57-58) of the civil sphere. Jeffrey C. Alexander emphasizes that any fruitful analysis of social divisions and lines of conflict, of inclusions and exclusions, must establish a connection to the civil symbolic sphere: "We must recognize and focus on the distinctive symbolic codes that are critically important in constituting the very sense of society for those who are within and without it." (Alexander, 2006, p. 54) A sufficiently complex and differentiated theory of the organizational form “foundation” as a driving force for “transformative philanthropy” is well advised to place “the issue of legitimacy and the challenge to generate and maintain legitimacy” (Goeke & Moser, 2021, p. 20) in the context of a philanthropic complex that is in boundary and interpenetration relationships with both the civil sphere of society and its functional systems. 

Generally speaking, Rudolf Stichweh (2009, p. 32) distinguishes between two categories of roles of “institutionalized individualism” (Parsons, 1970, p. 67) in modern global society: performance roles and audience roles. If one places the analysis of transformative philanthropy in the context of this theoretical framework, then another important role category could be added that characterizes actions in the civil sphere in a special way, namely “influence action”. In this sense foundations appear as actors in the civil sphere: "They do, in fact, make commitments of the association's name beyond the level of explicit authorization ... In so doing, they add to the net amount of influence circulating in the system and have an effect on the distribution of commitments in the society in the direction of promoting the 'causes' they hold to be desirable."  (Parsons, 1963, p. 62)

In their study of transformative philanthropy, which draws on organization theory, Pascal Goeke & Evelyn Moser (2021, p. 20) emphasize that if foundations want to be socially effective, they must construct a position, for example, on issues of the common good, in order to then be able to adequately justify their legitimacy vis-à-vis their social environments. Organized philanthropy can act as an "inclusion amplifier" when, for example, philanthropically supported influence is used to counteract the ascriptive disadvantages of students who would otherwise be excluded in the political and educational systems. (Parsons & White, 1961) Philanthropically exerted influence by one or more units of the philanthropic complex can then help to establish new consensuses between functional units in the various subsystems of society by working to balance the justification of the distribution of rights and duties, expected performances and rewards in the sense of the common interest in expanding opportunities for inclusion. The philanthropic complex of modern society contributes to the constant balancing of the ever-precarious relationship between “facts and norms” (Habermas, 1992) by mediating the inclusion value of the institutionalization of equal opportunities with the factual functional needs of competence, productivity, collective performance and, in general, social responsibility. In the philanthropic complex, diffuse fiduciary “anti-professions” can be institutionalized because the profit motive inherent in the typical professions has been largely neutralized by the prior transfer of assets to, for example, foundation funds. Therefore, foundations are often able to pursue long-term interests and transformative agendas, which can be effectively implemented whenever they are congruent with the more short-term perspectives and interests of, for example, the political-administrative system.

Under this condition, the philanthropic complex gains its high strategic-functional importance when a connection between economic capital and social capital can be established. The philanthropic complex is therefore itself inclusive: not only established foundation organizations with comparatively “old” capital operate within it, but it is also open to diverse philanthropic commitments from the various subsystems of society with their outstanding personalities, stars, celebrities, officials and opinion leaders. The position of organized philanthropy or individual actors within the philanthropic complex is reflected in the structure of social inequality, i.e., in the class and stratification system of society. Here, the degree of validity of philanthropic engagement is measured by its ability to influence elites and public opinion. (Parsons, 1971, pp. 10-16) At this point I would like to take up a suggestion from Talcott Parsons (1969, p. 437), who speaks of an “influence market” in which various interpenetrating collectivities meet: “Indeed it seems justified to set forth the hypothesis that the quantitative dimension of influence should be defined by the scope of the interpenetrating channels within which influence can be exercised on the one hand and from which it can be drawn on the other. This suggests that he who has the highest prestige among a set is he who can exert his influence in the widest range of different collective subsystems, and who can draw on the resources of such a range – which in both cases involve varying proportions of the factors and products.” Empirical case studies would demonstrate how the factor and product bundles of solidarity commitments are packed up together within the philanthropic complex in order to achieve success in the form of opinion leadership and prestige in the various influence markets of both the civil sphere and the various social subsystems of society with the aim of accumulating corresponding social capital. In fact, this is the Achilles heel of the actions of philanthropic foundation organizations: on the one hand, they try to exert influence both in the civil sphere and on elite communications and program design in the various functional systems of society. At the same time, however, foundations, as carriers of transformative agendas, find themselves in the crosshairs of the civil sphere: they have to legitimize themselves, both with regard to the origin of their financial resources and with regard to their objectives in politics, business, art, education, science, etc. 

The example of the Bertelsmann Foundation 

In neoliberal regimes of capital accumulation (Slobodian, 2020, Bierbricher, 2021) some philanthropic foundations play a dark role as wolf in sheep's clothing. Without going into the empirical details here I nevertheless want to mention one German example. The Bertelsmann Foundation has enormous resources at its disposal. Founded in 1977, it indirectly holds approximately 77 percent of the shares of Bertelsmann media company. This allows it not only to employ over 300 people but also to enjoy extensive media coverage through the broadcasters and print media Bertelsmann controls. Because the controlling Mohn family transferred approximately three-quarters of Bertelsmann shares to the foundation, it also likely saved a good two billion euros in inheritance and gift tax. With its annual budget of approximately 60 million euros and a total volume of all its projects since 1977 of approximately 800 million euros, the Bertelsmann Foundation is thus de facto working with public money, without having to answer to any executive or judicial branch.

With the instrumentalization of a philanthropic foundation - a kind of non-profit Research and Development Departement - the Bertelsmann corporation succeeds in presenting itself to civil society as a responsible owner committed to the common good, one that is “regularly audited by the tax office” without any complaints, and as allegedly independent of the corporation and politically neutral. The fact that the Bertelsmann Foundation succeeds in appearing as an ideal overall democrat is one of the peculiarities of a politico-neoliberal regime in which a corporate foundation has succeeded in neutralizing the "political" through business science and thus, in a perfidious reinterpretation of Articles 14 and 15 of the constitution [the German Grundgesetz] ("Property entails obligations" and the possibility of transferring it to "common ownership"), in the guise of philanthropic ideals as the advocate of the "democratic" per se and in earning a lot of money as a service provider from the foundation's orchestrated marketing of political-governmental processes - from private public partnerships and new public management. 

The gradual erosion of democratic politics by business requirements like benchmarking, by control with economic indices and indicators as well as by management by competition lies in the most characteristic interest of the Bertelsmann corporation, which offer appropriate planning and evaluation equipments, for example for the local government policy and the municipal administration as well as for health and education institutions (hospitals, schools and universities). The company group attached media (e.g., the television stations of the RTL Group and the publishing power of Penguin Books) manufacture thereby a distorted public opinion which pay homage to the cult of productivism and individualism and squints spellbound on the next rankings.

The philanthropic complex is observed and constantly critically questioned in its various societal boundary relationships by those actors in the civil sphere who hold social roles of influence, performance and audience. The example of the neoliberal Bertelsmann Foundation shows that civil sphere criticism of this actor of the philanthropic complex seems absolutely appropriate.

