Freitag, 31. Januar 2014

Aaron Kirchfeld, Ruth David und Cornelius Rahn: Bertelsmann holt Lazard für Verkauf von RTL-Group-Aktien, Kreise - Bertelsmann SE, der größte europäische Medienkonzern, plant Aktien der RTL Group SA am Markt zu platzieren und hat dafür Lazard Ltd. an Bord geholt.

Bertelsmann SE, der größte europäische Medienkonzern, plant Aktien der RTL Group SA am Markt zu platzieren und hat dafür Lazard Ltd. an Bord geholt. Das erfuhr Bloomberg News am späten Mittwoch aus informierten Kreisen. Den Angaben zufolge werden Bertelsmann und Lazard wohl noch in diesem Monat Investmentbanken auswählen, welche die Transaktion als Konsortialführer begleiten sollen. Die Banken würden die Aktien vermarkten, als handele es sich um ein IPO - da Bertelsmann rund 92,3 Prozent der RTL-Titel besitzt.

Mein Blog befasst sich in einem umfassenden Sinn mit dem Verhältnis von Wissen, Wissenschaft und Gesellschaft. Ein besonderes Augenmerk richte ich dabei auf die Aktivitäten des Medien- und Dienstleistungskonzern Bertelsmann und der Bertelsmann Stiftung.

Ralf-Dieter Brunowsky: Panikattacken als Chef von Bertelsmann - geht das?

Hartmut Ostrowski war von 2008 bis 2011 Vorstandsvorsitzender des Bertelsmann-Konzerns (heute 110 000 Mitarbeiter, 16 Milliarden Umsatz). 2011 wechselte er "aus persönlichen Gründen" in den Aufsichtsrat. In Gabriele Fischers Magazin "Brand eins" kann man jetzt nachlesen, was diese persönlichen Gründe waren - ein höchst seltenes Bekenntnis: "Es war eine sehr schwierige Zeit, eine Belastung, die dann auch zu psychosomatischen Problemen führte. Zum Beispiel in Form von Beklemmungsgefühlen, plötzlichem Herzklopfen, Angstzuständen bis hin zu Panikattacken."

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Freitag, 24. Januar 2014

Olga Martynova: Unsere neue Postmoderne - Erinnerung an die Zukunft - Die «klassische» Postmoderne erreichte ihren Höhepunkt zwischen den späten siebziger und frühen neunziger Jahren. Inzwischen ist ihr Stil historisch geworden, die postmoderne Situation aber dauert an. Was bedeutet die Ermüdung vom Stil der Ermüdung, der Verspieltheit und der Ironie für die Literatur?

Die Postmoderne wurde geboren aus der Verzweiflung, die eine Folge der Übersättigung war. Die Poststrukturalisten beschrieben sie als Erschöpfungserscheinung, in der Annahme, dass jeder Text immer nur ein Cento und ein Palimpsest sei, also die Kombination aus bereits Gesagtem, die auf ein bereits beschriebenes Blatt eingetragen wird. Nicht nur Literatur, das Wissen eines jeden Menschen ist danach eine gigantische Lego-Konstruktion, ein genuin schöpferischer Akt erscheint daher unmöglich. Die Schriftsteller hätten dem entgegenhalten können, der Sinn der Literatur liege darin, eben dieses zu widerlegen: Jedes gelungene Werk sei eine Neuerschaffung der Sprache, und lieber solle sich ein Autor der Lächerlichkeit preisgeben, als in der Sicherheit des Banalen zu verharren. In den Bahnen der Banalität jedoch bewegte sich die Postmoderne nur allzu gerne, was auch ihren Erfolg mit ausmachte. Ihre Autoren fühlten sich beflügelt durch die Lizenz, in den grossen Topf der Literaturgeschichte zu greifen und alles Mögliche miteinander zu kombinieren.

