"Weder - noch, den Neimans (Susan Neiman: Warum erwachsen werden? Eine philosophische Ermutigung. Aus dem Englischen von Michael Bischoff. Hanser, Berlin 2015. 242 S.; SR) Modell des Erwachsenwerdens verlangt den schwierigen Balanceakt: zwischen naivem Idealismus einerseits und desillusioniertem Zynismus andererseits. Oder besser gesagt: Es will beide Extreme auf fruchtbare Weise verbinden - ähnlich, wie einst Kant in seiner Erkenntnistheorie Dogmatismus und Skeptizismus zusammenführte. Vor allem in der Auseinandersetzung mit Rousseaus 'Emile', Kants 'Kritik der reinen Vernunft', der Stoa und Hannah Arendt entwickelt Neiman ihr Modell, das sie als ein 'subversives Ideal' bezeichnet. Erwachsensein hiesse demnach: Gleichermassen ernüchtert wie 'nicht-resignativ' zu sein - eine engagierte Haltung, die die Grenzen der Realität zwar sieht, aber vor allem als Ansporn nimmt mitzuhelfen, das Sollen und das Sein zusammenzubringen: 'Erwachsenwerden verlangt, sich der Kluft zwischen beidem zu stellen, ohne eines davon aufzugeben.'"
Quelle: http://www.nzz.ch/feuilleton/buecher/werdet-endlich-erwachsen-1.18527725
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