Literature:

J. C. Alexander (2006): The civil sphere, Oxford u.a.: Oxford University Press

T. Bierbricher (2021): Die politische Theorie des Neoliberalismus, Berlin: Suhrkamp

M. Borgolte (Hrsg., 2014): Enzyklopädie des Stiftungswesens in mittelalterlichen Gesellschaften. Band 1: Grundlagen (unter Mitarbeit von: Z. Chitwood, E. Kozma, T. Lohse, I. Sánchez & A. Schmiedchen), Berlin: Akademie Verlag

M. Borgolte (2014a): „Stiftung – Mittelalterlicher Sprachgebrauch und moderner Begriff", in: ders., Hrsg., 2014, S. 19-23

M. Borgolte (Hrsg., 2016): Enzyklopädie des Stiftungswesens in mittelalterlichen Gesellschaften. Band 2: Das soziale System Stiftung (unter Mitarbeit von Z. Chitwood, E. Kozma, T. Lohse, I. Sánchez & A. Schmiedchen), Berlin & Boston: Walter de Gruyter

M. Borgolte (Hrsg., 2017): Enzyklopädie des Stiftungswesens in mittelalterlichen Gesellschaften. Band 3: Stiftung und Gesellschaft (unter Mitarbeit von: Z. Chitwood, S. Härtel, C. la Martire, T. Lohse & A. Schmiedchen), Berlin & Boston: Walter de Gruyter

K. Crassons (2010): The claims of poverty. Literature, culture, and ideology in late medieval England, Notre Dame: Ind.: University of Notre Dame Press

P. B. Evans, D. Rueschemeyer & T. Skocpol (Hrsg., 1990): Bringing the state back in, Reprinted, Cambridge u.a.: Cambridge University Press

P. Goeke & E. Moser (2021): Transformative foundations: Elements of a sociological theory of organized philanthropic giving (FIW Working paper, no. 16), Bonn

J. Habermas (1992): Faktizität und Geltung. Beiträge zur Diskurstheorie des Rechts und des demokratischen Rechtsstaats, Frankfurt/M.: Suhrkamp

N. Harris & G. Delanty (2023): „What is capitalism? Toward a working definition", in: Social Science Information 62(3), S. 323-344

N. Luhmann (1986): Ökologische Kommunikation. Kann die moderne Gesellschaft sich auf ökologische Gefährdungen einstellen?, Opladen & Köln: Westdeutscher Verlag

N. Luhmann (1997): Die Gesellschaft der Gesellschaft (Zwei Teilbände), Frankfurt/Main: Suhrkamp

N. Luhmann (2002): Die Politik der Gesellschaft (Hrsg. von A. Kieserling), Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft (Lizenzausgabe, Frankfurt/M.: Suhrkamp, 2000)

E. Moser (2020): „Philanthropische Inklusionen: Gemeinnützige Stiftungen in der Gesellschaft“, in: Soziale Systeme 25(2), S. 305-328

T. Parsons (1937): The structure of social action. A study in social theory with special reference to a group of recent European writers, Glencoe, Ill.: The Free Press

T. Parsons (1961): „An outline of the social system“, in: Ders., E. Shils, K. D. Naegele & J. R. Pitts (Hrsg.): Theories of society (Two volumes in one), New York u.a.: The Free Press, S. 30-79

T. Parsons (1963): „On the concept of influence“, in: The Public Opinion Quarterly 27(1), S. 37-62

T. Parsons (1964): „Evolutionary universals in society", in: American Sociological Review 29(3), S. 339-357

T. Parsons (1969): Politics and social structure, New York: The Free Press

T. Parsons (1970): „Equality and inequality in modern society, or social stratification revisited“, in: Sociological Inquiry 40(Spring), S. 13-72

T. Parsons (1971): The system of modern societies, Englewood Cliffs, NJ: Prentice-Hall

T. Parsons (1975): „Social structure and the symbolic media of interchange“, in: P. M. Blau (Hrsg.): Approaches to the study of social structure (A publication of the American Sociological Association), New York: The Free Press, S. 94-120

T. Parsons & G. M. Platt (1974): The American university (With the collaboration of N. J. Smelser), Cambridge, Mass.: Harvard University Press

T. Parsons & W. White (1961): „The link between character and society“, in: S. M. Lipset & L. Loewenthal (Hrsg.): Culture and social character. The work of David Riesman reviewed, Glencoe, Ill.: The Free Press, S. 89-135

J. Ritter & K. Gründer (1989): Historisches Wörterbuch der Philosophie (Band 7:P-Q, darin: Philanthropie, Autoren: R. Rehn, A. Hügli & D. Kipper), Basel: Schwabe, S. 543-551

Q. Slobodian (2020): The end of empire and the birth of neoliberalism, Cambridge, Mass.: Harvard University Press

R. Stichweh (2009): „Leitgesichtspunkte einer Soziologie der Inklusion und Exklusion", in: Ders. & P. Windolf (Hrsg.): Inklusion und Exklusion: Analysen zur Sozialstruktur und sozialen Ungleichheit, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 29-42

R. Stichweh (2021): „Individual and collective inclusion and exclusion in political systems“, in: A. L. Ahlers, D. Krichewsky, E. Moser & Ders. (Hrsg.): Democratic and authoritarian political systems in 21st century world society (Volume 1 – Differentiation, inclusion, responsiveness), [Global Studies & Theory of Society, Volume 5], Bielefeld: transcript Verlag, S. 13-38

R. Stichweh & A. L. Ahlers (2021): „The bipolarity of democracy and authoritarianism and its societal origins“, in: Dies., D. Krichewsky, E. Moser & Ders. (Hrsg.): Democratic and authoritarian political systems in 21st century world society (Volume 1 – Differentiation, inclusion, responsiveness), [Global Studies & Theory of Society, Volume 5], Bielefeld: transcript Verlag, S. 209-240















Donnerstag, 16. November 2023

Steffen Roski: Der philanthropische Komplex: Weltgesellschaft, transformative Agenden, Zivilsphäre und Stiftungsorganisationen


