"Roland Barthes konnte in der Fotografie noch 'das Auftreten meiner selbst als eines anderen' beobachten. Es finde dabei 'eine durchtriebene Dissoziation des Bewusstseins von Identität' statt, notierte er in seinem Buch 'Die helle Kammer'. Davon ist gerade noch eine fahle Parodie geblieben, und die 'durchtriebene Dissoziation' wird in ihr Gegenteil gewendet: Das 'Bewusstsein von Identität' holt sich mit dem Gestänge seine ebenso schamlos sichtbare wie robuste Armierung. Dieses Ich braucht noch nicht einmal mehr auf der Strasse einen Passanten anzusprechen, um sich in Pose fotografieren zu lassen. Mit dem Auslöser im Sack und der Kamera auf der Stange kann jeder Lebensaugenblick und können selbst ganze Sequenzen nach eigener Massgabe und jederzeit fotografisch oder filmisch dokumentiert und für die eigene kleine Ewigkeit fixiert werden."
Quelle: http://www.nzz.ch/feuilleton/die-rueckeroberung-des-ich-1.18511504
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