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Nina Fargahi: Manipulation des Weltwissens - Wikipedia wird zur Werbeplattform - Die Online-Enzyklopädie Wikipedia wird zunehmend von Firmen, Parteien und Lobbyisten ins Visier genommen. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie.

Die Struktur des digitalen Nachschlagewerks kann PR kaum verhindern: Jeder kann sich einbringen, Artikel verfassen, ändern und ergänzen. «Wikipedia ist keine technische Innovation, sondern eine soziale», schrieb einst Wikipedia-Gründer Jimmy Wales. Es besteht weder Registrierungs- noch Pflicht zum Klarnamen. Zwar werden die Änderungen von Administratoren gesichtet und können wieder rückgängig gemacht werden. Benutzer werden zu Administratoren, indem sie eine Kandidatur erfolgreich abschliessen. Mit diesem Status sind sie befugt, Benutzerkonti zu sperren und Seiten zu löschen. Doch über diese Wissenswächter bei Wikipedia sei nur wenig bekannt, so die Studie. Wikipedia verfügt zwar über gewisse Kontrollmechanismen, doch sind diese begrenzt. Immer wieder treten Fälle ans Licht, in denen Firmen ihr Image in Wikipedia aufpolieren. Professionell wird diese Arbeit auch von Unternehmen übernommen, wie beispielsweise Wiki-PR, das darauf spezialisiert ist, Wikipedia-Artikel zugunsten zahlender Kunden zu bearbeiten. Erst kürzlich geriet diese Firma in die Schlagzeilen, nachdem Wikipedia mehr als 250 Benutzerkonti von bezahlten PR-Agenten geschlossen hatte.

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Olaf Karnik: Library-Musik - Eine Parallelwelt des Pop - Einst als Musik zur Vertonung von Medienproduktionen gedacht, erlangte Library-Musik über die Wiederentdeckung durch DJ, Produzenten und «Digger» geradezu Kultstatus. Immer mehr Tonträger dieser obskuren Sparte werden heute wiederveröffentlicht.

Mit ausgewählten Veröffentlichungen italienischer Library-Produktionen von Egisto Macchi, Alessandro Alessandroni oder Teisco macht James Pianta kommerziell nie erhältliche Meilensteine des Library-Œuvre auch für ein breiteres Publikum zugänglich. Insbesondere die Musik auf Egisto Macchis «Voix» und «I Futuribili» ist eine faszinierende Erweiterung der von Ennio Morricone und seiner Improvisationsgruppe Nuova Consonanza (dessen Mitglied Macchi war) in den frühen 1970er Jahren etablierten musikalischen Sprache. Versatzstücke der freien Improvisation, Italo-Western-Choräle und präpariertes Klavier, elektronische Klangbearbeitung und Pop fliessen hier auf eine nie gehörte Weise ineinander. – Ähnlich bestechend klingt auch «Prisma Sonore» des langjährigen Morricone-Begleiters und Soundtrack-Komponisten Alessandro Alessandroni: Das ist psychedelischer Orchester-Pop, dessen zuckersüsse Melodien und alternierende Klänge sich über alle Koordinaten des akustischen Raums ausbreiten.

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Donnerstag, 23. Januar 2014

Klaus Meschkat: Der Fall Kissinger

Eine deutsche Universität hat sich bereitgefunden, durch die Namensgebung einer
hauptsächlich aus Mitteln  des Verteidigungsministeriums eingerichteten
Professur einen besonders fragwürdigen Politiker zu ehren. Henry Kissinger müßte
sich nach Ansicht seiner Kritiker eigentlich vor einem internationalen Tribunal
für seine Beteiligung bei der Anzettelung, Verlängerung und Ausweitung
verbrecherischer Kriege, für seine Komplizenschaft bei der Entstabilisierung
einer demokratischen Regierung und für seine Unterstützung mörderischer
Militärdiktaturen verantworten.

