Samstag, 10. Januar 2015

Hartwig Isernhagen: Jonathan Swift, "Charlie Hebdo" und wir. Über Satire und Gewalt

"Der Ekel vor dem Menschen, der den eigenen Ansprüchen ans Humane nicht oder nicht mehr entspricht, produziert eine gewaltsame Zurückweisung. Der da spricht, ist der Satiriker in seiner härtesten Erscheinungsform. Sein Text ist eine Satire, die ihre Quelle in der Aggression gegen das Andere, das als schlecht erfahren wird, nicht verleugnen kann. Man muss froh sein, dass er dieses Andere nicht gleich auslöscht, totschlägt, vernichtet. Das ist aber genau der Punkt der Satire: Sie bleibt Sprache, und so lange sie Sprache bleibt, kommt es eben nicht zum Totschlag. Satire bietet der Gewalt eine Ausdrucksform und fängt sie damit ein, bevor sie Handlung werden kann. Die Karikaturen in 'Charlie Hebdo' sind ebenso wie die dänischen Mohammed-Karikaturen Versuche, eine wahrgenommene Gefährdung durch Kräfte innerhalb des Islam in aller Härte zu beantworten, ohne zu handeln."

Quelle:  http://www.nzz.ch/feuilleton/ueber-satire-und-gewalt-1.18458079

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