Einleitung

Talcott Parsons und Gerald M. Platt haben in ihrer 1974 veröffentlichten 
Studie „The American University“ Struktur, Funktion und Evolution des US-
Universitätssystems einer handlungstheoretischen Analyse unterzogen. Die 
Form der modernen Universität erscheint dabei als organisatorische 
Auskristallisation eines größeren Handlungs- und Sozialgefüges, welches die 
Autoren den „kognitiven Komplex“ nennen. Evolutionär betrachtet ist der 
kognitive Komplex das Resultat von Differenzierungs- und 
Interpenetrationsprozessen, in die Ressourcen des allgemeinen 
Handlungssystems einfließen, sodass diese auf der Ebene des Sozialsystems 
institutionalisiert werden können. Die moderne Universität erscheint im 
Lichte dieser theoretischen Perspektive als eine Organisationsform, die 
Wissen, Rationalität, Forschung und Lehre, die Bereitschaft, kognitiv-
lernbereit zu erwarten, professionelle Kompetenz sowie Intelligenz als eine 
generalisierte Ressource des allgemeinen Handlungssystems umfasst.
Ich möchte behaupten, dass das Konzept „Komplex“ dazu taugt, die
inklusionstheoretisch orientierte Theorie der Weltgesellschaft zu bereichern. 
Analoge Studien zur „Amerikanischen Universität“ wären denkbar: Spannt 
man den handlungstheoretischen Bezugsrahmen so weit auf, wie Parsons dies 
in seinem Spätwerk getan hat, ergäben sich m.E. fruchtbare Fragestellungen 
und Rekonstruktionen mancher die Soziologie noch immer bestimmender 
Debatten, z.B. jene wohl nie enden wollenden Kontroversen um den 
„Kapitalismus“ (Harris & Delanty, 2023) oder den „Staat“ (Evans, 
Rueschemeyer & Skocpol, Hrsg., 1990). Parsons und Platt selbst deuten den 
Weg an: „the university has spearheaded the educational revolution, perhaps 
in ways comparable to those in which highly efficient firms spearheaded the 
mature phases of the industrial revolution.“ (Parsons & Platt, 1974, S. 6) Auch 
der moderne demokratisch verfasste Staat könnte in solcher Weise als 
institutionelle „Speerspitze“ eines politisch-administrativen Komplexes 
begriffen werden, der in das Fahrwasser der demokratischen 
Inklusionsrevolution geraten ist.

Philanthropie als ein evolutionäres Universal

Ganz im Sinne eines solchen inklusionstheoretischen Forschungsprogramms 
stelle ich mir die moderne Form der „Stiftung“ als eine organisatorische 
Auskristallisierung des philanthropischen Komplexes vor. Damit verbunden ist 
die Überzeugung, dass das Stiftungswesen zu einer wichtigen einzelnen Größe 
in der Entwicklung der Struktur der modernen Gesellschaft geworden ist. Der 
Wert stifterischen Handelns liegt dabei in seiner Freiwilligkeit, weshalb diesem 
in der „zivilen Sphäre“ (Alexander, 2006) der modernen Gesellschaft ein hoher 
Wert zukommt.
In gesellschaftsvergleichender Perspektive erscheint Philanthropie als ein 
„evolutionäres Universal“ (Parsons, 1964). Bereits in der Antike des 5. 
Jahrhunderts v.Chr. lassen sich wesentliche Merkmale philanthropischen 
Handelns erkennen, die für den philanthropischen Komplex der Moderne 
prägend sein werden. Menschenfreundliches Denken und Verhalten stand 
bereits in der Zeit von Homer und Hesiod im Spannungsfeld von Inklusion 
und Exklusion, weil dieses „sich in der Regel nicht unterschiedslos auf alle 
Menschen erstreckt, sondern nur auf bestimmte Gruppen“ (Ritter & Gründer, 
Hrsg., 1989, S. 543). Weiterhin ist Philanthropie, ganz gleich wie inklusiv diese 
Anwendung findet, stets seit Alters her aufs Engste verknüpft mit den 
Strukturen sozialer Ungleichheit: Wer darf sich berechtigt fühlen, sich zu 
menschenfreundlichem Handeln herabzulassen? Welche Vorteile, z.B. 
hinsichtlich Status und Prestige, bietet sein Engagement dem antiken 
Philanthropos?
Philanthropen gehören somit dem buntgemischten Komplex der 
„Einflussreichen“ an, denen ein hohes Sozialprestige positiv attribuiert wird.
Die soziale Tatsache Philanthropie, soweit lässt sich bis hierhin feststellen, 
muss tief im allgemeinen Handlungssystem verankert sein, um schließlich in 
der seit Mitte des 18. Jahrhunderts heraufkommenden modernen Gesellschaft 
in einen Komplex zu münden, der durch vielfältige Grenzbeziehungen und 
strukturelle Kopplungen mit den verschiedenen sich zunehmend 
ausdifferenzierenden und verselbstständigenden Teilsystemen der 
Gesellschaft charakterisiert ist. Analog zu „Intelligenz“ als generalisierter 
Ressource des kognitiven Komplexes möchte ich in Anlehnung an die 
Medientheorie von Talcott Parsons (1975, S. 109) vorschlagen, „Affekt“ als eine 
solche Ressource für den philanthropischen Komplex vorzusehen. 

Das Erscheinen des philanthropischen Komplexes im Leitmedium 
Affekt

Auf den ersten Blick mag der Sozialsystembezug von Affekt etwas befremdlich 
erscheinen, wie Parsons selbst feststellt, wenn er auf eine Kontroverse mit 
Victor Lidz, Mark Gould und Dean Gerstein verweist, die dafür optiert haben, 
das Medium primär auf der Ebene des Persönlichkeitssystems zu verankern. 
Parsons widerspricht entschieden und konzeptualisiert Affekt als „generalized medium most definitely concerned with the mobilization and control of the 
factors of solidarity in Durkheim's sense.“ Darin eingeschlossen sind einmal 
die kathektischen Verpflichtungen, die Personen eingehen, um an solidarisch-
kommunikativen Vereinigungen und Organisationen teilzunehmen. Im 
Weiteren fließen Werte und Standards ein, die sich aus moralischen Quellen 
speisen. Schließlich sind individuelle und kollektive Akteure gehalten, 
rationale Gründe für ihren jeweiligen „Affekthaushalt“ angeben zu können, 
denn schließlich gilt es, diese Ressource zwischen möglicherweise 
konkurrierenden Verpflichtungen der zivilen Sphäre gegenüber zu allozieren. 
Darüber hinaus stellt sich ein noch weiteres Problem der Affektzuteilung, 
wenn Mehrfachmitgliedschaften und Rollenperformanzen innerhalb der 
verschiedenen Vereinigungen und Organisationen der Funktionssysteme wie 
Politik, Recht, Wirtschaft, Wissenschaft, Familie, Kunst, Sport usw. zu 
berücksichtigen sind.
Von einer vollständigen Ausdifferenzierung und Autonomie dieser Palette von 
Funktionssystemen der Gesellschaft kann dann gesprochen werden, wenn, 
wie Rudolf Stichweh (2009, S. 29) feststellt, „die kommunikative 
Berücksichtigung von Personen … als Mitgliedschaft nach dem Beispiel von 
‚citizenship' oder von Organisationszugehörigkeit“, gewährleistet ist. Der 
philanthropische Komplex der modernen Gesellschaft hat solche 
Inklusionsprozesse zur Voraussetzung, genauso wie dieser selbst, z.B. über 
die Organisationsform der philanthropischen Stiftung, Inklusionen zu 
vermitteln und voranzutreiben imstande ist. 