Die schweren Vorwürfe gegen Henry Kissinger werden von Zeithistorikern und
Politikwissenschaftlern erhoben, die sich gründlich mit den US-amerikanischen
Aktivitäten in Asien und Lateinamerika in der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts beschäftigt haben. Hochschulautoritäten, die solche auf
quellengestützten Forschungen basierenden Erkenntnisse ignorieren oder
selbstherrlich beiseite schieben, stellen damit universitär betriebene
Wissenschaft und damit im Grunde ihre eigene Existenzberechtigung in Frage. Wenn
bundesdeutsche Minister bei der Bewertung von Henry Kissinger andere Maßstäbe
anlegen, die entweder unentschuldbarer Ignoranz oder politischem Opportunismus
entsprechen, sollten sie wenigstens davon absehen, auch noch als Förderer
völkerrechtsverpflichteter Forschung und Lehre aufzutreten.

In der Abwehr solcher Kritik sucht ein Sprecher der Universität zu Argumenten
Zuflucht,  deren Implikationen bedacht werden müssen. Kissinger als Person möge
ambivalent zu bewerten sein – „ausschlaggebend für die Professur ist jedoch vor
allem sein positives Wirken für Deutschland und insbesondere die
deutsch-amerikanischen Beziehungen“.  Einmal ungeprüft unterstellt, Kissinger
habe „für Deutschland“ positiv gewirkt – kann dies die Unzahl getöteter und
verstümmelter „Nichtdeutscher“ aufwiegen, die der von Kissinger zu
verantwortenden Politik in Asien und Südamerika zum Opfer gefallen sind?  Und
sogar bei einer eigentlich unvertretbaren Hinnahme der menschenverachtenden
Blickverengung auf „Deutschland“: War denn Elisabeth Käsemann, Tochter eines
Tübinger Theologen, keine Deutsche, als sie von den Schergen der argentinischen
Militärjunta 1977 bestialisch gefoltert und ohne Gerichtsverfahren hingerichtet
wurde? Dies und die Ermordung des Deutschen  Klaus Zieschank geschah, nachdem
US-Außenminister  Kissinger in einem Gespräch mit seinem Junta-Kollegen Guzetti
sein Verständnis für die repressiven Maßnahmen des Militärregimes bekundet und
seinen gegen dessen Exzesse protestierenden  Botschafter desavouiert hatte  –
all dies belegt durch Dokumente, die seit einem Jahrzehnt öffentlich zugänglich
sind.

Die Herren, die die Ehrung von Henry Kissinger durch die Universität Bonn zu
verantworten haben, könnten und müßten all dies wissen. Auch das zuständige
Ministerium in Nordrhein-Westfalen, auf dessen uneingeschränkte Zustimmung sich
der Referent des Rektors beruft. Die Tatsache, daß Henry Kissinger 1938 mit
seiner jüdischen Familie 1938 aus Nazideutschland fliehen mußte, läßt seine
spätere Komplizenschaft mit rechtsextremen Gewaltregimes erstaunlich erscheinen,
ist aber kaum geeignet, ihn zu entschuldigen. Kissingers Biographie wie auch
seine möglichen Verdienste um Maßnahmen entspannungsfördernder Außenpolitik etwa
im Verhältnis USA-China könnten bei einem möglichen internationalen Prozeß gegen
ihn vielleicht als mildernde Umstände gewürdigt werden, seine Verstrickung in
Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen wird dadurch nicht aufgehoben.

Die Universität Bonn möchte einen Mann ehren, der durch seine nachweisbare
Beteiligung an der Vorbereitung des Sturzes von Salvador Allende auch
mitschuldig wurde an der Zerstörung des akademischen Lebens in Chile während der
Pinochet-Diktatur, an Verfolgung, Tod und Exil vieler chilenischer
Wissenschaftler.  Kissingers Ehrung zum Zeitpunkt des 40. Jahrestages  des
Pinochet-Putsches ist eine Verhöhnung seiner Opfer und ein Schlag ins Gesicht
derer, die den Putsch überlebt haben. Ein Skandal ist nicht nur das Verhalten
der Universität Bonn, sondern auch die weitgehende Gleichgültigkeit einer
demokratischen Öffentlichkeit in der Bundesrepublik, die trotz der
begrüßenswerten Aktivitäten eines vorwiegend studentischen  Protestbündnisses in
Bonn den „Fall Kissinger“ bisher kaum zur Kenntnis genommen hat."
 

