Donnerstag, 1. November 2012

fair-news.de: Westfalen-Blatt - zum Thema Bertelsmann/Penguin

Penguin Random House: Das ist, als wenn Volkswagen und Toyota oder Nestlé, Kraft Foods und Dr. Oetker fusionierten. Sofern die Kartellbehörden zustimmen, entsteht auf dem Buchmarkt ein Global Player, der in der Lage ist, der Branche die Richtung vorzugeben. Die Ankündigung von Rupert Murdoch, ein eigenes Kaufangebot für Penguin vorzulegen, zeigt, dass die Konkurrenz die Gefahr erkannt hat. Etwas aber ist anders als bei Autos oder Lebensmitteln. Medien rühren an den Kern von Bildung, Demokratie und Freiheit. Gedanken sind frei. Doch um sie zu verbreiten, braucht es Medien. Und dabei spielte das Buch in der Kultur- und Ideengeschichte der Menschheit jahrhundertelang die führende Rolle. Es ist scheinbar genetisch von langer Wirkungsdauer. Das verpflichtet, auch wenn eine noch so große Vergangenheit nicht davor schützt, eines Tages überflüssig zu werden. Gerade erlebt das Buch einen Wandel, der ganz am Ende sogar die Existenz des gedruckten Buchs gefährdet. In den USA hat das E-Book bei Neuerscheinungen heute bereits einen Anteil von 15,5 Prozent. Nur in Deutschland schützt vorerst die Buchpreisbindung. Dies dürfte - neben dem Medienrecht und der Stellung des Kartellamts - einer der Gründe sein, warum Deutschland bei der Fusion noch ausgenommen ist. Bertelsmann muss man zugute halten: Beim Buch geht es ums Überleben. Die Musikbranche hat es erlebt. Sie hat nicht verhindert, dass ihr Geschäftsmodell zusammengebrochen ist. CDs lassen sich nicht mehr zu ordentlichen Preisen verkaufen, seit die Kunden ihre Lieblingshits einfach und viel billiger im Internet downloaden. Nun unterscheiden sich Buchstaben in digitaler Hinsicht nicht grundsätzlich von Noten. Wenn Leser trotzdem noch das gedruckte Werk bevorzugen, dann aus Tradition und wegen des Komforts. Papier kann man befühlen, knicken und beschreiben. Doch solche Argumente verlieren bei rationeller Betrachtung ihre Wirkung. Bertelsmann weiß, was blüht, wenn der Konzern keine funktionierende Strategie findet. Das gilt in besonderer Weise für den Ostwestfalen in New York: Buchvorstand Markus Dohle. Er hat gut verhandelt. Anders als beim Musik-Joint-venture mit Sony hat Bertelsmann im neuen Konzern die Mehrheit und das Sagen. Penguin Random House ist eine Macht, die mit Amazon, Apple & Co. auf einer Stufe verhandeln kann. Sicher besteht die Gefahr, dass kleinere Buchhändler, und dazu zählen schon die Thalias und die Hugendubels dieser Welt, an die Wand gedrückt werden. Noch prekärer ist die Lage für die Autoren. Doch chancenlos sind auch sie nicht, zumal, da sie notfalls ihre Werke auch über das Internet verbreiten können. Am Ende entscheiden die Kartellämter. Es ist kaum anzunehmen, dass sie die Fusion ohne Auflagen genehmigen.

Mein Blog befasst sich in einem umfassenden Sinn mit dem Verhältnis von Wissen, Wissenschaft und Gesellschaft. Ein besonderes Augenmerk richte ich dabei auf die Aktivitäten des Medien- und Dienstleistungskonzern Bertelsmann und der Bertelsmann Stiftung.

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