Entwicklungslinien organisierter Philanthropie

In den stratifikatorisch differenzierten Gesellschaften des christlich-
lateinischen Mittelalters deckt sich bereits im 5. Jahrhundert „die Bedeutung 
des ursprünglich antik-heidnischen Begriffs Philanthropie weitgehend mit der 
Bedeutung des christlichen agape-Begriffs.“ (Ritter & Gründer, Hrsg., 1989, 
S. 547) In einer komparativen Perspektive nimmt nun die Religion, wie 
Stichweh (2021, S. 20) völlig zu Recht hervorhebt, die Rolle eines Vorreiters in 
der Geschichte der Inklusionsrevolutionen ein. Für philanthropisches 
Engagement gab es keine wirkliche Alternative als sich in den Inklusionssog 
der „Christianitas“ einzufügen, was sich besonders daran zeigte, wie das 
Phänomen der Armut betrachtet wurde. Im Anschluss an Kate Crassons 
(2010) konstatiert Stichweh: „Therefore, it became very important for rich 
people to give a significant portion of their property to institutions that helped 
the poor and indigent.“
Evelyn Moser (2020, S. 308-313) arbeitet in ihrer explorativen Skizze zu 
philanthropischen Inklusionen heraus, dass die soziale Form der Stiftung 
bereits im christlichen Mittelalter einen gewichtigen Anschub erhielt und sich 
damit Inklusions- und Rollenstrukturen etablieren konnten, „die ihre Spuren 
bis hin zu heutigen Formen organisierter Philanthropie hinterlassen haben.“ 
(Moser, 2020, S. 309) Der Historiker Michael Borgolte (Hrsg., 2014, 2016, 
2017) hat ein international vergleichendes Forschungsprogramm zum 
Stiftungswesen in mittelalterlichen Gesellschaften angestoßen und für das lateinische Christentum ein spezifisches Einflusshandeln im Kontext der 
Religion herausgearbeitet. Diese erscheint als dasjenige Teilsystem der 
stratifizierten Gesellschaft, welches die größtmöglichen Inklusionschancen 
offerierte und mit der transzendenten Seelenheilslehre ein Konzept anbot, dem 
„zufolge sich das individuelle postmortale Seelenheil im Jenseits durch 
gezielte Handlungen und Gebete im Diesseits positiv beeinflussen ließe.“ 
(Moser, 2020, S. 309) Ausgehend von diesem jenseitigen Metazweck 
mittelalterlicher Stiftungen konnte philanthropisches Handeln entlang des 
mittelalterlichen Armutsverständnisses konkrete Gestalt annehmen. Die 
Inklusionsverhältnisse dieser Gesellschaftsform sowohl folgend als auch 
stabilisierend, bildete sich in Form eines Gabentauschs eine ins 
Transzendente gehobene Einflussbeziehung zwischen dem Stifter und Gott 
heraus: „Gott – oder Christus – wurde also als Empfänger der Gaben 
angesehen und schuldete dafür dem Spender sein Gedenken.“ (Borgolte, 
2014a, S. 20) Wiewohl Stiftungen und deren klerikale Destinatäre mit ihren 
Leistungsrollen wichtige Akteure waren, generierten diese nur selten neue 
Strukturen, sondern halfen im Rahmen ihres nur minimalen 
Handlungsspielraums vielmehr die bestehende Ordnung und damit die 
Inklusionsverhältnisse der stratifizierten Gesellschaft zu stabilisieren.
Im 18. Jahrhundert, genauer seit etwa 1750, gerieten die Strukturen der 
stratifikatorisch differenzierten Gesellschaft ins Wanken, was darin seinen 
Ausdruck fand, dass die entstehenden Funktionssysteme begannen, immer 
mehr Gesellschaftsmitglieder zu inkludieren. (Stichweh, 2021, S. 19) Auch der 
philanthropische Komplex gewann seit der zweiten Hälfte des 18. 
Jahrhunderts eine deutliche Erweiterung seiner gesellschaftlichen Reichweite 
als ihm die pädagogische Reformbewegung des Philanthropismus neue 
programmatische Impulse verlieh. (Ritter & Gründer, Hrsg., 1989, S. 548) In 
der beginnenden Moderne begannen vor allem drei große 
Inklusionsrevolutionen Raum zu greifen: die industrielle Revolution, die 
demokratische Revolution und die Bildungsrevolution. (Parsons & Platt, 1974, 
S. 1; Parsons, 1971) Am Beispiel der sich verändernden Rolle des Armen lässt 
sich der Übergang von der stratifikatorisch differenzierten hin zur funktional 
differenzierten Gesellschaft gut veranschaulichen. Mit den Programmen der 
Sozialdisziplinierung wurden Bedürftigkeiten überprüft, kategorisiert und 
hierarchisiert und entsprechend entstanden mit den Institutionen von 
Polizeiordnungen, Erziehung, ständischer Gesittung und vieler anderer mehr 
(Stichweh, 2009, S. 29) in direkter Korrelation „Gemeinwohlstiftungen und 
Policey-Stiftungen“, die komplementär zur Verwaltung der Städte 
Wohltätigkeitsmaßnahmen für Bettler unterstützten. Die Religion ist nicht 
länger das funktionale Leitsystem, welches philanthropischem Engagement 
Orientierung und Legitimation gibt: „Armut galt nicht länger als ein 
gottgewollter Zustand, sondern als ein Problem für die öffentliche Ordnung, 
das sich zunächst vor allem in den Städten zeigte und auf Bearbeitung und 
im Idealfall auf Abschaffung drängte.“ (Moser, 2020, S. 314; Luhmann, 1997, 
S. 623)
Die Umweltverhältnisse, denen sich der philanthropische Komplex sich in der 
Moderne gegenübersieht und in die er sich in komplexen Interpenetrationen 
und strukturellen Kopplungen einfügt, haben sich gegenüber der leitsystemischen Orientierung an der Religion in stratifizierten Gesellschaften 
radikal gewandelt. Philanthropisches Engagement und seine 
Organisationsform Stiftung sieht sich vor evolutionär neuen
Herausforderungen gestellt: soll Einfluss auf den verschiedenen Ebenen der 
Gesellschaft in einer Bandbreite erfolgen, die den gesatzten stifterischen 
Entscheidungsprämissen entspricht, bedarf es z.B. der Orientierung an der 
Gemeinwohl-Kontingenzformel (Luhmann 2002, S. 120) der Politik, 
ökonomischer Finanzialisierung, Rechtsfähigkeit, der Kooperation mit 
anderen Akteuren einer immer selbstbewussteren Zivilgesellschaft, 
tragfähiger interner administrativ-organisatorischer Strukturen sowie generell 
der Herstellung einer stabilen Legitimationsbasis gegenüber den diversen 
Umwelten der Gesellschaft. (Goeke & Moser, 2021) Tatsächlich kann davon 
gesprochen werden, dass der philanthropische Komplex, der sich allein in der 
Bundesrepublik Deutschland segmentär in über 20.000 Stiftungen 
ausdifferenziert hat, nicht nur ökonomisch immer besser ausgestattet, 
sondern im Hinblick seines Einflusses auf die zivile Sphäre der modernen 
Gesellschaft mit der Organisationsform Stiftung immer ambitioniertere 
Zielsetzungen verfolgt.