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Henning Füller & Georg Glasze: Gated communities und andere Formen abgegrenzten Wohnens

In der symbolischen Abgrenzung nach außen und einem klar markierten Lebensstilangebot nach innen weisen zahlreiche aktuelle Projekte innerstädtischen Luxuswohnens Parallelen zu klassischen gated communities auf. Auch das hochpreisige innerstädtische Wohnen schafft einen exklusiven "semi-privaten" Bereich mit klar vorgegebener Ästhetik. Die Wohnprojekte tragen in markanter Weise zu einer "Verhäuslichung" des Städtischen bei.[19] In den urban villages, Hofgärten und Atrien entstehen homogene, konsensuale, vorhersehbare und abgeschlossene Räume. Von der Anlage her kontrastieren die Räume innerstädtischen Luxuswohnens mit den idealtypischen Kennzeichen von Öffentlichkeit im Sinne von Pluralität, Begegnungen, Spontanität und Konflikt.

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Bundeszentrale für politische Bildung: Geheimsache Ghettofilm - Im Mai 1942 dreht ein NS-Filmteam im Warschauer Ghetto. Daraus entsteht das Fragment "Ghetto", ein Rohschnitt ohne Ton. In "Geheimsache Ghettofilm" untersucht Yael Hersonski die verstörenden Propaganda-Aufnahmen. Auf der DVD befindet sich neben Hersonskis Dokumentarfilm ein Datenteil mit zusätzlichen Informationen zur Geschichte des Filmmaterials und des Warschauer Ghettos.

Im Mai 1942, wenige Wochen bevor dort die Deportationen und der Massenmord an der jüdischen Bevölkerung begannen, drehte ein NS-Filmteam im Warschauer Ghetto. Über den genauen Zweck des Films ist nichts bekannt, ein erster Rohschnitt wurde nie fertiggestellt. In den 1990er-Jahren tauchte herausgeschnittenes Filmmaterial auf, das zeigt, wie die Aufnahmen in Szene gesetzt wurden, um der antisemitischen Propaganda zu dienen.Die israelische Regisseurin Yael Hersonski macht den Rohschnitt des Propagandafilms zum Gegenstand ihres Films "Geheimsache Ghettofilm". Hersonski beleuchtet die Filmarbeiten im Ghetto und entlarvt die Inszenierung der Filmaufnahmen – auch indem sie Zeitzeugen interviewt und historische Dokumente ehemaliger Ghettobewohner vertont.

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Dienstag, 21. Januar 2014

Volker Ullrich: Nun schlittern sie wieder. Mit Clark gegen Fischer: Deutschlands Konservative sehen Kaiser und Reich in der Kriegsschuldfrage endlich rehabilitiert

In solchen Attacken wird deutlich, worauf der teils schrille deutsche Jubel über Clarks Schlafwandler letztlich zielt: Es geht um eine geschichtspolitische Weichenstellung. Was den Konservativen im "Historikerstreit" der achtziger Jahre noch missglückte - nämlich die Deutungshoheit über die deutsche Geschichte zurückzugewinnen -, das soll jetzt gelingen. Es fällt auf, wie matt der Widerspruch bislang war. In der Zunft scheint man des Streites müde geworden zu sein.
Christopher Clarks Buch ist in England sehr viel zurückhaltender aufgenommen worden als in Deutschland. Es überrasche ihn, merkte etwa der Rezensent des Spectator ironisch an, dass Clark bei seinen Vorlesungen noch keine Pickelhaube trage. Hierzulande gilt der sympathische Historiker aus Cambridge, nicht zuletzt wegen seiner australischen Herkunft, als unvoreingenommen; von ihm lässt man sich gern Versöhnliches über die preußisch-deutsche Geschichte sagen. So kann man von konservativer Seite denn auch problemlos anknüpfen an die nationale "Meistererzählung" zum Ersten Weltkrieg, wie sie vor der Fischer-Kontroverse kanonische Geltung besaß.
(Aus: DIE ZEIT, 16. Januar 2014, Nr. 4, S. 17)

