Und in Europa? In Deutschland? Hierzulande gibt es Investmentbanker wie Dirk Notheis von Morgan Stanley. Dieser führte bekanntermaßen den früheren Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Stefan Mappus, am intellektuellen Nasenring durch die politische Manege, als es darum ging, den Energieversorger EnBW wieder zu verstaatlichen. In E-Mails, die vor etwa zwei Wochen an die Öffentlichkeit kamen, wird deutlich, wie Mappus sich anleiten ließ. "So ein Deal ist nicht ganz einfach für Ordoliberale", zitiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung aus Notheis' E-Mails. "Du sollst idealerweise einen renommierten Volkswirt haben, der das Ganze gut findet. Es sollte jemand sein, der Dir einen Gefallen schuldet." Und, besonders wichtig, "Mutti", wie Notheis die Bundeskanzlerin dabei nannte, solle erst kurz vor Abschluss des Deals informiert werden. Das Denken vom Primat der Kapitalmärkte bestimmt auch das Ringen um Europa. Mario Monti, der ialienische Ministerpräsident, sagte vor kurzem noch der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: "Ich vertraue dem Markt, auch den Finanzmärkten, womöglich sogar mehr als andere." Monti war früher übrigens Topberater bei Goldman Sachs. Nicht einmal die deutsche Kanzlerin ist immun. Noch vor einem Jahr beschrieb Merkel einen Kampf zwischen "Finanzmärkten und Politik". Als sie kürzlich im Deutschlandfunk gefragt wurde, wie bei der Euro-Rettung die parlamentarischen Entscheidungsprozesse gewahrt werden könnten, sagte sie: Man brauche eine "marktkonforme Demokratie".Kommentar von Steffen Roski: Man merke(l) auf: Eine "marktkonforme Demokratie"!
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