Theoriebautechnische Optionen

An dieser Stelle erscheint mir eine theoretisch-begriffliche Klarstellung 
erforderlich. M.E. hat sich Talcott Parsons keinen Gefallen getan, das 
integrative Subsystem des sozialen Systems als „societal community“ zu 
bezeichnen. Soziologen mit einem Hang zu Paradoxien mögen an dieser 
Bezeichnung Gefallen finden. Weit gewinnbringender dürfte demgegenüber 
das Forschungsprogramm der Systemtheorie Niklas Luhmanns sein, der klar 
konturierte Einzelstudien zu den Funktionssystemen Wirtschaft, Politik, 
Recht, Intimbeziehungen, Erziehung, Kunst, Wissenschaft und Religion 
verfasst hat. (Neben vielen ausführlichen Einzelstudien ist der knappe 
Überblick in Luhmann, 1986, instruktiv.) Dennoch: die zentrale 
Problemstellung des von Parsons grundgelegten Forschungsprogramms nach 
den Bedingungen der Möglichkeit des Zustandekommens sozialer Ordnung 
(Parsons, 1937) blieb auch nach Luhmann eine Herausforderung an die 
soziologische Theoriebildung. Rudolf Stichweh hat beginnend mit Studien zu 
Differenzierung und Verselbstständigung und sodann mit breit angelegten 
Analysen zu Sozialstruktur und sozialer Ungleichheit unter den 
Leitparadigmata Inklusion und Exklusion das Luhmannsche 
Forschungsprogramm anschlussfähig auch an Theorieströmungen gemacht, 
die die Genese einer Weltgesellschaft nicht notwendigerweise nur
systemtheoretisch begründen. Mit Stichweh lässt sich die Grundfragestellung 
von Talcott Parsons genauer wie folgt formulieren: Wie lässt sich die 
Sozialdimension der Kommunikation unter den paradigmatischen Figuren der 
Mitgliedschaft, der Solidarität und der massenweisen Disziplinierung mit der 
Leitunterscheidung von Inklusion und Exklusion ausformulieren? 
Tatsächlich wäre hier der Ort für das im AGIL-Schema mit „I“ designierte und im nordöstlichen Quadranten des Schemas verortete Teilsystem des sozialen 
Systems. Parsons löste das Problem damit, dass er die Tönniesschen 
Mustervariablen „Gemeinschaft“ und „Gesellschaft“ zur „societal community“ 
amalgamiert. Allein, kann eine „gesellschaftliche Gemeinschaft“ ein 
Teilsystem der Gesellschaft (sic!) analog zu etwa Wirtschaft und Politik sein? 
Wohl kaum! Ich möchte deshalb anregen, in das inklusionstheoretische 
Forschungsprogramm den Ansatz von Jeffrey C. Alexander (2006) der „zivilen 
Sphäre“ einzubeziehen. Inklusion bedeutet in der Moderne die 
Basisinstitution des Individuums in sowohl seiner Einheit als auch in seiner 
Mikrodiversität in den verschiedenen funktionalen Teilsystemen der 
Gesellschaft zur Geltung zu bringen. (Stichweh & Ahlers, 2021, S. 209-210)
Alexander (2006, S. 33) zeigt das Problem auf, mit dem Inklusionen in der 
Moderne stets konfrontiert sind: „When the domination of one sphere over 
another, or the monopolization of resources by elites within the individual 
spheres themselves, has been forcefully blocked, it has been by bringing to 
bear the cultural codes and regulative institutions of the civil sphere.“
Der philanthropische Komplex ist mit der zivilen Sphäre verwoben. 
Individuelle Akteure (z.B. Intellektuelle, Meinungsführer aus sozialen 
Bewegungen usw.) und Organisationen (z.B. philanthropische Stiftungen, 
NGO usw.) machen ihren Einfluss z.B. auf die öffentliche Meinung, 
Wirtschaftsunternehmen und politische Parteien geltend, indem sie sich der 
kulturellen Codes, Motive und Beziehungsmuster (Alexander, 2006, S. 57-58) 
der zivilen Sphäre bedienen. Jeffrey C. Alexander hebt hervor, dass jedwede 
fruchtbare Analyse sozialer Spaltung und Konfliktlinien, von Inklusionen und 
Exklusionen einen Bezug zur zivilen symbolischen Sphäre herstellen muss: 
„we must recognize and focus on the distinctive symbolic codes that are 
critically important in constituting the very sense of society for those who are 
within and without it.“ (Alexander, 2006, S. 54) Eine hinreichend komplex und 
differenziert angelegte Theorie der Organisationsform Stiftung als Impulsgeber 
einer „transformativen Philanthropie“ ist gut beraten, „the issue of legitimacy 
and the challenge to generate and maintain legitimacy“ (Goeke & Moser, 2021, 
S. 20), in den Kontext eines philanthropischen Komplexes zu rücken, der 
sowohl mit der zivilen Sphäre der Gesellschaft als auch ihren 
Funktionssystemen in Grenz- und Interpenetrationsbeziehungen steht.
Keinesfalls darf eine Analyse des philanthropischen Komplexes und die ihn 
beinhaltenden Stiftungsorganisationen einer transformativen Philanthropie 
hinter den von Talcott Parsons fundierten theoretischen Bezugsrahmen 
zurückbleiben: „The main guiding line of the analysis is the concept that a 
complex social system consists of a network of interdependent and 
interpenetrating subsystems, each of which, seen at the appropriate level of 
reference, is a social system in its own right, subject to all the functional 
exigencies of any such system relative to its instutionalized culture and 
situation and possessing all the essential structural components, organized 
on the appropriate levels of differentiation and specification.“ (Parsons, 1961, 
S. 44)
Befreit man die soziologische Theoriebildung von mancherlei Rigiditäten des 
AGIL-Schematismus erscheint mir das Konzept der zivilen Sphäre sehr geeignet dazu, die Theorie der weltgesellschaftlichen Inklusionen und 
Exklusionen zu bereichern. 