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Freitag, 17. Januar 2014

David Cole: The Three Leakers and What to Do About Them - Secrets and Leaks: The Dilemma of State Secrecy by Rahul Sagar Princeton University Press, 281 pp. - Fighting for the Press: The Inside Story of the Pentagon Papers and Other Battles by James C. Goodale CUNY Journalism Press, 260 pp.


Were Snowden’s leaks justified? Rahul Sagar’s Secrets and Leaks sheds important light on the question. In carefully argued and lucid prose, Sagar, a professor of politics at Princeton, argues that secrets are inevitable, as are leaks—and that leaks have an important if precarious part in checking secrecy abuse. The power to declare information secret, like many other authorities, is both essential and susceptible to misuse. In theory, formal legal checks on executive power to determine what should and should not be secret would be preferable to leaving abuse-checking to leakers who take it upon themselves to break the law. But, Sagar contends, the two principal alternative candidates for implementing formal oversight—the courts and Congress—are each unlikely to perform the function effectively.


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R.J.W. Evans: ‘The Greatest Catastrophe the World Has Seen’ - The War That Ended Peace: The Road to 1914 by Margaret MacMillan Random House, 739 pp. - 1913: In Search of the World Before the Great War by Charles Emmerson PublicAffairs, 526 pp. - The Russian Origins of the First World War by Sean McMeekin Belknap Press/Harvard University Press, 324 pp. - July 1914: Countdown to War by Sean McMeekin Basic Books, 461 pp. - The Sleepwalkers: How Europe Went to War in 1914 by Christopher Clark Harper, 697 pp. - Catastrophe 1914: Europe Goes to War by Max Hastings Knopf, 628 pp.


How simple it had all seemed to Gavrilo Princip on that sunny summer day in 1914! “I am not a criminal,” he told his prosecutors, “because I destroyed that which was evil.”9 How much more evil had he unleashed. Still to come, after some strange and unreal local truces had been briefly implemented at Christmas 1914, were tanks and gas; air bombardments (anticipated already by German strafing of the east coast of England); an Alpine “white war” on the most merciless of all the fronts once Italy entered the fray; massacres of Armenians by Turks and Arab uprisings; the battles of the Somme and Verdun; German U-boats taking hostilities to the US—where Wilson’s inaugural address in 1913 had not even mentioned international affairs; the African and Asian fronts; the revolution and prostration of many of the belligerents; 16 million killed and 20 million wounded.


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Allan Guggenbühl: «Schräge» Lehrer, begeisterte Schüler - Leidenschaft und Interesse - Menschen lernen von klein auf – und ausdauernd. In der Schule aber sinkt bei vielen Kindern und Jugendlichen ab der Vorpubertät die Lernbegeisterung. Lehrerinnen und Lehrer, die ein wenig «anders» sind, können Abhilfe schaffen.


