Hans-Jürgen Wagener: Wirtschaftliche Ungleichgewichte in der EU
Wenn heute von wirtschaftlichen Ungleichgewichten in der EU die Rede ist, denkt man zuerst an das doppelte Defizit, einen negativen Haushaltssaldo und einen negativen Leistungsbilanzsaldo. Beide entstehen grundsätzlich unabhängig voneinander, auch wenn bei vielen osteuropäischen Neumitgliedern auf Grund der Transformationssituation Haushalt und Leistungsbilanz über eine längere Zeit stark negativ waren. Im Jahr vor der Finanzmarktkrise gab es überhaupt nur drei EU Länder (Griechenland, Portugal und Ungarn), die das Maastricht Kriterium von 3 Prozent beim Haushaltsdefizit verfehlten, und alle drei wiesen auch erhebliche Leistungsbilanzdefizite auf. Im Jahr 2010 hatte sich die Situation umgekehrt: Nur vier Länder konnten das Maastricht Kriterium einhalten, aber nicht weniger als sechzehn Staaten hatten ein deutliches doppeltes Defizit zu verzeichnen, wenn wir ein Leistungsbilanzdefizit höher als 2 Prozent im Dreijahresdurchschnitt für bedenklich halten. Von den Neumitgliedern der EU abgesehen sind das Griechenland, Spanien, Italien, Portugal, Irland und Großbritannien. Auch Frankreich steht nicht auf festen Beinen, doch ist seine Lage nicht ganz so kritisch.
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