Einflusshandeln als Rollenkategorie

Allgemein betrachtet unterscheidet Rudolf Stichweh (2009, S. 32) im 
Wesentlichen zwei Rollenkategorien des „institutionalisierten 
Individualismus“ (Parsons, 1970, S. 67) in der weltgesellschaftlichen Moderne: 
Leistungsrollen und Publikumsrollen. Stellt man die Analyse transformativer 
Philanthropie in den Kontext dieses theoretischen Bezugsrahmens, dann ließe 
sich eine weitere bedeutsame Rollenkategorie hinzufügen, die das Handeln 
von Akteuren der zivilen Sphäre in besonderer Weise charakterisiert, dem 
„Einflusshandeln“ nämlich. So treten z.B. Stiftungen als Akteure der zivilen 
Sphäre in Erscheinung: „They do, in fact, make commitments of the 
association's name beyond the level of explicit authorization … In so doing, 
they add to the net amount of influence circulating in the system and have an 
effect on the distribution of commitments in the society in the direction of 
promoting the ‚causes' they hold to be desirable.“ (Parsons, 1963, S. 62) In 
ihrer organisationstheoretisch angelegten Untersuchung der transformativen 
Philanthropie heben Pascal Goeke & Evelyn Moser (2021, S. 20) hervor, dass 
Stiftungen, wollen sie gesellschaftlich wirksam sein, einen Standpunkt z.B. in 
Fragen des Gemeinwohls konstruieren müssen, um darüber dann Legitimität 
gegenüber ihren gesellschaftlichen Umwelten adäquat begründen zu können.
Tatsächlich liegt hierin auch die Achillesferse des Handelns organisierter 
Akteure des Typs Stiftungen: auf der einen Seite üben diese Einfluss aus 
sowohl in der zivilen Sphäre als auch auf die Elitekommunikationen und
Programmgestaltungen in den diversen Funktionssystemen der Gesellschaft. 
Zugleich befinden sich Stiftungen als Träger transformativer Agenden selbst 
im Fadenkreuz der zivilen Sphäre: sie haben sich selbst zu legitimieren,
sowohl hinsichtlich der Herkunft ihrer Finanzausstattung als auch 
hinsichtlich ihrer Zielsetzungen in Politik, Wirtschaft, Kunst, Bildung, 
Wissenschaft usw. Der philanthropische Komplex wird in seinen
gesellschaftlichen Grenzbeziehungen und Einflussversuchen durch Träger 
von gesellschaftlichen Leistungs- und Publikumsrollen beobachtet und 
hinterfragt.

Literatur:

J. C. Alexander (2006): The civil sphere, Oxford u.a.: Oxford University Press
M. Borgolte (Hrsg., 2014): Enzyklopädie des Stiftungswesens in 
mittelalterlichen Gesellschaften. Band 1: Grundlagen (unter Mitarbeit von: Z. 
Chitwood, E. Kozma, T. Lohse, I. Sánchez & A. Schmiedchen), Berlin: 
Akademie Verlag
M. Borgolte (2014a): „Stiftung – Mittelalterlicher Sprachgebrauch und 
moderner Begriff", in: ders., Hrsg., 2014, S. 19-23
M. Borgolte (Hrsg., 2016): Enzyklopädie des Stiftungswesens in 
mittelalterlichen Gesellschaften. Band 2: Das soziale System Stiftung (unter 
Mitarbeit von Z. Chitwood, E. Kozma, T. Lohse, I. Sánchez & A. Schmiedchen), 
Berlin & Boston: Walter de Gruyter
M. Borgolte (Hrsg., 2017): Enzyklopädie des Stiftungswesens in 
mittelalterlichen Gesellschaften. Band 3: Stiftung und Gesellschaft (unter 
Mitarbeit von: Z. Chitwood, S. Härtel, C. la Martire, T. Lohse & A. 
Schmiedchen), Berlin & Boston: Walter de Gruyter
K. Crassons (2010): The claims of poverty. Literature, culture, and ideology in 
late medieval England, Notre Dame: Ind.: University of Notre Dame Press
P. B. Evans, D. Rueschemeyer & T. Skocpol (Hrsg., 1990): Bringing the state 
back in, Reprinted, Cambridge u.a.: Cambridge University Press
P. Goeke & E. Moser (2021): Transformative foundations: Elements of a 
sociological theory of organized philanthropic giving (FIW Working paper, no. 
16), Bonn
N. Harris & G. Delanty (2023): „What is capitalism? Toward a working 
definition, in: Social Science Information (18.10.2023, in print)
N. Luhmann (1986): Ökologische Kommunikation. Kann die moderne 
Gesellschaft sich auf ökologische Gefährdungen einstellen?, Opladen & Köln: 
Westdeutscher Verlag
N. Luhmann (1997): Die Gesellschaft der Gesellschaft (Zwei Teilbände), 
Frankfurt/Main: Suhrkamp
N. Luhmann (2002): Die Politik der Gesellschaft (Hrsg. von A. Kieserling), 
Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft (Lizenzausgabe, 
Frankfurt/M.: Suhrkamp, 2000)
E. Moser (2020): „Philanthropische Inklusionen: Gemeinnützige Stiftungen in 
der Gesellschaft“, in: Soziale Systeme 25(2), S. 305-328
T. Parsons (1937): The structure of social action. A study in social theory with 
special reference to a group of recent European writers, Glencoe, Ill.: The Free 
Press
T. Parsons (1961): „An outline of the social system“, in: Ders., E. Shils, K. D. 
Naegele & J. R. Pitts (Hrsg.): Theories of society (Two volumes in one), New 
York u.a.: The Free Press, S. 30-79
T. Parsons (1963): „On the concept of influence“, in: The Public Opinion 
Quarterly 27(1), S. 37-62
T. Parsons (1964): „Evolutionary universals in society", in: American 
Sociological Review 29(3), S. 339-357
T. Parsons (1970): „Equality and inequality in modern society, or social 
stratification revisited“, in: Sociological Inquiry 40(Spring), S. 13-72
T. Parsons (1971): The system of modern societies, Englewood Cliffs, NJ: 
Prentice-Hall 
T. Parsons (1975): „Social structure and the symbolic media of interchange“, 
in: P. M. Blau (Hrsg.): Approaches to the study of social structure (A publication 
of the American Sociological Association), New York: The Free Press, S. 94-
120
T. Parsons & G. M. Platt (1974): The American university (With the 
collaboration of N. J. Smelser), Cambridge, Mass.: Harvard University Press
J. Ritter & K. Gründer (1989): Historisches Wörterbuch der Philosophie (Band 
7:P-Q, darin: Philanthropie, Autoren: R. Rehn, A. Hügli & D. Kipper), Basel: 
Schwabe, S. 543-551
R. Stichweh (2009): „Leitgesichtspunkte einer Soziologie der Inklusion und 
Exklusion", in: Ders. & P. Windolf (Hrsg.): Inklusion und Exklusion: Analysen 
zur Sozialstruktur und sozialen Ungleichheit, Wiesbaden: VS Verlag für 
Sozialwissenschaften, S. 29-42
R. Stichweh (2021): „Individual and collective inclusion and exclusion in 
political systems“, in: A. L. Ahlers, D. Krichewsky, E. Moser & Ders. (Hrsg.): 
Democratic and authoritarian political systems in 21st century world society
(Volume 1 – Differentiation, inclusion, responsiveness), [Global Studies & 
Theory of Society, Volume 5], Bielefeld: transcript Verlag, S. 13-38
R. Stichweh & A. L. Ahlers (2021): „The bipolarity of democracy and 
authoritarianism and its societal origins“, in: Dies., D. Krichewsky, E. Moser 
& Ders. (Hrsg.): Democratic and authoritarian political systems in 21st century 
world society (Volume 1 – Differentiation, inclusion, responsiveness), [Global 
Studies & Theory of Society, Volume 5], Bielefeld: transcript Verlag, S. 209-240


Mein Blog befasst sich in einem umfassenden Sinn mit dem Verhältnis von Wissen, Wissenschaft und Gesellschaft. Ein besonderes Augenmerk richte ich dabei auf die Aktivitäten des Medien- und Dienstleistungskonzern Bertelsmann und der Bertelsmann Stiftung.