Es gibt noch einen weiteren Grund, wieso Schüler sich für ein Thema interessieren. Es geht um die Sehnsucht nach dem Aussergewöhnlichen. Die amerikanische Psychologin Joan Lucariello untersuchte die Spontanrede von Schülern. Was erzählen sie freiwillig und unaufgefordert ihren Eltern und Lehrpersonen? Der Befund war eindeutig: Es handelt sich vor allem um Ereignisse und Themen ausserhalb des normalen Tagesablaufs: Verrücktheiten, Überraschungen, Anstössiges oder Gewalt. Der Normalität wurde keine grosse Aufmerksamkeit geschenkt, Normalität war langweilig. Es gibt einen entwicklungspsychologischen Grund dafür: Das Denken wird geschärft, wenn man sich mit Unerklärlichem befasst. Wissen jenseits des Bildungskanons macht wach und aufmerksam. Aus diesem Grund schauen auch wir Erwachsenen uns die «Tagesschau» an: Reguläre Ereignisse würden die Einschaltquoten auf null sinken lassen. Jugendliche erkennen sehr rasch, was der Bildungskanon von ihnen will, und drohen sich von ihm abzuwenden.


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Mittwoch, 15. Januar 2014

Anatol Lieven: Afghanistan - The Desert of Death


Of course, just as in the late 1980s, such deals threaten both the central government’s and the Talban high command’s control over their local commanders. Rather than the Taliban sweeping Vietnam-style over the ramparts and destroying the regime after US forces withdrawal, what we may well see in southern Afghanistan for a number of years to come is a patchwork of local truces in some areas and battles in others, depending largely on local tribal rivalries, and agreement (or lack of it) on the division of the heroin trade. As after 1989, however, this situation is unlikely to be stable, for such local compromises are deeply vulnerable to pressures from powerful outside forces, in Afghanistan itself and in the region.


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Roman Bucheli: Das John-Cage-Projekt in Halberstadt - Das langsamste Orgelkonzert der Welt - Seit 2001 wird in der Burchardi-Kirche in Halberstadt John Cages Orgelwerk «ORGAN2/ASLSP» aufgeführt. «So langsam wie möglich», lautete die Anweisung des Komponisten für die Aufführung. Das nimmt man in Halberstadt so wörtlich wie möglich. Das Konzert dauert 639 Jahre.


Öffnet der Besucher die Tür der Burchardi-Kirche, steht er im leer geräumten Langhaus der romanischen Kirche, die einer Ruine eher als einem Sakralbau gleicht. Das Vibrieren und Wummern erfasst ihn im Klangraum, er hört den nunmehr aus fünf Orgelpfeifen erklingenden Akkord. Von der Orgel selber indes sieht er vorerst nichts. Sie befindet sich im südlichen Querhaus, ihr gegenüber, im nördlichen Querhaus, der Blasebalg. Seltsam sacht, schwebend fast erfüllt der Klang den Raum, der sich nun, da der Besucher sich gegen den Chor hin bewegt, verwandelt: Mit jedem Schritt, nein, schon bei der kleinsten Kopfdrehung hört er sich anders an, bald tiefer, bald höher, einmal überwiegt das Wummern, dann ein Sirren. Mystisch oder magisch möchte man es nennen, aber der nüchterne, von Zeit und Geschichte gezeichnete Raum verbietet solches Pathos.


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Donnerstag, 9. Januar 2014

CHRISTINE KÄPPELER: "Man haut nicht das eigene Viertel zu Klump“ - Hamburg: An dem autonomen Kulturzentrum Rote Flora hat sich ein Machtkampf entzündet. Ted Gaier von den Goldenen Zitronen erzählt, wie er die Auseinandersetzungen erlebt hat