Montag, 4. September 2023

Steffen Roski: Die Inszenierung des Social-Media-Syndroms "Drachenlord"

Wenn Sozialwissenschaftler über Medien forschen, beziehen sie sich in der Regel auf die geheiligte Sphäre des seriösen Journalismus mit seinen paradigmatischen Leitsternen wie SZ, F.A.Z., DIE ZEIT, DER SPIEGEL usw. Der Diskurs ist eingeübt, gepflegt, es wird feinsten Nuancen größte Beachtung geschenkt. Wir dürfen beobachten, wie die Forschung gerade die Facetten der "Causa Aiwanger" im Spiegelkabinett der Medienkritik detailreich analysiert.


Weit weniger Beachtung wird dagegen jenen trüben Social-Media-Gewässern gewidmet, in denen sich die auf ihren Gaming-Stühlen und abgewetzten Sofas lümmelnden mehr oder weniger professionellen Online-Bettler tummeln, die ihrem Publikum zu jeder Tages- und Nachtzeit ein wenig Kleingeld aus dem Kreuz zu leiern bestrebt sind. 


Hierarchisierte man die BRD-Medien pyramidal, so fände man an ihrer Spitze die sog. "Leitmedien" (FAZ, Spiegel & Co.) und ganz unten auf dem breiten Grund der Pyramide eben jene Bettel-Kanäle, von denen TikTok eine unrühmliche Prominenz erlangt hat.


Es gibt kaum Abstoßenderes als erwachsenen Menschen dabei zuzusehen, wie sie ihrer juvenilen Zuseherschaft etwas von ihrem Taschengeld abzupressen suchen, indem sie diese dazu auffordern zu "tippen, tippen, tippen, liken,  liken, liken". 


Zum Kreis jener Berufsbettler zählt auch der sog. "Drachenlord", bürgerlich Rainer Winkler. Gerichtsfest als "vermindert intelligent" eingestuft, stammelt sich dieser sprachlich unbeholfen und limitiert allabendlich mit breitem fränkischen Akzent durch zahlreiche Streams und "Live-Matches", um von seiner TikTok-Anhängerschaft, den sog. "Drachis",  seinen Lebensunterhalt zusammenzuschnorren.


Im Jahre 2021 wurde R. Winkler wegen gefährlicher Körperverletzung und anderer Straftaten rechtskräftig verurteilt.  Interessanterweise erregte der zu seiner Verurteilung führende Gerichtsprozess die Aufmerksamkeit ausgerechnet eines führenden BRD-Leitmediums. 


In Gestalt des Autoren und Internet-Strategieberaters Sascha Lobo widmete DER SPIEGEL im Jahre 2021 in seiner Online-Ausgabe einen Meinungsbeitrag zum sog. "Drachenlord". Lobo, ein Bourgeois mit der Attitüde eines Cyberpunks, führt die Spiegel-Leserschaft als Erklärbär durch die Weiten des Internets und der virtuellen Welten. Dass nun ausgerechnet R. Winkler Lobos Aufmerksamkeit gefunden hat, überrascht dann aber doch.


Seine Einlassungen zum sog. "Drachenlord" verdienen m.E. unbedingt der näheren Betrachtung, weil sich S. Lobo als ein äußerst manipulativer und geschickter Falschspieler erweist, der möglicherweise weit mehr im Schilde führt als es bei oberflächlicher Betrachtungsweise den Anschein hat.


Aber der Reihe nach. Ich werde zunächst einmal die Argumentationslinie von S. Lobos Spiegel-Online-Veröffentlichung nachzeichnen:


Aufgemacht ist sein Meinungsbeitrag damit, dass es sich im Fall des sog. "Drachenlord" um ein in der BRD von niemandem aufgehaltenes "Martyrium" handele.


S. Lobo wirft der Justiz vor, sich in Gestalt einer Staatsanwältin und einer Richterin "faktisch an die Spitze eines hochorganisierten Internetmobs gesetzt" zu haben. Diese Meute sei hinter jemanden her, der eigentlich nichts Ungewöhnliches mache und sein Geld damit verdiene, "einige Facetten seines Lebens ins Netz zu stellen". Und weiter heißt es: "Weil er ist, wie er ist, und wagt, sich in der Netzöffentlichkeit zu zeigen, wird er seit 2013 ausnahmslos jeden Tag von einem Zehntausende Menschen starken Hassmob gequält." Bei R. Winkler handele es sich um ein einzelnes Opfer, das immer wieder von tausenden Tätern verfolgt werde. Dabei schaue ihm ungeheuerlicher Weise ein Millionenpublikum belustigt zu. Es handele sich bei all dem um "die extremste Form des Cybermobbing in Deutschland". Der Staat habe es nicht nur versäumt, R. Winkler zu schützen, nein, er, so S. Lobo, mobbe selbst kräftig mit. Die Diagnose des Spiegel-Internetsachverständigen ist denn an Eindeutigkeit nicht zu übertreffen, wenn er eine "katastrophale Versagensgeschichte der digitalen Gesellschaft, verantwortet von Medien, Politik, Exekutive, Jurisdiktion und dem Publikum" diagnostiziert.


Die Liste der teilweise strafwürdigen Angriffe auf den sog. "Drachenlord" ist lang und S. Lobo führt folgende Punkte auf: Beleidigungen, Bedrohungen, Herabwürdigungen, Attacken auf das Haus von R. Winkler, Fake-Bestellungen, tätliche Angriffe, Beleidigungen und Schmähungen von Familienangehörigen, eine Grabschändung, gezielte Provokationen verschiedenster Art, die ihn zu unbedachten Reaktionen veranlassen sollen, die dann wiederum von seinen Widersachern ins Netz gestellt würden. R. Winkler werde ohne jeden Ausweg für ihn tagein, tagaus gequält.


Relativ ausführlich schildert S. Lobo eine Begebenheit, die über die sozialen Netzwerke hinaus Aufmerksamkeit gefunden hat. R. Winkler hatte sich online in eine junge Frau verliebt, die dessen Avancen eine Zeitlang scheinbar erwiderte. Als der sog. "Drachenlord" dieser schließlich coram publico einen Heiratsantrag unterbreitete, lehnte sie diesen nicht nur ab, sondern bezeichnete Winkler - zum Gefallen des "Mobs", vom sog. "Drachenlord" auch "Hater" genannt - zudem als dickleibigen Idioten.


Resümierend kritisiert S. Lobo "die Medien" dafür, R. Winkler unterstellt zu haben, all das, was diesem durch "die Hater", eine Gruppe "faschistoide(r) Menschenfeinde", widerfahren sei, selbst so gewollt zu haben. Tatsächlich, so Lobo, habe dieser nie eine andere Wahl gehabt, als sich unter Anwendung von Gewalt zur Wehr zu setzen, denn das Ziel des Hater-Spiels habe darin bestanden, ihn "in den Selbstmord zu treiben". 


S. Lobo macht sich zum uneingeschränkten Fürsprecher R. Winklers und konstatiert ein katastrophales Versagen von Justiz, Medien und Gesellschaft, denen er vorwirft, "eine der schlimmsten Opferverhöhnungen der deutschen Nachkriegsgeschichte" begangen zu haben: ein unwissender und zynischer Staat als Mit-Mobber sozusagen, der dem Hassmob nichts entgegenzusetzen habe.


Eine Frage drängt sich abschließend auf: Gäbe es für R. Winkler nicht einfach die Möglichkeit, sich aus den Social Media zurückzuziehen und die Kunstfigur "Drachenlord" ad acta zu legen? Internet-Guru S. Lobo erteilt diesen naheliegenden Rat nun gerade nicht. Er schreibt: "Winkler verdient sein Geld mit seinen Netzauftritten, er kann nichts anderes. Das aufzugeben, würde ihn ins Nichts stürzen." Das wäre ungefähr so, fährt Lobo fort, "als würde man einem Opfer häufiger Raubüberfälle vorschlagen, einfach nicht mehr zur Arbeit zu gehen, damit die Raubüberfälle aufhören."


Wenn ein meinungsstarkes Medium wie DER SPIEGEL das soziale Problem "Mobbing" thematisiert und in den Fokus öffentlicher Aufmerksamkeit rückt, ist dies nur allzu berechtigt und notwendig. Dass S. Lobo allerdings ausgerechnet den sog. "Drachenlord" als paradigmatisches Fallbeispiel heranführt, wird der Bedeutung dieses sozialen Problems in keiner Weise gerecht.


R. Winkler hat sich dazu entschlossen, sich in die Arena der Social Media zu begeben. Durch diese Arena führen keine glatt gepflasterten Boulevards, auf denen Stars und Sternchen flanieren. Die Pflaster der Seitenstraßen sozialer Medien sind rau, der Umgangston ist eher ungehobelt, man sagt jemandem etwas nicht ins Gesicht, sondern direkt "in die Fresse". 


Und genau in dieser Arena trachtet R. Winkler sich zu behaupten. Es wird ausgeteilt und eingesteckt, provoziert und reagiert. Dass ausgerechnet der Internetversteher S. Lobo dieses Geschäftsmodell des wechselseitigen Anstachelns, im Falle R. Winklers und seinen "Hatern" auch "Drachen-Game" genannt, mit und durch "Reactions" mit Mobbing verwechselt, verwundert mich sehr.


Um es klar zu sagen: Der sog. "Drachenlord" ist ganz sicher kein Mobbing-Opfer. Vielmehr geriert sich diese Social-Media-Figur als ein solches, um möglichst viel Profit aus der eingenommen Opferrolle zu schlagen. Extreme Formen des Cybermobbing finden in der BRD wahrscheinlich tausendfach tagtäglich gerade nicht vor einem Millionenpublikum statt. Sie geschehen immer wieder unterhalb der öffentlichen Aufmerksamkeitsschwelle. Ausgerechnet R. Winkler, der monatlich mehrere Tausend Euro von seinen Followern dafür erhält, sein "Martyrium" zu inszenieren, gleichsam zum Anwalt von jungen Menschen zu machen, die tatsächlich Mobbingangriffen ausgesetzt sind, verdreht die Tatsachen eklatant. S. Lobo wird dem Thema nicht nur nicht gerecht, nein, er verhöhnt die tatsächlich Betroffenen obendrein noch.


Am Rande sei angemerkt, dass die von S. Lobo als Beispiel für des "Drachenlords" Martyrium herangeführte Episode des gescheiterten Heiratsantrags sich auch ganz anders lesen lässt. Wie viele junge Frauen müssen sich immer wieder in Internet-Chats widerlichen Nachstellungen weit älterer männlicher User aussetzen? Ist es nicht eher ein Zeichen von widerständiger Stärke und Empowerment, wenn solcherlei Sexting offensiv begegnet wird?


Völlig absurd wird S. Lobos Verteidigung des sog. "Drachenlords", wenn er den jederzeit möglichen Rückzug R. Winklers aus dem Internet als ein Ding der Unmöglichkeit mit dem Argument vom Tisch wischt, dieser könne ja nichts anderes, sei also auf Gedeih und Verderb an den Gaming-Stuhl gefesselt. Einmal abgesehen davon, dass dies in Anbetracht der Fülle bestehender biografischer Entfaltungsmöglichkeiten völliger Unsinn ist, bestärkt der Spiegel-Meinungsmacher einen Menschen darin, einen Weg weiter zu verfolgen, von dem angenommen werden kann, dass dieser über kurz oder lang in den Abgrund führen wird. Der inzwischen 34-jährige R. Winkler wird mit jedem Jahr, das er bettelnd und schnorrend auf Social-Media-Kanälen verbringt, immer weniger in der Lage sein, einen Ausweg aus dieser Abhängigkeit zu finden. Indem S. Lobo den sog. "Drachenlord" darin bestärkt, sich selbst tagtäglich als "Mobbing-Opfer" zu inszenieren, führt er damit einen Abhängigen nur immer weiter in die Abgründe der Sucht. Verantwortungsvoll ist solcherlei Co-Abhängigkeit niemals!


Ich möchte vermuten, dass sich S. Lobo über diese Zusammenhänge auch vollkommen im Klaren ist. Was könnte ihn also dazu bewegen, sich zum Fürsprecher des "Drachenlord" zu machen?


Die Antwort liegt in der kühlen Profitlogik des Mediensystems. Ich möchte behaupten, dass es sich beim sog. "Drachenlord" um eine der bestdokumentierten Biografien in der BRD handelt. Das gestreamte Material in Gänze zu sichten würde wohl locker ganze Wochen Zeit beanspruchen. Eine Fundgrube also für einen Mediendeal: Wie wäre es mit einer Thematisierung von Mobbing am Beispiel von R. Winkler im Serienformat? Erste Ansätze dazu in herkömmlichen Medien hat es bereits gegeben. Hier vermute ich denn auch die wahre Intention S. Lobos: Der sog. "Drachenlord" möge seine Mobbing-Inszenierung unbedingt fortsetzen. Käme es zu einer umfangreichen medialen Verwertung dieser, so hätte S. Lobo sozusagen "den Fuß mit in der Tür". Kreative Manipulatoren und schreibende Hochstapler vom Schlage eines Claas Relotius und Fabian Wolff gibt es gewiss zuhauf. DER SPIEGEL und viele andere deutschsprachige "Leitmedien" wissen ein Lied davon zu singen. Ob sie daraus Lehren ziehen, dürfte bezweifelt werden. Spätestens dann, wenn etwa eine Überschrift lauten könnte: "Der Drachenlord. Eine der schlimmsten Opferverhöhnungen der deutschen Nachkriegsgeschichte" sollte man wissen, dass mit der banalen Wahrheit kreativ Schindluder getrieben würde.



Mein Blog befasst sich in einem umfassenden Sinn mit dem Verhältnis von Wissen, Wissenschaft und Gesellschaft. Ein besonderes Augenmerk richte ich dabei auf die Aktivitäten des Medien- und Dienstleistungskonzern Bertelsmann und der Bertelsmann Stiftung.