"Eigentlich war ich immer der Meinung, dass diese Trennung von Militanten versus Friedlichen nicht funktioniert. Es gab bei fast allen Kämpfen der letzten fünfzig Jahre alle möglichen Protestformen, die in ihrer Unterschiedlichkeit zusammengedacht werden müssen. In Wackersdorf, Gorleben zum Beispiel. Und in der Hafenstrasse, die es so heute bestimmt nicht gäbe, hätte man damals nicht das Gewaltmonopol des Staates gebrochen. Aber das Problem mit dem sogenannten Schwarzen Block ist schon, dass sich von dieser Seite niemals jemand in einem Vorbereitungsplenum hinstellt und klar sagt: „Unser Ziel ist eigentlich nicht die Frage, was mit den Esso-Häusern oder mit der Roten Flora passiert, im Grunde genommen halten wir das für Kleinscheiß, sondern es geht uns darum, unseren Hass auf die Bullen zu artikulieren.“ Darauf könnte man sagen: „Dann seid ihr halt falsch hier, hier geht es jetzt um den konkreten Stadtbezug.“ Die Esso-Häuser und der Kampf der Lampedusa-Flüchtlinge sind nunmal keine anarchistischen Projekte, und die Rote Flora lebt auch von ihrer Akzeptanz im Schanzenviertel. Ausserdem – wie sagt die alte Gaunerweisheit: „Man haut das eigene Viertel nicht zu Klump". Ich finde, es ist eigentlich ein Riesenerfolg der Flora, dass sie eine derartige Akzeptanz im Viertel hat, obwohl sie bisher kaum Zugeständnisse an den realexistierenden Kapitalismus um sie herum gemacht hat. Wenn die Flora-Leute heute durchs Viertel gehen und Unterschriften sammeln, erklärt die Hälfte der umliegenden kleinen Läden ihre Solidarität."

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Mittwoch, 8. Januar 2014

Eva Völpel: Erwartbarer Dämpfer - Die Spaltung von Belegschaften bei Arbeitskämpfen ist nichts Neues. In diesem Fall zeigt sich, dass Amazon ein schwieriger Gegner für Verdi ist.

Die aktuellen Entwicklungen zeigen vor allem eines: dass Amazon ein schwieriger Gegner ist. Das Unternehmen siedelt sich nicht nur mit Vorliebe in strukturschwachen Regionen an, in denen Arbeitsplätze begehrt sind. Es zieht in dem Konflikt mit Verdi auch alle Register. Streikerfolge, wie die plötzlich doch mögliche Auszahlung von Weihnachtsgeld, werden umgedeutet als generöse Geste, Beeinträchtigung des Weihnachtsgeschäfts durch Arbeitsniederlegungen werden bestritten. Das klingt zwar nach Märchenstunde, aber niemand kann es nachprüfen.

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Hans-Jürgen Beijing: Politische Ökonomie des Welthandels – Transformationsprozesse und Machtbeziehungen

Mit Beginn der Weltfinanzkrise 2007 änderte sich dann allerdings die handelspolitische Agenda. Fortan ging es nicht mehr primär darum, den Liberalisierungsprozess zu forcieren, sondern protektionistische Alleingänge und einen Zusammenbruch der Weltwirtschaft abzuwehren. Nicht selten wurde an die Abwertungswettläufe und Handelsbarrieren erinnert, die im Anschluss an die Krise von 1929 einen sich wechselseitig aufschaukelnden Protektionismus herbeigeführt hatten. Tatsächlich gab es einige Indikatoren, die derartige Befürchtungen als nicht unbegründet erscheinen ließen. So brach der Welthandel im Jahr 2009 um 1,2 Prozent drastisch ein; ein Einbruch, der vor allem der nachfragebedingten Rezession in den OECD-Staaten und der (inter-)national beeinträchtigten Kreditvergabe geschuldet war.[19] Darüber hinaus hatten die Regierungen vieler Länder Konjunkturprogramme aufgelegt, in denen die einheimischen Unternehmen durch spezifische Komponenten nicht selten deutlich begünstigt, ausländische Konkurrenten mithin diskriminiert wurden. Letztlich blieb eine ähnliche Entwicklung wie in den 1930er Jahren aus.

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Nikolaus Wolf: Kurze Geschichte der Weltwirtschaft

Der Kern der "Zweiten Globalisierung", die Fragmentierung der Wertschöpfungsketten, steht im Gegensatz zur Spezialisierung der "Ersten Globalisierung". Auch wenn Tendenzen dazu schon weitaus früher zu beobachten waren, haben damit viele Unternehmen einen qualitativ neuen Charakter bekommen. In gewisser Ähnlichkeit zu den Fernhandelskaufleuten im Hochmittelalter haben sie sich von ihren Ursprungsländern gelöst und sind zu globalen Akteuren geworden, die sich durch ihre Mobilität nur noch schwer durch politische Institutionen kontrollieren lassen. Die Veränderung der Informations- und Kommunikationstechnologie hat außerdem zu einer enormen Aufwertung von Banken und Finanzmärkten geführt, welche die globale Fragmentierung der Produktion finanzieren und länderspezifische Risiken absichern.

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Sonntag, 5. Januar 2014

Reinhard Jellen: "Armutslöhne haben eine wichtige Funktion" - Arbeits- und Sozialrechtsprofessorin Helga Spindler über den Zusammenhang von Armut und wirtschaftlicher Prosperität. Teil 1

"Diese Entwicklung zeigt, wie fatal es ist, Armut nur mit niedriger Qualifikation oder mit Arbeitslosigkeit gleichzusetzen, weil dann die falschen Schlüsse gezogen werden können. Wenn Armut zum Beispiel hauptsächlich mit Arbeitslosigkeit verbunden wird, dann scheint die beste Gegenstrategie darin zu liegen, Menschen in Arbeit zu bringen. In welche Arbeit zu welchen Löhnen ist dann kein Thema und schon scheint Armut erfolgreich bekämpft. Übereinstimmend bewerteten sowohl Sozialdemokraten als auch die schwarz-gelbe Koalition, Kanzlerin und Kanzlerkandidat, als Erfolg der Hartz-Reform, dass wir weniger Arbeitslose und mehr Beschäftigte haben, was sie mit den von ihnen vorgelegten Statistiken auch belegen können. Ob wir damit auch mehr oder weniger Arme haben, interessiert sie nach dieser Definitionsverschiebung nicht mehr. Einstimmig gelobt wird die sinkende Arbeitslosenquote, sogar die sinkende Unterbeschäftigungsquote und die sinkende SGB II-Hilfe-Quote, alles Zahlen, die man durch statistische Tricks, Umstellung der Erhebungsmethode, Beschäftigung weit unter Qualifikationsniveau und gewünschter Vollzeit, abschreckendes Behördenhandeln und mangelnde Beratung beeinflussen kann. Gemeinsam ist allen diesen Zahlen, dass sie keinerlei Auskunft über eine weiter bestehende Armut in den Haushalten geben."

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Samstag, 4. Januar 2014

Steffen und Linus Roski: Besuch der Sammlung Falckenberg am 4. Januar 2014 (Santiago Sierra)

Eine der letzten Möglichkeiten in Hamburg die Werkschau Santiago Sierras zu besichtigen, bot sich uns heute. Was ist über Sierra zu sagen? Mindestens drei Dinge: Der Spanier setzt sich in seinen Werken und Installationen mit

  • den geschichtlichen Kontexten von Kunst,
  • der skulpturalen Dimension künstlerischen Schaffens und
  • dem Faktor menschlicher Arbeit in der kapitalistischen Gesellschaft

auseinander. Dabei ist er der Tendenz nach anarchistisch und damit herrschaftskritisch, leugnet dabei aber keineswegs seine genuine Zugehörigkeit zum System kapitalistischer Ausbeutung und Unterdrückung. Dies hinterlässt beim Betrachter gelegentlich ambivalente Gefühle.

Linus hat besonders ein großformatiges Transparent mit der Aufschrift

Inländer raus!
gefallen, das der Künstler auf der Urlaubsinsel Mallorca zeigen ließ.

Beeindruckt waren wir vor allem von einer Großrauminstallation, die per Video festgehalten wurde: Sie zeigte, von stalinistischer Musik unterlegt, eine Parade der seit 1975 in Spanien Herrschenden, beginnend mit Franco. Dabei wurden die großformatigen Leinwände auf dem Kopf stehend auf Staarskarossen platziert und auf einer Madrilener Prachtavenue präsentiert.















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